Dahinter steckt Start-up Locomore Flixbus greift die Bahn an
Als Ende 2016 das Start-up Locomore den Bahnbetrieb aufnahm, sorgte das für Schlagzeilen. Nur wenige Monate später kam das Aus für das junge Unternehmen. Dem per Crowdfunding finanzierten Betrieb ging das Geld aus. Doch Totgesagte leben länger: Locomore ist wieder da - mit Unterstützung durch Flixbus.
An der Insolvenz des Start-ups ändert der Neuantritt zwar nichts, erhalten geblieben sind jedoch die Marke, das Equipment und das Personal. Neuer Eigentümer ist das tschechische Transportunternehmen Leo Express, hinter dem private Investoren stehen. Und mit Flixbus wagt noch ein bekannter Partner via Locomore den Einstieg auf der Schiene.
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Zunächst nur als Marketing- und Vertriebspartner
Das erst 2011 gegründete Unternehmen Flixbus ist ursprünglich angetreten, der Deutschen Bahn mit Fernbus-Angeboten auf der Straße Konkurrenz zu machen. Darin versuchten sich auch einige Konkurrenten, unter anderem die Deutsche Post zusammen mit dem ADAC und die Bahn selbst, die mit der Tochter BerlinLinienBus an den Start ging. Doch nach und nach gaben die Wettbewerber auf oder wurden von Flixbus übernommen. Der heiß umkämpfte Markt war für die Konkurrenz ein Verlustbringer. BerlinLinienBus stellte Ende vergangenen Jahres den Betrieb ein, seither gibt es nur noch einige wenige Bahn-Bus-Angebote als IC-Bus.
Beim neuen Locomore-Antritt fungiert Flixbus zunächst als Marketing- und Vertriebspartner, es besteht keine finanzielle Beteiligung. Das unternehmerische Risiko trägt Leo Express. Locomore konzentriert sich beim Neubeginn auf die Strecke Berlin-Stuttgart. Hier will Flixbus mit seiner starken Marktposition dem Locomore-Betrieb Fahrgäste zuführen und eine möglichst hohe Auslastung der Züge gewährleisten, damit Gewinne erwirtschaftet werden. Auch Synergien will man nutzen. So ergeben sich bei den Zug-Stops interessante Anknüpfungspunkte an das Flixbus-Netz.
Flixtrain - Flixbus als Bahnbetrieb
Dabei soll es nicht bleiben. Das Locomore-Engagement von Flixbus könnte erst der Anfang einer ernsthafteren Konkurrenz für die Bahn auf deren angestammten Terrain, der Schiene, sein. Erst vor wenigen Tagen hat Flixtrain, eine Flixbus-Tochter, eine Eisenbahn-Lizenz durch den bayerischen Verkehrsminister erhalten.
Flixbus hat sich endgültig als direkter Bahn-Konkurrent auf der Schiene "geoutet"."
Damit ist die rechtliche Voraussetzung gegeben, dass Flixbus bzw. Flixtrain auch eigene Züge auf die Schiene schickt, das Vehikel "Locomore" wird dafür eigentlich nicht mehr benötigt.
Daher ist derzeit auch nicht ganz klar, wie es mit Locomore weitergeht. Bei der Bahn hält man es für denkbar, dass der Betrieb demnächst von Flixtrain übernommen wird. Damit würde sich dann Flixbus endgültig als direkter Bahn-Konkurrent auf der Schiene "outen". Es wäre eine bemerkenswerte Umkehrung der Verhältnisse. Während die Bahn mit der Einstellung von BerlinLinienBus Flixbus Geschäft überlassen hat, würde der Fernbus-Betreiber jetzt gegen das Staatsunternehmen in seinem klassischen Kerngeschäft antreten.