Wirtschaft und Börse erscheinen oft als „Männerdomänen“, was junge Frauen unbewusst abschrecken kann

Finanzbildung Jungs sind im Vorteil

Chancengleichheit beginnt beim Finanzwissen.

Der Umgang mit Geld ist eine Schlüsselkompetenz in modernen Gesellschaften. Sparen, Anlegen, Kredite verstehen, Risiken einschätzen – all das gehört zu einem selbstbestimmten Leben. Doch aktuelle Studien zeigen, dass bereits Jugendliche deutliche Unterschiede in ihrer Finanzbildung aufweisen. Besonders auffällig: Jungen verfügen im Durchschnitt über mehr Wissen über Geld als Mädchen. Diese Lücke entsteht früh und kann später weitreichende Folgen haben.


Erste Unterschiede schon im Klassenzimmer

Die Erkenntnis, dass Jungen bereits in der Schule mehr über Finanzen wissen als Mädchen, sollte als Warnsignal verstanden werden. Finanzkompetenz entscheidet über Chancen im Berufsleben, über Wohlstand und über Sicherheit im Alter."

Untersuchungen belegen, dass Jungen bereits in der Schule höhere Werte bei Tests zum Thema Finanzwissen erzielen. Sie können besser erklären, wie Zinsen funktionieren, wissen mehr über Aktien und Anleihen und zeigen ein größeres Interesse an Wirtschaftsthemen. Mädchen dagegen schneiden schwächer ab – nicht weil es ihnen an Intelligenz oder Fähigkeiten mangelt, sondern weil sie seltener frühzeitig mit Finanzthemen in Kontakt kommen.

Ein wesentlicher Grund ist das soziale Umfeld. In vielen Familien sprechen Eltern mit Söhnen häufiger über Geld, Investments oder Berufswahl, während Mädchen eher in anderen Bereichen gefördert werden. Auch die mediale Darstellung spielt eine Rolle: Wirtschaft und Börse erscheinen oft als „Männerdomänen“, was junge Frauen unbewusst abschrecken kann.


Der Einfluss von Rollenbildern

Rollenbilder prägen das Verhalten von Jugendlichen stark. Jungen gelten traditionell als „risikofreudiger“ und werden ermutigt, sich in Technik, Mathematik oder eben Wirtschaft auszuprobieren. Mädchen hingegen werden häufig subtil auf andere Schwerpunkte gelenkt – etwa Sprache, soziale Themen oder Kultur. Diese Stereotype wirken sich auch auf die Motivation aus, sich mit Finanzen auseinanderzusetzen.

Hinzu kommt, dass Lehrerinnen und Lehrer, selbst oft ohne fundierte Finanzbildung, unbewusst bestehende Unterschiede verstärken. Wenn ökonomische Themen im Unterricht nur am Rande vorkommen, bleibt es oft bei freiwilligem Engagement – und hier sind Jungen derzeit aktiver.


Warum die Wissenslücke gefährlich ist

Eine frühe Bildungslücke in Sachen Finanzen wirkt sich später deutlich aus. Wer als Jugendlicher nicht versteht, wie Geldanlage funktioniert oder wie Schulden entstehen, trifft im Erwachsenenleben schlechtere Entscheidungen. Das Risiko für Überschuldung steigt, Chancen zur Vermögensbildung bleiben ungenutzt.

Besonders für Frauen kann dies langfristig schwerwiegende Folgen haben: geringere Rentenansprüche, weniger finanzielle Unabhängigkeit, stärkere Abhängigkeit von Partnern oder staatlicher Unterstützung. Damit ist die ungleiche Finanzbildung nicht nur ein individuelles Problem, sondern auch eine gesellschaftliche Herausforderung.


Welche Gegenmaßnahmen nötig sind

Die Autoren der Studie fordern gezielte Maßnahmen, um die Schere zwischen Jungen und Mädchen zu schließen.

  • Finanzbildung als Pflichtfach: Wirtschaft, Finanzen und Verbraucherbildung sollten fest im Lehrplan verankert werden. Nur so erreichen die Inhalte alle Schüler gleichermaßen.
  • Früher Praxisbezug: Projekte wie Planspiele, Schülerfirmen oder der bewusste Umgang mit Taschengeld machen abstrakte Themen greifbar.
  • Rollenklischees aufbrechen: Mädchen brauchen Vorbilder, die zeigen, dass Finanzen kein Männerthema sind, sondern eine Kompetenz für alle.

Solche Schritte würden nicht nur den Wissensstand verbessern, sondern auch das Selbstvertrauen von Schülerinnen stärken, wenn es um Geld geht.


Fazit: Chancengleichheit beginnt beim Finanzwissen

Die Erkenntnis, dass Jungen bereits in der Schule mehr über Finanzen wissen als Mädchen, sollte als Warnsignal verstanden werden. Finanzkompetenz entscheidet über Chancen im Berufsleben, über Wohlstand und über Sicherheit im Alter. Wenn Mädchen hier strukturell benachteiligt sind, verstärkt das bestehende Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern.

Eine bessere und frühere Vermittlung von Finanzwissen – geschlechtergerecht und praxisnah – ist deshalb ein zentrales Element, um junge Menschen auf ein selbstbestimmtes Leben vorzubereiten. Nur wenn beide Geschlechter die gleichen Grundlagen haben, lässt sich die Lücke schließen und echte finanzielle Gleichstellung erreichen.

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