S&P-Untersuchung Nur wenige Aktienfonds schlagen den Index
Eine aktuelle Analyse von S&P zeigt ein ernüchterndes Bild für aktive Aktienfonds in Deutschland: Nur etwa jeder zehnte deutsche Aktienfonds konnte im ersten Halbjahr 2024 die Performance seines Vergleichsindex übertreffen.
Die Studie wirft ein Licht auf die Schwierigkeiten, mit denen aktive Fondsmanager im derzeitigen Marktumfeld konfrontiert sind, und bestätigt einen Trend, der sich bereits in den vergangenen Jahren abgezeichnet hat. Vor allem deutsche Aktienfonds hatten Mühe, mit dem breiten Markt Schritt zu halten, was Fragen zur Attraktivität und Rechtfertigung aktiver Fonds aufwirft.
Hintergrund zur Analyse von S&P
Die von S&P durchgeführte Analyse basiert auf einer Auswertung von deutschen Aktienfonds und ihrer Performance im Vergleich zu den entsprechenden Benchmarks, wie dem DAX oder dem MSCI Germany Index. Ein Aktienfonds gilt als „aktiv gemanagt“, wenn ein Fondsmanager gezielt Aktien auswählt, die das Potenzial haben, den Index zu übertreffen. Das Ziel aktiver Fonds ist es, durch kluge Auswahl und Timing bessere Renditen als der Gesamtmarkt zu erzielen. Im Gegensatz dazu folgen passiv gemanagte Fonds, wie ETFs, einfach einem bestimmten Index und versuchen nicht, die Marktentwicklung zu übertreffen.
Die Untersuchung von S&P ergab, dass im ersten Halbjahr 2024 lediglich rund 10 Prozent der deutschen Aktienfonds besser abschnitten als ihre Benchmark-Indizes. Dies ist besonders beachtlich, da aktive Fonds typischerweise höhere Verwaltungsgebühren erheben als passive Fonds, was diese unter zusätzlichem Rechtfertigungsdruck stellt. Die meisten aktiven Fonds schafften es nicht, ihren Mehrwert gegenüber einem kostengünstigeren Indexfonds oder ETF unter Beweis zu stellen.
Gründe für die schwache Performance deutscher Aktienfonds
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Die Schwierigkeiten der deutschen Aktienfonds im Vergleich zum Index haben mehrere Ursachen. Erstens ist das Marktumfeld in Deutschland derzeit durch eine hohe Volatilität und Unsicherheit geprägt. Geopolitische Spannungen, anhaltende Inflation und eine schwächelnde Konjunktur erschweren die Arbeit der Fondsmanager und machen es ihnen schwer, gezielt auf Wachstumswerte zu setzen. In einem volatilen Marktumfeld fällt es schwer, durch aktives Management Wertpapiere zu finden, die sich deutlich besser entwickeln als der Markt insgesamt.
Zudem hat der deutsche Aktienmarkt eine besondere Struktur, die aktives Management weniger effektiv macht. Der Markt ist stark von einigen wenigen Großunternehmen geprägt, wie etwa SAP, Volkswagen oder Siemens. Diese Unternehmen haben einen großen Einfluss auf die Indexentwicklung und sind oft bereits stark gewichtet. Fondsmanager haben daher nur begrenzte Spielräume, um durch geschicktes Stock-Picking eine deutliche Outperformance zu erzielen. Da die großen Unternehmen tendenziell stabil und weniger volatil sind, fehlen den Fondsmanagern oft vielversprechende Wachstumswerte, die das Potenzial haben, den Index langfristig zu übertreffen.
Ein weiterer Grund liegt in den Verwaltungsgebühren. Aktive Fondsmanager erheben in der Regel höhere Gebühren als passive Fonds, da sie die Kosten für Research und Analyse tragen. Diese Gebühren mindern jedoch die Rendite für die Anleger und erschweren es den Fondsmanagern, den Index nach Abzug der Kosten zu übertreffen. Besonders in einem schwachen Marktumfeld, in dem die Renditen ohnehin niedrig sind, können hohe Gebühren das Ergebnis erheblich beeinträchtigen.
Die wachsende Beliebtheit von Indexfonds und ETFs
Die geringe Erfolgsquote der aktiven deutschen Aktienfonds führt dazu, dass immer mehr Anleger auf Indexfonds und ETFs zurückgreifen. Diese passiven Anlageprodukte bieten eine kostengünstige Möglichkeit, in den gesamten Markt zu investieren und eine marktähnliche Rendite zu erzielen. ETFs und Indexfonds haben den Vorteil, dass sie die Performance des Marktes ohne hohen Aufwand und ohne zusätzliche Kosten für aktives Management abbilden. Gerade für Privatanleger, die langfristig investieren wollen, bieten ETFs eine attraktive Alternative, da sie in der Regel kostengünstiger und breiter diversifiziert sind.
