Hohe Dollar-Verschuldung rächt sich

Problem Schwellenländer Kreditklemme in Zeitlupe

Führende Investmentbanken wie Goldman Sachs, Citigroup und Morgan Stanley nehmen eine vorsichtigere Haltung gegenüber Schwellenländer-Investments ein. Das liegt zum einen an sich verschärfenden Handelskonflikten, zum anderen an den Effekten einer restriktiveren US-Geld- und Zinspolitik.

In Zeiten niedriger Zinsen galten Schwellenländer-Anlagen lange als ein "Rettungsanker" bei der Suche nach noch einigermaßen ansehnlichen Renditen. Aufgrund des höheren Risikos konnten hier zum Teil deutliche Risikozuschläge erzielt werden. Außerdem ließ eine insgesamt prosperierende Weltwirtschaft gerade in Schwellenländern überdurchschnittliches Wachstum erwarten, was sich auch auf den dortigen Aktienmärkten positiv bemerkbar machte.

Schwellenländer-Indizes und Währungen tief im Minus 

Zwar läuft die globale Wirtschaft immer noch gut. Doch seit Donald Trump mit seinen Strafzöllen Ernst macht, herrscht Unsicherheit über die weitere Entwicklung. Gerade Schwellenländer wären besonders betroffen, wenn der US-Präsident seine Abschottungspolitik weiter forciert. Das gilt nicht nur für unmittelbare Nachbarn wie Mexiko - die verlängerte Werkbank der USA -, sondern auch für Handelspartner wie China oder Indien, deren Exporterfolge maßgeblich vom US-Geschäft bestimmt werden. 

Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, wenn wichtige Schwellenländer-Indizes wie der MSCI Emerging Markets Index inzwischen stark nach unten zeigen. Bemerkenswert ist auch der Verfall vieler Schwellenländer-Währungen gegenüber dem US-Dollar. Der argentinische Peso hat gegenüber der US-Währung seit Jahresbeginn mehr als 22 Prozent an Wert verloren, die türkische Lira fast 15 Prozent und der brasilianische Real knapp 10 Prozent. Andere Währungen haben ebenfalls nachgegeben. Die Stärke der US-Währung bringt manches Schwellenland in echte Nöte, da häufig hohe Schulden in Dollar bestehen. Wenn der deutlich aufwertet, wird der Schuldenberg "ohne eigenes Zutun" größer. 

Handelskonflikte, Abwertungen, steigende US-Zinsen - alle diese Faktoren bringen manches Schwellenland schleichend in eine Kreditklemme."

Hohe Dollar-Verschuldung rächt sich

Ganz besonders betroffen ist Argentinien, dessen Staatsschulden zu 80 Prozent auf Dollar lauten. Hier musste der IWF bereits mit einem "Überbrückungskredit" über 50 Milliarden Dollar aushelfen. Aber auch Länder wie Indonesien, Kolumbien, Polen, Russland, Saudi-Arabien und die Türkei haben sich hoch in Dollar verschuldet. Hinzu kommt ein laufender Kapitalentzug durch die steigenden US-Zinsen. In den USA sind jetzt wieder rentierliche Investments möglich, ohne Risiken wie bei Schwellenländern in Kauf nehmen zu müssen. 

Handelskonflikte, Abwertungen, steigende US-Zinsen - alle diese Faktoren bringen manches Schwellenland schleichend in eine Kreditklemme. Bisher ist sie nur in Argentinien akut geworden - andere Länder könnten folgen.

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