Private Wohnungsunternehmen mit deutlich mehr Gewinn

Vonovia, Deutschlands größter Immobilienkonzern Großvermieter verändern den Wohnungsmarkt

Die Zeiten quasi-öffentlicher Wohnungsunternehmen sind zwar noch nicht ganz vorbei, aber die Bedeutung der von Kommunen und anderen staatlichen und halbstaatlichen Einrichtungen getragenen Wohnungsgesellschaften ist rückläufig. Stattdessen dominieren inzwischen große privatwirtschaftliche Wohnungsunternehmen den Markt - zum Beispiel Vonovia.

Manchem mag noch die "Neue Heimat" ein Begriff sein. Der symbolische Verkauf des skandalträchtigen gewerkschaftseigenen Wohnungsunternehmens für eine D-Mark im Jahre 1986 markierte den Anfang des Bedeutungsverlusts der großen gemeinnützigen Wohnungsgesellschaften in Deutschland. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten sie maßgeblich zum Wiederaufbau der zerstörten Städte und zur Schaffung von Wohnraum beigetragen.

Private Wohnungsunternehmen mit deutlich mehr Gewinn

Es waren dabei längst nicht immer Skandale und Misswirtschaft, die zum Verkauf führten. Nicht selten trennten sich klamme Kommunen von ihrem Wohnungsbestand, um marode Haushalte zu sanieren. Ende 1914 hat auch der Bund beschlossen, mittelfristig seine Wohnungen ganz aufzugeben, schon früher hatte es umfangreichere Privatisierungen gegeben wie den Verkauf von über 100.000 Eisenbahnerwohnungen im Jahre 2001. Die Liste ließe sich fortsetzen. An die Stelle öffentlicher Eigentümer sind in vielen Fällen große private Wohnungsunternehmen getreten - nicht in jedem Fall zur Freude der Mieter. 

Die Vonovia steht dabei stellvertretend für manche Entwicklung am Wohnungsmarkt. Das Unternehmen mit Sitz in Düsseldorf hat sich inzwischen mit rund 338.000 eigenen Wohnungen zum größten privaten Vermieter Deutschlands gemausert. Seit einigen Monaten ist sie sogar ein DAX-Unternehmen. Der nächstgrößere Konkurrent Deutsche Wohnen - ein M-DAX-Wert - folgt mit ca. 150.000 Wohnungen mit weitem Abstand. Beide Konzerne weisen betriebswirtschaftlich glänzende Zahlen auf. Vonovia konnte ihren operativen Gewinn 2016 um 25 Prozent steigern, die Deutsche Wohnen sogar um 26 Prozent. 

Vonovia hat sich mit rund 338.000 eigenen Wohnungen zum größten privaten Vermieter Deutschlands gemausert."

Börsengänge erhöhen den Ergebnisdruck 

Möglich wurde dies durch kräftige Mieterhöhungen. Nach Erkenntnissen des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) sowie von Mieterschützern nutzen die Unternehmen die gesetzlichen Spielräume für höhere Mieten konsequent, zeitnah und voll aus, manchmal sogar mit zweifelhaften Praktiken. Mindestens ebenso konsequent wird an der Kostenschraube gedreht, u. a. durch Outsourcing und Billig-Beschäftigung. Die Börsennotierung hat dabei den Ergebnisdruck nochmals deutlich erhöht. Das Vermieter-Mieter-Verhältnis ist unter diesem Vorzeichen spätestens jetzt zur reinen Geschäftsbeziehung geworden. 

Dennoch sieht das BBSR die Entwicklung nicht nur negativ. So wurden Leerstände systematisch abgebaut. Die Konzerne nutzen ihre Einkaufsmacht, zum Beispiel für günstigere Gas-Verträge. Dank der Wertsteigerungen bei vielen Immobilien ist der Verschuldungsgrad gesunken. Nach den Börsengängen sei die Finanzierung stabiler und weniger riskant geworden, stellt das BBSR fest. Die Mieter dürfte das nur bedingt interessieren. Sie sehen sich Vermietern gegenüber, die fast nur noch renditeorientiert agieren.

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