Eine mögliche Anlagestrategie Dividenden, der Zinsersatz
In Zeiten, in denen verzinsliche Anlagen kaum noch Erträge bringen, hat mancher Anleger Dividenden für sich entdeckt. Die Dividendenrendite etlicher Aktien liegt deutlich über der Verzinsung von Anleihen oder Bankeinlagen.
Bieten Aktien mit hohen Ausschüttungen daher eine Alternative zu verzinslichen Investments? Ganz so einfach ist es nicht, denn es gibt wichtige Unterschiede. Die Bedeutung der Dividende als Renditekomponente wird tatsächlich oft unterschätzt. Wer sich in Aktien engagiert, hofft üblicherweise auf Kursgewinne; die Dividendenerträge werden dagegen eher vernachlässigt.
Autor
Dividendenrendite - oft unterschätzt
Zu Unrecht, wie empirische Untersuchungen zeigen. Bei den europäischen Aktien im MSCI Europe zum Beispiel machen Dividenden in der Langfrist-Betrachtung immerhin 40 Prozent der Wertentwicklung aus, 60 Prozent entfallen auf Kursgewinne. Viele Unternehmen bemühen sich um Dividendenkontinuität, um ihre wirtschaftliche Stabilität zu signalisieren. Das lässt Dividenden fast wie Zinskupons erscheinen.
Dennoch gilt, letztlich können Dividenden nur dann gezahlt werden, wenn die Ertragslage das hergibt. Auch vermeintlich sichere Dividendenwerte sind dabei nicht vor Ausschüttungskürzungen gefeit. So hat die Deutsche Bank letzthin ihre Dividende für dieses und nächstes Jahr ganz gestrichen. Volkswagen - sonst ebenfalls ein zuverlässiger Dividendenbringer - dürfte wohl folgen. Es sind nicht die einzigen Beispiele. Dividenden sind daher potentiell schwankungsanfälliger als Zinskupons. Und die Tatsache, dass in der Vergangenheit kontinuierlich hohe Ausschüttungen gezahlt wurden, bedeutet keineswegs eine Garantie für die Zukunft.
Investment mit Risiko
Hinzu kommt, dass die Dividendenrendite auch von der Kursentwicklung abhängig ist. Bei hohen Kursen wird sie prozentual geringer, bei niedrigen Kursen prozentual höher. Aktien mit hoher Volatilität haben daher auch eine instabile prozentuale Dividendenrendite. Wer eine Dividendenstrategie verfolgt, wird sich daher bevorzugt auf Werte konzentrieren, die im Zeitablauf nur vergleichsweise geringe Kursschwankungen aufweisen und eine ansehnliche Dividendenrendite aufweisen. Oft sind das Unternehmen, die eine hohe Eigenkapitalquote und relativ stabile Kapitalströme besitzen, aber nicht unbedingt zu den wachstumsstärksten gehören.
Die Bedeutung der Dividende als Renditekomponente wird tatsächlich oft unterschätzt."
Blickt man auf die Historie, gibt es durchaus eine Reihe von Aktiengesellschaften, auf die das zutrifft. Dazu gehören zum Beispiel Werte aus der Nahrungsmittelindustrie wie Nestlé oder Archer Daniels, der Konsumgüterbranche wie Unilever oder Procter & Gamble und der Gesundheitswirtschaft wie Johnson & Johnson oder Novo Nordisk. Ein Klassiker der Dividendenwerte sind Versorger. Bei Energieriesen wie E.ON oder RWE erscheint es allerdings fraglich, ob sie angesichts hoher Verluste ihre bisherige Dividendenpolitik fortsetzen können.
Eine Dividendenstrategie ist daher immer ein Investment mit Schwankungen - dem Preis für die im Schnitt bessere Renditeperspektive. Es kommt dabei auch auf die richtige Auswahl und Mischung an. Als Beimischung zum gezielten Vermögensaufbau ist die Berücksichtung von Dividendenwerten durchaus sinnvoll.
Erst der Mensch, dann das Geschäft