Wer Steuerrückerstattungen erwartet, sehnt den Steuerbescheid herbei

Steuererklärungen Finanzämter werden immer schneller

Wer Steuerrückerstattungen erwartet, sehnt den Steuerbescheid herbei; wer mit Nachzahlungen rechnet, wird über langsame Bearbeitung nicht böse sein. Des einen Freud, des anderen Leid - im Schnitt bearbeiten die Finanzämter die Steuererklärungen heute schneller als früher.

Das zeigt zumindest die aktuelle Auswertung eines bekannten Online-Steuerportals, über das pro Jahr rund 500.000 Steuererklärungen erstellt werden - genug Datenmaterial, um die Schnelligkeit von Finanzämtern zu überprüfen. In die Untersuchung gingen Finanzämter ein, bei denen mindestens 50 Steuererklärungen für 2019 via Portal eingereicht worden waren. 508 Finanzämter konnten ausgewertet werden.

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St. Ingbert lieferte 2020 am schnellsten

Danach ist das Finanzamt St. Ingbert im Saarland mit einer durchschnittlichen Bearbeitungsdauer von 28,7 Tagen das schnellste in 2020 gewesen, gefolgt vom Finanzamt Solingen in NRW mit vier Tagen mehr. Im Bundesschnitt lag die Bearbeitungsdauer bei 53,1 Tagen. Überdurchschnittlich lange brauchte u.a. das Finanzamt Jena mit 84,9 Tagen - dreimal so lange wie St. Ingbert. Über die Jahre betrachtet sind die Finanzämter aber schneller geworden. 2019 hatte die Bearbeitung durchschnittlich noch 54,7 Tage gedauert, 2018 gar 56,1 Tage.

Dass die Bearbeitungszeit weiter gesunken ist, stellt keine Selbstverständlichkeit dar. Schließlich war 2020 - Pandemie-bedingt - durch viele Besonderheiten gekennzeichnet. Zwar fiel in den Finanzämtern zeitweise der Publikumsverkehr weg, dafür mussten viele Mitarbeiter ins Home-Office ausweichen, was die Prozesse eher verkomplizierte. Viele Betriebe stellten Anträge auf Stundung ihrer Steuerschuld oder für geringere Vorauszahlungen wegen Umsatzausfällen. Der administrative Aufwand in den Behörden erhöhte sich dadurch um geschätzte 15 bis 20 Prozent.

Viele Steuererklärungen werden heute vom Computer bearbeitet und danach einfach durchgewunken."

Digitalisierung ermöglicht automatische Steuerbearbeitung

Dass es trotzdem etwas schneller mit der Steuererklärung ging, ist wohl auf fortschreitende Digitalisierung in den Finanzämtern zurückzuführen. ELSTER sei Dank! Viele Steuererklärungen werden heute vom Computer bearbeitet und danach einfach "durchgewunken". Es handelt sich um simple Standard-Vorgänge. 2016 gab es erst 750.000 solcher automatischen Fälle, 2019 schon 2,2 Millionen. Der Sachbearbeiter greift hier nur noch bei außergewöhnlichen Sachverhalten ein.

Auf das Steuererklärungsjahr 2020 darf man gespannt sein. Hier werden sich viele Corona-Regelungen auswirken wie die Home-Office-Pauschale oder das Kurzarbeiter-Geld, das zwar steuerfrei ist, aber vielfach erstmals Steuererklärungspflicht auslöst. Auch die Möglichkeit der Verlustverrechnung für Unternehmen bedeutet für die Finanzämter Mehrarbeit.

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