Serie Zur Person: Der mächtige EZB-Chef Mario Draghi
Vermutlich wissen Sie, dass die Europäische Zentralbank Ihre Altersvorsorge durch anhaltend niedrige Zinsen in Gefahr bringt. Der folgende Beitrag ist Mario Draghi, dem Präsidenten der EZB, gewidmet und zeigt Ihnen die wichtigsten Stationen seiner Karriere auf.
Mario Draghi ist Italiener, er erblickte im September 1947 in Rom das Licht der Welt. Seine Begeisterung für Bankgeschäfte kam offensichtlich von seinem Vater, der war bis zu seinem Tod ein ranghoher Angestellter der italienischen Zentralbank. Vater und Mutter verstarben kurz hintereinander, als Draghi gerade einmal 15 Jahre alt war. Vielleicht besuchte er deswegen die in Rom ansässige Privatschule Istituto Massimo und entschloss sich danach zum Studium der Wirtschaftswissenschaften an der römischen Universität La Sapienza.
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Weitere Ausbildungen und beruflicher Werdegang
Mario Draghi ging nach Beendigung des Studiums nach Cambridge bei Boston und erweiterte seine Kenntnisse am Massachusetts Institute of Technology, wo er Vorlesungen international anerkannter Ökonomen besuchte. Er schloss seine Ausbildung am MIT 1976 mit der Promovierung zum P. HD. ab.
Als Professor lehrte Draghi bis 1981 an den Universitäten von Trient, Padua und Venedig. Danach nahm er für zehn Jahre einen Lehrstuhl für Währungspolitik und Wirtschaftswissenschaften an der Universität von Florenz an. Bereits damals war Mario Draghi für die Weltbank parallel als Vizedirektor tätig. Bevor er 2001 an die Harvarduniversität ging, hatte Draghi zehn Jahre lang einen Posten als Generaldirektor beim italienischen Finanzministerium inne.
Karriere bei Goldman Sachs
Zwischen 2002 und 2005 war Mario Draghi Managing Director und Vice Chairman der Geschäftsbank in London. Seine dort erworbenen Kenntnisse qualifizierten ihn für den Posten eines Gouverneurs bei der italienischen Zentralbank Banca di Italia, welchen er von 2006 bis 2011 innehatte. Zuvor soll Draghi seine Anteile an Goldman Sachs veräußert haben.
In seiner Führungsposition bei der Zentralbank war er automatisch Mitglied der Europäischen Zentralbank und leitete das Forum für Finanzstabilität FSB in Basel. Gleichzeitig war er Aufsichtsratsmitglied bei der italienischen Nationalbank für Arbeit sowie bei IRI und Eni.
Seit 2011 Präsident der EZB
Mario Draghi wurde EZB-Chef, weil der eigentlich für diesen Posten gedachte Präsident der Deutschen Bundesbank Axel Weber frühzeitig ausschied.
Als der damalige EZB-Chef Trichet im Herbst 2011 zurücktrat, nahm Draghi zum November des gleichen Jahres seinen Job als Zentralbank-Präsident auf. Vielleicht können Sie sich noch an seine bekannte Londoner Rede vom Juli 2012 erinnern. Damals war er sich seiner Aufgabe als Währungshüter bewusst und versicherte, alles in seiner Macht stehende zu tun, um die Gemeinschaftswährung zu erhalten.
Ob Nullzinsen und der Ankauf von Anleihen die richtigen Instrumente sind, wird in der Fachwelt kontrovers diskutiert.