Langfristigkeit in der ganzen Geschäftsausrichtung Familienunternehmen mit Vorteilen
"Family Businesses" oder "Entrepreneurial Businesses" so lautet eine neue Forschungsdisziplin im Bereich der Wirtschaftswissenschaften. Dabei ist der Forschungsgegenstand keineswegs neu. Familienunternehmen gehören traditionell zu einem wichtigen Bestandteil der Wirtschaft - nicht nur in Deutschland, sondern auch anderswo.
Das Interesse an eigentümergeführten Unternehmen nimmt zu - von Seiten der Wissenschaft ebenso wie von Investoren. Denn nicht selten erweisen sie sich gegenüber rein managergeführten Großunternehmen als überlegen. Das belegt zum Beispiel eine aktuelle Untersuchung des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV). Darin werden rund 300.000 Bilanzen mittelständischer - überwiegend familien- oder inhabergeführter - Unternehmen analysiert. Das Ergebnis erscheint eindeutig. Seit 2003 konnten mittelständische Firmen ihre Gewinne aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit um 123 Prozent steigern. Die großen AG's schafften dagegen nur ein Plus von 97 Prozent.
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Erfreulich ist auch die Entwicklung des Eigenkapitals. Galt die Eigenkapitalausstattung lange als typisch mittelständisches "Sorgenkind", hat die Eigenkapitalquote mittlerweile 25 Prozent erreicht und zeigt einen anhaltenden positiven Trend. Genügend Eigenkapital ist nicht nur Ausdruck unternehmerischen Erfolgs, sondern auch wichtiger Stabilisator und Risikopuffer. Unternehmen mit ansehnlichen Eigenmitteln sind weniger krisenanfällig.
Familiengeführte Unternehmen - Licht und Schattenseiten
Was sind die besonderen Erfolgsfaktoren von Familienunternehmen? Darüber gibt nicht nur die DSGV-Untersuchung Aufschluss, eine Reihe von Studien haben sich mit dem Thema befasst:
- Familienunternehmen werden anders geführt. Bei ihnen sind die Entscheidungswege oft kürzer, es herrscht eine vertrauensbasierte Unternehmenskultur und eine hohe Identifikation mit dem Betrieb. Die Management-Prozesse sind in vielen Fällen effizienter als bei großen Konzernen;
- zwar können Familienunternehmen nicht unbedingt bei der Vergütung punkten, wohl aber bei der Arbeitsatmosphäre. Eigenverantwortliches Handeln, Work-Live-Balance, Arbeitsplatzsicherheit und Perspektiven stehen bei ihnen häufig höher im Kurs als bei Großunternehmen. Die Beschäftigten wissen das zu schätzen, was sich in der Motivation zeigt;
- im Unterschied zum Management in Konzernen verfolgen familiengeführte Unternehmen eher eine langfristige und nachhaltige Erfolgsstrategie. Das Schielen auf Börsen-Analysten und Quartals-Ergebnisse ist hier die Ausnahme, nicht die Regel. Auch das Boni-Unwesen hat bislang kaum Einzug gehalten.
Wo Licht ist, gibt es allerdings auch Schatten. Spezifische Nachteile von Familienunternehmen sind mögliche familieninterne Konflikte und Machtkämpfe, ungelöste Nachfolgeregelungen und zu große Abhängigkeit vom Kapital des Inhabers oder der Eigner-Familie.
Familienunternehmen werden anders geführt."
Die besten Familienunternehmen
Die Schlussfolgerung aus den verschiedenen Untersuchungen lautet: bei Investment-Entscheidungen sollte nicht nur die Länder- und Branchenzugehörigkeit oder die Unternehmensgröße eine Rolle spielen, sondern auch die Eigentümer-Struktur. Am erfolgversprechendsten sind solche Unternehmen, bei denen die Familien keine deutliche Mehrheit, sondern nur eine maßgebliche Beteiligung - zum Beispiel 20 oder 30 Prozent - besitzen. Das ist genug, um wirksam Einfluss auszuüben.