Lohnt sich die PKV wirklich? Die Private Krankenversicherung
Bessere Leistungen bei günstigeren Beiträgen - das ist das Argument, mit dem die Private Krankenversicherung - kurz PKV - wirbt. Und viele, vor allem jüngere Besserverdienende, folgen diesem lockenden Angebot gerne.
Doch der Wechsel von der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) ist eine Grundsatzentscheidung mit Langzeitwirkung. Er sollte gut überlegt sein. Arbeitnehmer haben die Wechseloption ohnehin nur, wenn ihr Einkommen die Beitragsbemessungsgrenze, 2015 49.500 Euro und nächstes Jahr 50.850 Euro, überschreitet. Selbstständige und Freiberufler können dagegen flexibler entscheiden. Bei Beamten stellt die PKV den Regelfall dar.
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GKV und PKV - gravierende Systemunterschiede
Gesetzliche und Private Krankenversicherungen bauen auf unterschiedlichen Grundsätzen auf. In der GKV gilt das Solidarprinzip. Hier orientieren sich die Beiträge an der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, gemessen am Einkommen. Die Beiträge sind daher - bis zur Beitragsbemessungsgrenze - einkommensabhängig. Besserverdienende subventionieren tendenziell das System.
In der PKV kommt dagegen das Äquivalenzprinzip zur Anwendung. Hier hängt die Beitragshöhe vom versicherten Risiko ab, das Einkommen spielt keine Rolle. Durch diese Systemunterschiede ist es möglich, dass beim Wechsel in die Private Krankenversicherung tatsächlich trotz deutlich besseren Leistungsniveaus niedrigere Beiträge zu zahlen sind. Vor allem jüngere, gut verdienende Singles profitieren davon. Das muss aber nicht so bleiben.
Mit der Heirat oder Familiengründung kann die Bewertung ganz anders ausfallen. Hier bietet die GKV - unter bestimmten Voraussetzungen - mit der Familienversicherung die Möglichkeit, Partner und Kinder beitragsfrei mitzuversichern. In der PKV ist dagegen jeder Familienangehörige - beitragspflichtig - extra zu versichern. Dadurch kann die Beitragsbelastung schnell ungünstiger werden.
Eine Entscheidung für immer?
Der Wechsel in die Private Krankenversicherung wird außerdem umso teurer, je älter Sie beim Eintritt sind. Die Versicherungen kalkulieren hier das erhöhte Krankheitsrisiko in die Beiträge ein. Bei bestehenden Versicherungsverträgen wird das "Altersrisiko" über Altersrückstellungen aufgefangen. Daher sollte ein Wechsel vor allem in jungen Jahren erfolgen.
Nur mit einer eingehenden Analyse Ihrer Lebenssituation und -planung ist eine fundierte Empfehlung möglich."
Einen Nachteil hat die PKV auf jeden Fall. Eine Rückkehr in das gesetzliche System ist nicht ohne weiteres möglich. Hier ist das Rück-Wechseln nur in bestimmten Konstellationen vorgesehen, jenseits der 55 fast ausgeschlossen. Gerade ältere Menschen wären oft bei der GKV besser aufgehoben, müssen aber dann im privaten System bleiben. Hier besteht zumindest die Möglichkeit, mit der Wahl des sogenannten Basistarifs günstigere Beiträge bei einem der GKV vergleichbaren Leistungsniveau zu erhalten.
Nutzen Sie guten Rat!
Wenn Sie an einen Wechsel denken, sollten Sie kompetenten und unabhängigen Rat nutzen. Nur mit einer eingehenden Analyse Ihrer Lebenssituation und -planung ist eine fundierte Empfehlung möglich. Oft besteht die beste Lösung im Verbleib in der GKV und dem Abschluss privater Zusatzversicherungen.