Der Euroraum steht vor langfristigen strukturellen Problemen, die die Inflation beeinflussen könnten

Herausforderungen und Perspektiven Der Kampf gegen die Inflation

Die Inflation im Euroraum bleibt ein zentrales wirtschaftspolitisches Thema.

Obwohl die Inflationsraten nach den Höchstständen von 2022 und 2023 wieder gesunken sind, warnt der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) vor einer zu frühen Entwarnung. Interne wie externe Faktoren könnten dazu führen, dass die Inflation erneut anzieht. Besonders geopolitische Spannungen, steigende CO₂-Preise und strukturelle Herausforderungen gefährden die Preisstabilität.


Die aktuellen Risiken

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1. Steigende CO₂-Preise

Die Europäische Union treibt die Umsetzung des Green Deals und die Einführung eines einheitlichen CO₂-Preissystems voran. Ab 2025 sollen die CO₂-Kosten in verschiedenen Wirtschaftssektoren, insbesondere im Verkehr und im Gebäudebereich, weiter steigen. Diese zusätzlichen Belastungen für Unternehmen und Verbraucher dürften die Produktionskosten erhöhen und die Inflation im Euroraum mittelfristig beeinflussen. Der BVR warnt, dass diese Entwicklung besonders in Ländern mit hoher Energieabhängigkeit spürbar sein könnte.

2. Geopolitische Spannungen

Der Krieg in der Ukraine, die verschärften Handelskonflikte zwischen den USA und China sowie Instabilitäten im Nahen Osten haben bereits in den vergangenen Jahren die Energie- und Rohstoffpreise volatil gemacht. Sollte sich die geopolitische Lage weiter verschärfen, könnten erneute Preissprünge bei Öl, Gas und anderen Rohstoffen die Inflation zusätzlich befeuern. Die Versorgungssicherheit und die Stabilität globaler Lieferketten bleiben daher wesentliche Unsicherheitsfaktoren.

3. Strukturelle Herausforderungen

Der Euroraum steht vor langfristigen strukturellen Problemen, die die Inflation beeinflussen könnten. Der demografische Wandel, ein zunehmender Fachkräftemangel und steigende Lohnforderungen stellen insbesondere in Deutschland ein Risiko dar. Höhere Arbeitskosten könnten die Unternehmen dazu zwingen, die gestiegenen Ausgaben auf die Verbraucherpreise umzulegen. Gleichzeitig erschweren die hohen Staatsverschuldungen in einigen Euro-Ländern, allen voran in Italien und Frankreich, die fiskalpolitischen Spielräume.


Flexibilität der Geldpolitik gefordert

In diesem unsicheren Umfeld fordert der BVR von der Europäischen Zentralbank (EZB) Flexibilität bei geldpolitischen Entscheidungen. Nach den massiven Zinserhöhungen im Jahr 2023, mit denen die EZB die Inflation erfolgreich eingedämmt hat, steht sie nun vor einer schwierigen Abwägung: Einerseits könnte eine Fortsetzung der strikten Geldpolitik das Risiko einer Rezession erhöhen. Andererseits könnte eine zu frühe Lockerung der Zinspolitik das Inflationsgespenst erneut auf den Plan rufen.

Anpassungsfähigkeit in der Zinspolitik

Die EZB muss daher genau abwägen, wann und wie stark sie auf neue Entwicklungen reagiert. Der BVR betont, dass geldpolitische Entscheidungen stärker auf die spezifischen wirtschaftlichen Bedingungen in den Mitgliedsstaaten eingehen sollten. Länder mit höherer Verschuldung könnten von einer moderateren Zinspolitik profitieren, während wirtschaftlich robustere Staaten wie Deutschland höhere Leitzinsen verkraften können.

Kommunikation mit den Märkten

Eine klare Kommunikation ist entscheidend, um die Unsicherheiten an den Märkten zu minimieren. Der BVR empfiehlt, dass die EZB ihre Strategie transparent darlegt, um sowohl Investoren als auch Unternehmen und Verbraucher auf mögliche Änderungen der Geldpolitik vorzubereiten.


Die Rolle der Finanzpolitik

Viele mahnen, dass sowohl die Politik als auch die Wirtschaft verstärkt zusammenarbeiten müssen, um die strukturellen Probleme des Euroraums zu bewältigen und das Risiko einer erneuten Inflationswelle zu minimieren."

Neben der Geldpolitik ist auch die Fiskalpolitik gefragt, um die Inflation nachhaltig einzudämmen. Der BVR ruft die Mitgliedsstaaten der Eurozone dazu auf, ihre Haushaltsdefizite zu reduzieren und gezielte Maßnahmen zur Förderung von Wachstum und Produktivität umzusetzen. Dazu zählen:

  • Investitionen in Bildung und Infrastruktur: Diese können langfristig die Wettbewerbsfähigkeit steigern und so helfen, strukturelle Inflation zu bekämpfen.
  • Energiepolitik: Eine Diversifizierung der Energiequellen und der Ausbau erneuerbarer Energien könnten die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen reduzieren und die Preisstabilität stärken.

Prognose für 2025

Die mittelfristigen Aussichten für die Inflation bleiben unsicher. Der BVR erwartet, dass die Inflationsraten im Euroraum bis Ende 2024 moderat bleiben könnten, sofern keine größeren externen Schocks auftreten. Für 2025 sieht der Verband jedoch mehrere potenzielle Risiken:

  • Stärkere Energiepreissteigerungen aufgrund der CO₂-Bepreisung und globaler Nachfrage.
  • Erhöhte Lohn-Preis-Spiralen, besonders in den Dienstleistungssektoren.
  • Persistente geopolitische Unsicherheiten, die die globalen Märkte belasten könnten.

Fazit

Der Kampf gegen die Inflation ist noch nicht gewonnen. Während die bisherigen geldpolitischen Maßnahmen der EZB Wirkung zeigen, bleibt die Lage aufgrund externer und interner Faktoren angespannt. Eine enge Abstimmung zwischen Geld- und Fiskalpolitik sowie eine flexible Anpassung an neue Herausforderungen sind unerlässlich, um die Preisstabilität langfristig zu sichern.

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