In den letzten Jahren hat die Beliebtheit von ETFs weltweit stark zugenommen, und dieser Trend setzt sich auch in Deutschland fort. Viele Anleger sind der Ansicht, dass der Versuch, durch aktives Management den Markt zu schlagen, die höheren Gebühren nicht rechtfertigt und dass eine einfache Indexanlage auf lange Sicht ebenso gute oder bessere Ergebnisse liefert. Dieser Trend zur Passivierung des Marktes erhöht den Druck auf aktive Fonds, ihre Leistung und Mehrwerte klar darzulegen und zu beweisen, dass sie durch gezielte Strategien und fundierte Entscheidungen die Marktperformance übertreffen können.
Die Herausforderungen und Chancen für aktive Fonds
Anleger sollten daher kritisch prüfen, in welchen Bereichen aktives Management sinnvoll ist und ob sich die zusätzlichen Kosten im Vergleich zu einem Indexfonds tatsächlich lohnen. Der Trend zur Passivierung des Marktes dürfte sich weiter fortsetzen, solange die aktive Fondsbranche keine überzeugenden Argumente für ihre Wertsteigerungskraft liefern kann."
Trotz der negativen Ergebnisse und der hohen Gebühren gibt es immer noch Gründe, warum einige Anleger in aktive Fonds investieren. Aktive Fonds bieten mehr Flexibilität als passive Anlagen, da Fondsmanager auf Marktveränderungen und kurzfristige Trends reagieren können. Sie haben die Möglichkeit, gezielt in unterbewertete Aktien zu investieren oder ihre Positionen zu verändern, um von Marktbewegungen zu profitieren. Während Indexfonds an den Markt und die jeweilige Gewichtung gebunden sind, haben aktive Fonds die Möglichkeit, spezifische Chancen zu nutzen und Risiken zu meiden.
In Nischenmärkten oder spezialisierten Sektoren, in denen weniger Informationen zur Verfügung stehen und wo Marktineffizienzen häufiger vorkommen, haben aktive Fonds weiterhin Chancen, den Markt zu schlagen. Beispielsweise gibt es Fonds, die auf bestimmte Branchen wie Technologie, Gesundheit oder Umwelttechnologien spezialisiert sind und auf diesem Gebiet durch tiefgehendes Fachwissen und spezifische Analysen einen Wettbewerbsvorteil erzielen können.
Was Anleger aus der Studie lernen können
Die Studie von S&P zeigt, dass es für Anleger entscheidend ist, ihre Anlageentscheidungen gut zu überdenken. Die meisten aktiven Fonds, insbesondere in Deutschland, haben Schwierigkeiten, den Markt nach Abzug der Gebühren zu übertreffen. Anleger, die eine langfristige Anlage mit niedrigen Kosten bevorzugen, können daher mit ETFs und Indexfonds oft besser abschneiden. Für diese Anleger bieten passive Produkte eine attraktive Möglichkeit, an der Marktentwicklung teilzuhaben, ohne die Risiken und Gebühren aktiver Fonds zu tragen.
Anleger, die dennoch in aktive Fonds investieren möchten, sollten sorgfältig auf die langfristige Performance und die Gebührenstruktur des jeweiligen Fonds achten. Es gibt einige wenige aktive Fondsmanager, die nachweislich eine konstante Outperformance erzielen, doch diese sind die Ausnahme. Oft ist es sinnvoll, eine Kombination aus passiven und aktiven Produkten zu wählen, um von beiden Strategien zu profitieren.
Fazit
Die Studie von S&P unterstreicht die Herausforderungen, mit denen aktive Fondsmanager in Deutschland konfrontiert sind. Die Tatsache, dass nur jeder zehnte deutsche Aktienfonds seinen Index übertreffen konnte, zeigt die Grenzen aktiven Managements auf und stellt dessen Mehrwert infrage. Hohe Gebühren und eine starke Marktstruktur erschweren es Fondsmanagern, durch gezielte Auswahl eine bessere Rendite als der Index zu erzielen. Dies führt zu einem zunehmenden Trend hin zu passiven Anlageformen wie ETFs und Indexfonds, die kostengünstig und marktbreit angelegt sind.
Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen, dass Anleger sorgfältig abwägen sollten, ob aktive Fonds angesichts der zusätzlichen Kosten tatsächlich die beste Wahl sind. Während aktive Fonds weiterhin Chancen bieten, hängt ihr Erfolg stark von der Erfahrung und den Fähigkeiten des jeweiligen Fondsmanagers ab.
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