Finanzlexikon Gewerbesteuer, Einnahmequelle der Kommunen
Die Gewerbesteuer ist eine der wichtigsten Einnahmequellen der Kommunen in Deutschland. Sie wird auf den Ertrag von Unternehmen erhoben und stellt eine zentrale Steuerquelle für die kommunale Finanzausstattung dar.
Obwohl die Gewerbesteuer in erster Linie auf die Betriebe selbst abzielt, hat sie auch weitreichende Auswirkungen auf die Steuerlast von Unternehmern und Investoren. Um die Gewerbesteuer zu verstehen, ist es hilfreich, sowohl den rechtlichen Rahmen als auch die Auswirkungen auf die betroffenen Unternehmen und die öffentliche Hand zu betrachten.
1. Was ist die Gewerbesteuer?
Die Gewerbesteuer ist eine Ertragsteuer, die auf den Gewinn von Unternehmen erhoben wird. Sie ist im Gewerbesteuergesetz (GewStG) geregelt und betrifft sowohl natürliche Personen als auch juristische Personen, die gewerblich tätig sind. Dabei wird sie von den einzelnen Kommunen erhoben, was zu unterschiedlichen Sätzen führt, da jede Gemeinde ihren eigenen Hebesatz festlegt. Die Gewerbesteuer ist damit eine kommunale Steuer und eine der wichtigsten Finanzierungsquellen für die Gemeinden.
2. Wer muss Gewerbesteuer zahlen?
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Generell unterliegen der Gewerbesteuer alle Unternehmen, die eine gewerbliche Tätigkeit ausüben. Dazu zählen:
- Einzelunternehmen und Personengesellschaften wie Einzelkaufleute, Offene Handelsgesellschaften (OHG) und Kommanditgesellschaften (KG),
- Kapitalgesellschaften wie GmbHs, Aktiengesellschaften (AGs) und Genossenschaften,
- Freiberufler wie beispielsweise Ärzte, Anwälte oder Steuerberater sind von der Gewerbesteuer befreit, da ihre Tätigkeit als freiberuflich und nicht gewerblich eingestuft wird.
Nicht alle Unternehmen müssen jedoch zwingend Gewerbesteuer zahlen. Ein Freibetrag sorgt dafür, dass kleinere Unternehmen von der Steuerlast entlastet werden.
3. Berechnung der Gewerbesteuer
Die Berechnung der Gewerbesteuer erfolgt in mehreren Schritten. Ausgangspunkt ist der sogenannte Gewerbeertrag, der auf Grundlage des zu versteuernden Einkommens des Unternehmens ermittelt wird. Der Gewerbeertrag wird durch den Gewerbesteuermessbetrag bestimmt, der auf den Gewinn des Unternehmens angewendet wird. Dieser Messbetrag ist ein fester Prozentsatz von 3,5 % des Gewerbeertrags. Der Messbetrag wird dann mit dem Hebesatz der jeweiligen Gemeinde multipliziert, um die zu zahlende Gewerbesteuer zu berechnen.
Ein Beispiel zur Berechnung:
- Gewerbeertrag: 100.000 Euro
- Gewerbesteuermessbetrag: 3,5 % von 100.000 Euro = 3.500 Euro
- Hebesatz: Angenommen, der Hebesatz der Gemeinde beträgt 400 %: Gewerbesteuer = 3.500 Euro * 4 = 14.000 Euro
Dieser Betrag wäre die Gewerbesteuer, die das Unternehmen an die Gemeinde zahlen müsste.
4. Freibeträge und Steuererleichterungen
Um insbesondere kleinere Unternehmen und Existenzgründer zu entlasten, sieht das Gewerbesteuergesetz bestimmte Freibeträge vor. Diese Freibeträge verringern den steuerpflichtigen Gewerbeertrag und damit die Steuerlast. So gibt es beispielsweise für Einzelunternehmen und Personengesellschaften einen Freibetrag von 24.500 Euro. Gewinne, die diesen Betrag überschreiten, unterliegen der Gewerbesteuer.
Für Kapitalgesellschaften wie GmbHs oder Aktiengesellschaften gibt es diesen Freibetrag nicht, da die Gewerbesteuer in diesen Fällen in vollem Umfang auf den Gewinn erhoben wird.
