Die EZB hat kalkuliert Gewinner und Verlierer im Handelskrieg
Der US-Präsident könnte als Verlierer aus seinem Handelskrieg gegen China hervorgehen - zu diesem Ergebnis kommt zumindest die EZB, die die Eskalation durchgespielt hat.
Er ist davon überzeugt, dass er Recht hat und am Ende als Sieger hervorgeht - Donald Trump verhängt Sanktionen, die sich Schritt für Schritt zum Handelskrieg auswachsen. Sein Ansatz: Das 2017er US-Handelsdefizit von 863 Milliarden US-Dollar reduzieren, schon steigt das eigene Wachstum an. Die Realität könnte jedoch anders aussehen, wie die EZB prognostiziert.
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EZB-Kalkulation: The winner is.... China!
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat sich intensiv mit dem Handelskrieg befasst und ist dabei von folgenden Annahmen ausgegangen:
- Die USA belegen alle Handelspartner mit einem Strafzoll von zehn Prozent, was wiederum Gegen-Zölle in Höhe von zehn Prozent auslöst.
- Der Handelskrieg zieht sich über zwei Jahre hin.
- Der Rest der Welt treibt weiterhin barrierefreien Handel.
- Die Strafzölle werden im Haushalt zum Schuldenabbau verwendet.
- Die Zentralbanken reagieren nicht mit speziellen geldpolitischen Maßnahmen.
Das Ergebnis: Das US-Wirtschaftswachstum verliert über zwei Prozentpunkte, während das chinesische Wachstum um mehr als einen halben Prozentpunkt zulegt. Und Europa? Bewegt sich irgendwo zwischen den beiden Kontrahenten.
Psychologische Aspekte
Was dem US-Präsidenten in seinen Überlegungen offensichtlich fehlt, ist die Tatsache, dass der Handel eine ausgesprochen komplexe Angelegenheit ist - hier geht es nämlich auch um Psychologie. Die EZB misst den negativen Vertrauensaspekt 0,7 Prozentpunkte der US-Konjunktur bei.
Im Gegensatz dazu ist der Vertrauensverlust in China zwar zu erwarten, aber deutlich kleiner. Der Rundum-Schlag, zu dem die USA im EZB-Modell ausholt, würde jedoch die Importe verteuern, was für die Amerikaner einen effektiven Kaufkraftverlust bedeuten würde. Im Gegensatz dazu könnte China nämlich durchaus auf andere Lieferanten ausweichen und von positiven Effekten profitieren.
Der Welthandel insgesamt würde jedoch ein Minus von drei Prozent zu verkraften haben.
Das Ergebnis: Das US-Wirtschaftswachstum verliert über zwei Prozentpunkte."
Vage bleiben die Experten der EZB jedoch in Bezug auf die Eurozone, da diese in der Kalkulation nicht separat betrachtet wird. Wahrscheinlich ist allerdings, dass die europäische Wirtschaft ebenfalls einige Einschränkungen hinnehmen müsste, auch wenn diese geringer ausfallen sollten als in den USA.
Fakt ist jedoch, dass Donald Trump seine Strategie noch einmal durchdenken sollte: Überzieht eine Volkswirtschaft eine andere mit Strafzöllen, kann dies ganz offensichtlich unangenehm auf die eigenen Füße fallen.