Gegen einen starken Euro spricht auch die fortgesetzte Niedrigzinspolitik der EZB

Der Analyst Wieland Staub Der Euro im Abwärtstrend

Zum Jahresbeginn konnte der Euro vor Kraft kaum laufen. Dank des Aufschwungs in der Euro-Zone herrschte allenthalben Optimismus. Im Zeitraum Ende Januar bis Mitte Februar übersprang der Kurs sogar mehrfach die Marke von 1,25 Dollar/Euro und einige Währungs-Experten sahen die Gemeinschaftswährung bereits bei 1,30 Dollar/Euro und mehr.

Doch die Euphorie hielt nicht lange - inzwischen bewegt sich der Kurs in einer Bandbreite von 1,15 bis 1,17 Dollar/Euro. Analysten wie Wieland Staub halten eine noch weitere Abwärtsbewegung für durchaus möglich. Selbst historische Tiefststände um die 1,05 Dollar/Euro scheinen danach nicht mehr ausgeschlossen.

Technische und fundamentale Gründe für schwächeren Euro 

Staub begründet seine Einschätzung vor allem charttechnisch. Zunächst sei der Euro an der Widerstandslinie von 1,24 bis 1,25 Dollar/Euro gescheitert und habe danach die Unterstützungszone von 1,18 bis 1,21 Dollar/Euro nach unten durchbrochen. Bemerkenswert sei, dass die Dynamik nach unten stärker ausgeprägt gewesen sei als zuvor die Bewegung nach oben. Daher sei es nicht unwahrscheinlich, dass der Abwärtsschwung noch länger anhalte. Die Gemeinschaftswährung könne zwar noch eine Weile um die 1,15 Dollar/Euro pendeln, doch die Signale deuteten derzeit eher auf eine Fortsetzung des Sinkflugs. 

Nun sind solche charttechnischen Betrachtungen nicht unumstritten. Es gibt aber auch "fundamentale" Argumente für einen tendenziell schwächeren Euro. Der Kursanstieg zu Jahresbeginn war eine typische Börsenübertreibung und - trotz guter Wirtschaftsdaten - nicht unbedingt durch Fakten unterlegt. Inzwischen wird die wirtschaftliche Entwicklung in Europa - u.a. dank der Unsicherheit durch die Trump'sche Handelspolitik - verhaltener eingeschätzt. Aktuell hat zum Beispiel das Ifo-Institut seine Prognose für das BIP-Wachstum in Deutschland 2018 von 2,6 Prozent auf 1,8 Prozent zurückgenommen. 

Aktuell wird die wirtschaftliche Entwicklung in Europa - u.a. dank der Unsicherheit durch die Trump'sche Handelspolitik - verhalten eingeschätzt."

Zunehmende Zinsspreizung im Euro- und Dollar-Raum

Gegen einen starken Euro spricht auch die fortgesetzte Niedrigzinspolitik der EZB. Zwar will die Euro-Notenbank jetzt ihre Anleihekäufe im Dezember beenden. Aber die Nullzinsen sollen mindestens bis Mitte nächsten Jahres bestehen bleiben. 

In den USA wurden die Leitzinsen dagegen bereits mehrfach erhöht und der Prozess der Zinsanhebungen ist nicht einmal abgeschlossen. Das macht es für Anleger attraktiver, Geld in den Dollar-Raum fließen zu lassen. Die Nachfrage nach Dollar steigt also, was diesen aufwerten lässt.

Dagegen wird es unattraktiver, Euro zu halten - er Euro wertet ab und hat dabei das Nachsehen.

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