5. Der Hebesatz der Gemeinden
Da die Gewerbesteuer eine kommunale Steuer ist, haben die einzelnen Gemeinden die Möglichkeit, den Hebesatz für ihre Region festzulegen. Dieser Hebesatz variiert erheblich und kann zwischen 200 % und 900 % liegen. Großstädte wie Berlin, München oder Frankfurt haben hohe Hebesätze, während ländliche Kommunen oft einen niedrigeren Hebesatz festlegen.
Für Unternehmen kann der Hebesatz entscheidend sein, da eine hohe Gewerbesteuerbelastung ihre Rentabilität verringern kann. Aus diesem Grund kann es für Unternehmen von Bedeutung sein, den Standort ihrer Niederlassung sorgfältig auszuwählen, insbesondere wenn sie in mehreren Kommunen tätig sind.
6. Gewerbesteuer als Kostenfaktor für Unternehmen
Eine Reform der Gewerbesteuer könnte dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen in einem zunehmend globalisierten Markt zu sichern."
Für viele Unternehmen stellt die Gewerbesteuer einen erheblichen Kostenfaktor dar. Vor allem für kleinere Unternehmen und Selbstständige kann sie in Kombination mit anderen Steuern eine hohe Steuerlast verursachen. Um diese Belastung zu mildern, gibt es steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten, etwa die Wahl der Rechtsform oder die Nutzung von Steuerbefreiungen und -vergünstigungen. Zudem kann die Gewerbesteuer als Betriebsausgabe abgesetzt werden, was die Steuerlast auf den Ertrag des Unternehmens reduziert.
Es gibt auch Möglichkeiten zur Verrechnung der Gewerbesteuer mit der Körperschaftsteuer bei Kapitalgesellschaften. Diese Verrechnung ermöglicht es, die Steuerlast zu optimieren und gegebenenfalls Steuererstattungen zu erhalten.
7. Auswirkungen der Gewerbesteuer auf die Wirtschaft
Die Gewerbesteuer hat nicht nur Auswirkungen auf die Unternehmen, sondern auch auf die lokale Wirtschaft. Kommunen, die hohe Gewerbesteuereinnahmen erzielen, sind in der Lage, öffentliche Dienstleistungen zu finanzieren und ihre Infrastruktur zu verbessern. Auf der anderen Seite kann eine zu hohe Gewerbesteuer die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen beeinträchtigen, insbesondere wenn diese international tätig sind und mit Unternehmen in Ländern mit niedrigeren Steuersätzen konkurrieren müssen.
Ein weiterer Aspekt der Gewerbesteuer ist ihre Wirkung auf die Unternehmensansiedlungen. Regionen mit niedrigeren Gewerbesteuersätzen haben einen Wettbewerbsvorteil bei der Ansiedlung neuer Unternehmen, was zu einer Verschiebung der Wirtschaftsaktivitäten führen kann.
8. Kritik und Reformbedarf
Trotz ihrer Bedeutung gibt es immer wieder Kritik an der Gewerbesteuer. Kritiker bemängeln insbesondere, dass die Steuer mit der zunehmenden Internationalisierung und der Digitalisierung der Wirtschaft nicht mehr den aktuellen Gegebenheiten entspricht. Die Steuererhebung erfolgt häufig auf Basis von Betriebsstätten und lokalen Erträgen, was bei global agierenden Unternehmen problematisch sein kann. Zudem wird die Steuerlast oft als hemmend für Investitionen und Unternehmensgründungen betrachtet.
Es gibt immer wieder Diskussionen über eine Reform der Gewerbesteuer, die sowohl die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen als auch die Haushalte der Kommunen sichern soll. Dabei wird angestrebt, eine faire Balance zwischen einer gerechten Verteilung der Steuerlast und der Förderung des Unternehmenswachstums zu finden.
Fazit
Die Gewerbesteuer ist ein unverzichtbares Instrument der kommunalen Finanzwirtschaft und eine zentrale Steuerquelle für deutsche Städte und Gemeinden. Für Unternehmen stellt sie jedoch eine erhebliche Belastung dar, die bei der Steuerplanung berücksichtigt werden muss.

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