Eine Lehrlingsnot wie 2016 haben deutsche Unternehmen noch nicht erlebt

14.000 Ausbildungsbetriebe ohne Bewerber Lehrlingsnot in der Wirtschaft

Eine Lehrlingsnot wie 2016 haben deutsche Unternehmen noch nicht erlebt. Der Mangel an Bewerbern hat zwei Ursachen: Die Zahl der Schulabgänger sinkt und immer mehr junge Menschen wollen studieren.

Zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres haben viele Unternehmen noch keinen neuen Lehrling gefunden. In den 1990er Jahren verschickten viele Schulabgänger Dutzende von Bewerbungen und viele mussten sich notgedrungen von ihrem ursprünglichen Berufswunsch verabschieden. Heute sind junge Frauen und Männer mit akzeptablem Schulabschluss in einer sehr komfortablen Situation. Sie werden von den Unternehmen umworben. Was die einen freut, sorgt bei Firmenchefs für Sorgenfalten. Nach Angaben des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) gibt es etwa 14.000 Firmen, bei denen sich nicht ein einziger Bewerber für einen Ausbildungsplatz gemeldet hat.

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Manche Branchen sind von der Lehrlingsnot besonders betroffen

Besonders problematisch ist die Situation für den Handel, der immer größere Mühe hat, gutes Personal zu finden. Ende Juli waren mehr als 12.000 Lehrstellen für Einzelhandelskaufleute noch nicht besetzt und 11.000 Ausbildungsplätze für Verkäufer. Auch auf angehende Köche, Hotelfachleute, Friseure, Lagerlogistiker, Kfz-Mechatroniker und medizinische Fachangestellte warten noch viele offene Lehrstellen.

Neue Strategien entwickeln und Alternativen zum Studium aufzeigen

Dass die Angebote der ausbildenden Firmen auf so wenig Interesse stoßen und immer mehr Jugendliche studieren wollen, findet Jochen Schweitzer, der Sprecher der DIHK bedauerlich. Er verweist darauf, dass es im durchschnittlichen Verdienstniveau gut ausgebildeter Fachkräfte und der Mehrzahl der Hochschulabsolventen kaum Unterschiede gibt. Und noch immer wäre eine solide Ausbildung und eine kontinuierliche Weiterbildung die beste Absicherung gegen Arbeitslosigkeit. Genauso sieht es der Hauptgeschäftsführer des deutschen Einzelhandelsverbandes HDE Stefan Genth. Nach seiner Ansicht wäre der Handel das beste Beispiel dafür, dass die Vorteile einer dualen Ausbildung von vielen Gymnasiasten noch unterschätzt würden. Viele Führungskräfte von Handelsunternehmen haben ihre Karriere als Azubi im Handel begonnen.

Einige Firmen organisieren Nachhilfekurse, um bestimmte Defizite auszugleichen."

Auch leistungsschwächere Bewerber bekommen eine Chance 

Um der Lehrlingsnot etwas entgegenzusetzen, entwickeln viele Unternehmen neue Strategien und geben auch den Bewerbern mit schlechteren Zeugnissen eine faire Chance. Einige organisieren Nachhilfekurse, um bestimmte Defizite auszugleichen. Die Bundesagentur für Arbeit wird mit einem speziellen Programm ebenfalls aktiv. Die 'assistierte Lehrlingsausbildung' organisiert nicht nur Nachhilfe, sondern bietet auch weitergehende Unterstützung, wenn Jugendliche zum Beispiel Probleme mit der Pünktlichkeit haben oder nicht richtig mit Prüfungssituationen umgehen können. Im neuen Ausbildungsjahr werden Mittel für bis zu 7.350 Plätze in diesem Projekt bereitgestellt. In welchem Umfang Unternehmen und Lehrlinge das Angebot annehmen werden und ob es hilft, die Lehrlingsnot signifikant zu lindern, bleibt abzuwarten.

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