Die Einkommen gingen in Deutschland in den letzten Jahren immer weiter auseinander

Die Schere zwischen arm und reich Die soziale Spreizung verschärft sich

Der WSI-Verteilungsbericht kommt zum Ergebnis, dass die Mittelschicht schrumpft: Immer mehr Menschen fallen durchs Raster - und zwar nach oben und nach unten.

Wie das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) in einer Studie ermittelte, gingen die Einkommen in Deutschland in den letzten Jahren immer weiter auseinander. In erster Linie nahm die Zahl der unter der Armutsgrenze liegenden Haushalte deutlich zu, auf der anderen Seite aber auch die der Haushalte oberhalb der Reichtumsgrenze - rein statistisch gesehen.

Arm und Reich - die Schere geht weiter auseinander

Die Haushalte, die sich seit mehr als fünf Jahren oberhalb oder unterhalb des Einkommensdurchschnitts bewegen, hat zugenommen - wobei diese Entwicklung bei armen Haushalten stärker ausgeprägt ist. Vor allem im Langzeitvergleich sind die Zahlen deutlich, seit 25 Jahren steigt die Armut kontinuierlich an: Waren 1990 rund elf Prozent der in Deutschland lebenden Menschen einkommensarm, stieg dieser Anteil bis 2015 auf knapp 17 Prozent an.

Als Ursache wird auch der Flüchtlingszuzug angeführt. Die Armutsquote unter den in Deutschland geborenen Menschen ist relativ stabil, obwohl die Armutsbelastung auch hier höher ausfällt. Auffällig sind die regionalen und geschlechterspezifischen Unterschiede: In Ostdeutschland ist die Häufigkeit dauerhafter Armut beispielsweise sechsmal so hoch wie im Rest der Republik. Zwei Drittel der zu den Wohlhabenden zählenden Menschen sind Männer, 95 Prozent der nach Einkommen Reichen leben in den alten Bundesländern. Als wesentliche Faktoren zur Armutsvermeidung macht die Studie Vollzeittätigkeit und Bildung aus.

Bedrohung für die Gesellschaft

Insgesamt leitet das WSI aus dieser Entwicklung eine Bedrohung für die Stabilität der gesamten Gesellschaft ab, da die Lebenswelten immer weiter auseinander driften. Sinkt die soziale Mobilität weiter, weil beispielsweise die soziale Mischung in Wohngebieten abnimmt, beschleunigt sich dieser Prozess noch, so die Warnung der Forscher. 

In Ostdeutschland ist die Häufigkeit dauerhafter Armut sechsmal so hoch wie im Rest der Republik."

Das zur Hans-Böckler-Stiftung gehörende WSI nutzten für ihre Studien Daten des Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) aus dem Jahr 2015. Zur Auswertung verfolgte das WSI gängige Regeln, die zum Beispiel auch Grundlage des Armuts- und Reichtumsberichtes der deutschen Bundesregierung sind. 

Dabei gilt ein Haushalt mit einem Einkommen von unter 60 Prozent des Durchschnittseinkommens als arm, das im Jahr 2015 für einen Singlehaushalt 12.192 Euro netto pro Jahr ausmachte. Reich war hingegen, wer wenigstens das Doppelte des Durchschnittseinkommens verdiente.

Kontakt zu mir

Hallo!
Schön, dass Sie mich kennenlernen möchten.