Nicht nur in den Metropolen sind die Immobilienpreise spürbar gestiegen

Droht eine Immobilien- oder Kreditblase? Immer mehr Baufinanzierungen

Die Banken begegnen der zunehmenden Nachfrage nach Baufinanzierungen mit einer Ausweitung der Kreditvergabe. Gleichzeitig steigen die Immobilienpreise angesichts der hohen Nachfrage nach Wohnraum. Der folgende Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, ob uns eine Immobilien- oder Kreditblase droht.

Die Landesbank Hessen-Thüringen sieht in ihrem Immobilienreport zwei Kriterien, die für eine Blasenbildung sprechen könnten. Nicht nur in den Metropolen sind die Immobilienpreise spürbar gestiegen, der Preisauftrieb erfasst zunehmend die ländlichen Regionen. Gleichzeitig hat das Baufinanzierungsvolumen in 2015 um 3.5 Prozent zugenommen. Alle Baukredite umfassen derzeit eine Summe von 1.230 Milliarde Euro. Allein die Sparkassen erhöhten im vergangenen Jahr ihre Baukreditzusagen um mehr als 23 Prozent.

Argumente gegen eine zeitnahe Immobilienblase 

In Deutschland werden im internationalen Vergleich Immobilien sehr konservativ finanziert. Das heißt, dass die deutschen Bauherren deutlich mehr Eigenkapital bei der Immobilienfinanzierung einsetzen und Baufinanzierungen mit weniger Fremdkapital realisiert werden. Nachfolgend stellen wir dies mit Zahlen des Baufinanzierungsvermittlers Interhyp dar:

  • Die Fremdfinanzierungsquote ist 2015 mit 71.7 Prozent zwar leicht angestiegen, sie liegt im internationalen Vergleich jedoch immer noch auf moderatem Niveau.
  • Vor fünf Jahren lag der Wert noch bei gut 70 Prozent, der Anstieg ist Experten zufolge vor allem den steigenden Immobilienpreisen geschuldet. 

Zunehmende Höhe bei Baufinanzierungen

Steigende Immobilienpreise und eine moderate Zunahme der relativen Beleihung führen dazu, dass Hausbauer heute im Durchschnitt höhere Kredite aufnehmen als noch vor ein paar Jahren. Die Baufinanzierungen haben im vergangenen Jahr ein Durchschnittsvolumen von 180.000 Euro erreicht und liegen mit einem Plus von 7.000 Euro etwa 3.6 Prozent über dem Vorjahreswert. Dabei sind die ohnehin selten nachgefragten 100-Prozent-Finanzierungen weiter zurückgegangen. Die meisten Kunden wählen derzeit Finanzierungen bei 80 bis 90 Prozent.

Kontroverse Trends

Die anhaltend niedrigen Zinsen lassen die Banken nach neuen Einnahmen suchen. Sie finden diese zunehmend in Baufinanzierungen, welche aktuell höhere Margen als andere Geschäftsbereiche versprechen. Die Institute zeigen sich oft kulanter, weil sie sich unter anderem gegen die Onlinekonkurrenz wehren möchten, und winken deshalb auch weniger solide Finanzierungen durch. 

Renommierte Ökonomen sehen keine kreditfinanzierte Immobilienblase."

Bei den Baufinanzierungskunden lassen die Niedrigzinsen emotionale Gefühle aufkommen. Viele Verbraucher möchten ihr Vorhaben Eigenheim mit geringem oder nicht vorhandenem Eigenkapital am liebsten sofort starten. Vorausschauende Banken vergeben daher nur Baufinanzierungskredite, wenn entsprechendes Eigenkapital einfließt, oder verteuern die Finanzierung mit hohem Auslauf drastisch.

Preisrückgang statt Immobilienblase

Renommierte Ökonomen sehen keine kreditfinanzierte Immobilienblase. Die Zahl der Baufinanzierungen steigt zwar aufgrund der Nullzinspolitik der EZB, aber die Kreditvolumen wachsen nur moderat. Statt einer Immobilienblase erwarten die Fachleute eher einen Rückgang der Immobilienpreise; sie glauben mehr an eine gewisse Ernüchterung, wenn die Zentralbank den Leitzins wieder anhebt.

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