Die mögliche Inflation wird vernachlässigt Erstaunliche Ruhe an den Anleihemärkten
Erwartungen einer stärkeren Inflation zeigen sich üblicherweise in steigenden Anleiherenditen. Wenn man die Entwicklung am Rentenmarkt betrachtet, scheint keine übermäßige Furcht vor größerer Geldentwertung zu bestehen. In den letzten Wochen sind die Renditen bei langfristigen Anleihen eher gesunken als gestiegen.
Die EZB bemüht sich zwar nach Kräften, der Inflation in der Euro-Zone einen gewissen Schub zu geben. Zwei Prozent wird von der Euro-Notenbank als erstrebenswertes Ziel angesehen, um eine ungestörte wirtschaftliche Entwicklung zu gewährleisten. Trotz der gigantischen Geldmengenausweitung durch die fortgesetzte Niedrigzinspolitik und die Anleiheaufkäufe wird dieses Ziel bisher jedoch nur mit Mühe erreicht.
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Kaum Inflationsängste am Rentenmarkt
Aktuelle Schätzungen für den April beziffern die Inflation in der Euro-Zone auf 1,9 Prozent - ein Wert, der vor allem dem wieder gestiegenen Ölpreis zu verdanken ist. Immerhin ist das geringfügig mehr, als von Experten erwartet wurde, die lediglich 1,8 Prozent Preissteigerung prognostiziert hatten. Rechnet man die volatilen Preise für Energie und Lebensmittel heraus, liegt die Geldentwertung allerdings nur bei 1,3 Prozent. Es überrascht nicht, dass die Anleiherenditen auf die Bekanntgabe der neuesten Inflationsschätzungen nur kurz und in sehr überschaubarem Umfang reagierten. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen erhöhte sich von 0,29 auf 0,34 Prozent. Inflationsfurcht ist das nicht.
Druck aus den USA hat nachgelassen
Auch aus den USA hat der Druck auf höhere Renditen inzwischen deutlich nachgelassen. Das Wirtschaftswachstum ist im ersten Quartal 2017 - dem ersten unter Donald Trump - mit 0,7 Prozent überraschend schwach ausgefallen. Die Erwartungen einer stärkeren Inflation infolge der Wirtschaftspolitik des neuen US-Präsidenten sind inzwischen ebenfalls erheblich zurückhaltender, nachdem seinen vielen Ankündigungen bisher wenig Taten gefolgt sind.
Die an den inflationsgeschützten Anleihen ablesbare Inflationserwartung des Marktes liegt aktuell bei 1,8 Prozent."
Die Trump'sche Gesundheitsreform ist vorerst gescheitert. Von der Steuerreform sind nur Eckwerte bekannt, aber kein Finanzierungskonzept. Und das milliardenschwere Infrastrukturprogramm ist einstweilen mehr Vision als Realität. Die Renditen zehnjähriger US-Anleihen haben vor diesem Hintergrund zuletzt wieder nachgegeben und sind von 2,6 auf 2,3 Prozent gesunken. Die an den inflationsgeschützten Anleihen ablesbare Inflationserwartung des Marktes liegt aktuell bei 1,8 Prozent, was nicht eben viel ist.
Vorerst keine Rückkehr der (hohen) Inflation
War noch vor etwa zwei Monaten in den Medien vielfach von einer Rückkehr der Inflation die Rede, ist inzwischen eine bemerkenswerte Beruhigung der Lage festzustellen. Mit starken Preissteigerungen wird selbst auf mittlere bis längere Sicht von den Märkten offenbar nicht gerechnet. Solange die wirtschaftliche Entwicklung langsam, aber stetig verläuft und keine unerwarteten "Schocks" kommen, könnte es so weitergehen mit der moderaten Inflation.