Kein Alibi-Posten mehr - Aufsichtsrat mit großer Verantwortung

Aufsicht geht nicht mehr nebenbei Gehälter der Aufsichtsräte steigen

Im Schatten der gut beobachteten Einkommenssituation bei den Vorständen der großen Unternehmen entwickelt sich die Vergütung für einen Aufsichtsrat deutlich schneller. Kämen diese Kontrollorgane ihrer Aufgabe nach, wäre das durchaus berechtigt.

Vor allem die Bonifikationen, die die Vorstände der großen deutschen Unternehmen regelmäßig beziehen, stehen im Fokus der öffentlichen Kritik. Es ist in vielen Fällen nicht nachzuvollziehen, wie weit sich das Einkommen der Chefetagen von dem der Mitarbeiter entfernt hat - vor allem angesichts der großen Probleme, in denen sich viele dieser Konzerne aktuell befinden. Hier ist der Aufsichtsrat gefragt, der seine Funktion wahrnehmen und Auswüchse verhindern kann - wie bei vielen anderen unternehmerischen Entscheidungen auch.

Kein Alibi-Posten mehr - Aufsichtsrat mit großer Verantwortung

Der Aufsichtsrat einer Aktiengesellschaft hat den Vorstand zu kontrollieren, was sich insbesondere auf die unternehmerischen Entscheidungen, die Qualität der Geschäftsführung und die Einhaltung von Recht und Gesetz bezieht - soweit die Theorie. Man ist geneigt, sich verwundert die Augen zu reiben: Wo waren die Aufsichtsräte der Deutschen Bank oder der deutschen Automobil-Konzerne, als die fatalen Entscheidungen für krumme Geschäfte getroffen wurden, die die Unternehmen heute ins Wanken bringen?

Immerhin bezieht Paul Achleitner als Vorsitzender Aufsichtsrat der Deutschen Bank in diesem Jahr schlappe 800.000 Euro, und ein Großteil davon wird in Abhängigkeit vom Geschäftsergebnis bezahlt. Natürlich musste er deutlich mehr als die sonst üblichen vier Aufsichtsratssitzungen pro Jahr wahrnehmen, es dürfte wohl einige krisenbedingte Tagungen und Ausschusssitzungen gegeben haben - und weiterhin geben. Als Ausrede taugt diese Tatsache jedoch nicht, denn in seiner Funktion hätte es gelegen, die Einhaltung der rechtlichen Rahmenbedingungen und Ausrichtung der Geschäftspolitik zu kontrollieren.

Vor allem die Bonifikationen, die die Vorstände regelmäßig beziehen, stehen im Fokus der öffentlichen Kritik."

Multiple Aufsichtsratsposten - rückläufiger Trend zu beobachten

Angesichts des wachsenden Arbeitsaufwandes nimmt die Anzahl der Multi-Aufsichtsräte kontinuierlich ab. Das ist zu begrüßen, denn diese Position sollte ernst- und die Aufgaben müssen wahrgenommen werden, um die Funktion wirklich erfüllen zu können. Vor diesem Hintergrund ist es auch nachvollziehbar, dass die Vergütung der Aufsichtsräte bei vielen DAX-Konzernen umgestellt wird. Man mag darüber streiten, ob ein üppiges Festgehalt, das durch die Sitzungsvergütungen noch aufgestockt wird, anzuraten ist. Diesem Trend folgten zwischenzeitlich 18 der 30 DAX-Konzerne mit ihren Festvergütungen.

Die restlichen 12 Unternehmen setzen nach wie vor auf die Kombination aus festen und variablen Vergütungsbestandteilen, wobei sich letztere nicht auf das kurzfristige Unternehmensergebnis beziehen sollten. Wie soll ein Aufsichtsrat sonst daran interessiert sein, das Unternehmen auf lange Sicht auf Kurs zu halten? Diese Idee scheint sich durchzusetzen - bleibt zu hoffen, dass das Motiv bei den Aufsichtsräten auch verfängt.

 

Autor: Jürgen E. Nentwig, juergen.nentwig@gfmsnentwig.de

 

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