Diskriminierung erfolgt oft unbewusst

Was bewirkt Populismus bei uns? Das "wir" und das "ihr"

Der Mensch tut sich schwer mit seinem neurobiologischen Erbe, das eine Neigung zur positiven Beurteilung des "Wir" im Vergleich zum "Ihr" impliziert. Distanz und Rückbesinnung auf die Aufklärung sind unverzichtbar.

Diskriminierung erfolgt oft unbewusst, ihre tiefe Verankerung lässt sich bis auf die hormonelle Ebene nachvollziehen, so das Ergebnis einschlägiger Studien. Es ist vor allem das offensichtliche Bedürfnis nach einer Gruppenidentität, die dem Populismus den Weg bereitet: Wir sind besser als ihr. Der Mensch neigt dazu, das "Wir" vom "Ihr" abzugrenzen und dabei gefühlte Wahrheiten wie ein Schild vor sich her zu tragen. Menschliche Werte bleiben schnell auf der Strecke, wenn der kritische Diskurs gescheut wird.

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Wissenschaftliche Forschung belegt Neigung zur Gruppenidentität

Weist eine Gruppe gleiche Merkmale auf wie beispielsweise Rasse, Nation oder Kultur, fühlt sie sich den Mitgliedern einer andersartigen Gruppe gegenüber weniger verantwortlich. Diese These wurde in verschiedenen Studien belegt, selbst zufällige Zuschreibungen wie unterschiedlich farbige Hemden reichen dazu schon aus. Ganz offensichtlich ist das Bedürfnis nach einer bestimmten Identität innerhalb einer Gruppe stark ausgeprägt, auch wenn die oft strapazierten Merkmale letztlich nur eines sind: Zufall der ethnischen Herkunft.

Diese Gruppenidentität wird stabilisiert mit Geschichten über die anderen Gruppen, deren Wirkung umso stärker ausfällt, wenn sie ohne konkreten Bezug formuliert werden. Auf diese Weise können Stereotype optimal bedient werden. Schon bestimmte Sprachen, Kleidungsstile, Dialekte oder Gewohnheiten lösen demnach im Menschen Gefühle von Ablehnung oder Bedrohung aus - oder eben die Bereitschaft zur Hilfe.

Es ist vor allem das offensichtliche Bedürfnis nach einer Gruppenidentität, die dem Populismus den Weg bereitet."

Diskriminierung findet auf emotionaler Ebene statt

Die das menschliche Handeln stark beeinflussenden emotionalen Mechanismen entwickeln sich mit den Erfahrungen und passen sich so der Umwelt an. Schlechte Erfahrungen prägen künftige Entscheidungen, selbst wenn diese gar nicht selbst gemacht, sondern nur berichtet wurden. Das führt zu Konflikten mit dem bewussten Erleben: Ohne vernünftige Distanz zu den eigenen Emotionen und den Erklärungsmustern wird aus bewusstem Denken schnell die Rechtfertigung des emotionalen Erlebens, um eventuelle Widersprüche effektiv zu übertünchen.

Weichen die herrschenden Normen dann weit von den individuellen Empfindungen ab, baut sich eine Spannung auf, die sich zwangsläufig entladen muss. Unreflektiert durch Gefühle gesteuertes Denken lässt sich hinterfragen, indem die Position des Anderen eingenommen wird: Was bedeutet das Handeln des "Wir" für das "Ihr"? Darauf fußen universelle Menschenrechte, die durch die Aufklärung ganz unabhängig von der ethnisch zufälligen Herkunft formuliert wurden. Um dem Populismus das Wasser abzugraben, müssen die Diskussionen in puncto Globalisierungsfolgen auf einem höheren Niveau geführt werden, was nicht zuletzt auch die Art und Weise politischer Kampagnen umfasst.

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