Der Gesundheitsminister lehnt das ab Die Eltern pflegen
Seit seinem Amtsantritt sorgt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn mit kernigen Statements für mediale und politische Aufmerksamkeit. So auch jetzt wieder bei einer Talkshow. Er könne sich nicht vorstellen, seine Eltern im Alter zu pflegen, so Spahn. Die erwarteten das im Übrigen auch nicht von ihm.
Diese Aussage erstaunt. Denn die gesetzliche Pflegeversicherung in Deutschland, für die der Gesundheitsminister zuständig ist, beruht ganz wesentlich auf der häuslichen Pflege. Und die findet zu einem wesentlichen Teil über Familienangehörige - in der Regel Töchter oder Söhne - statt.
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Pflege im Pflegeheim nur die ultima ratio
Die Pflege im Pflegeheim ist nur die ultima ratio im deutschen Pflegesystem. Sie ist dann vorgesehen, wenn die Pflegebedürftigkeit so intensiv ist, dass sie im Rahmen der ambulanten Pflege zu Hause nicht mehr dargestellt werden kann. Ohne eine solche Beschränkung würde die Pflegeversicherung schnell an ihre Grenzen kommen. Sie ist ohnehin nicht auf Kostendeckung, sondern auf Kostenbezuschussung angelegt. Eine beträchtliche Eigenleistung durch Familienangehörige gehört zum System. Es würde sonst nicht funktionieren.
Unabhängig von diesen "systemtechnischen" Überlegungen besitzt die Frage der Eltern-Pflege aber noch andere Aspekte. Es ist ein schwieriges Thema, über das sich von Nicht-Betroffenen leicht reden lässt. Wer die Frage selbst beantworten muss, tut sich sehr viel schwerer. Oft schlagen zwei Herzen in der Brust. Auf der einen Seite ist das Pflichtgefühl, für die Eltern im Alter da zu sein, wenn sie hilfsbedürftig sind. Sie haben sich schließlich auch in der Kindheit gekümmert. Andererseits stellt die Pflege eine nicht zu unterschätzende physische und psychische Belastung dar, selbst wenn ambulante Pflegedienste unterstützen. Sie mit einem Beruf unter einen Hut zu bringen, ist oft kaum möglich. Spätestens dann handelt es sich um eine existenzielle Frage.
Die Pflege im Pflegeheim ist nur die ultima ratio im deutschen Pflegesystem."
Die Eltern pflegen - es gibt kein "richtig" oder "falsch"
Eine "richtige" oder "falsche" Antwort gibt es nicht, schon gar keine pauschale. Jeder betroffene Angehörige muss sie letztlich individuell für sich selbst beantworten. Finanziell sind Kinder ohnehin in der Pflicht.
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Der Gesundheitsminister sollte sich jedenfalls gut überlegen, ob er Aussagen trifft, die mit der Wirklichkeit seines eigenen Verantwortungsbereichs wenig gemein haben.
Autor: Jürgen E. Nentwig, juergen.nentwig@gfmsnentwig.de