Finanzlexikon Physisch replizierte ETFs
Physisch replizierte ETFs (Exchange Traded Funds) sind eine besondere Form von börsengehandelten Fonds, die durch den Kauf der tatsächlichen Wertpapiere den zugrunde liegenden Index so exakt wie möglich nachbilden.
Nachfolgend wird erläutert, was physisch replizierte ETFs sind, wie sie wirklich funktionieren, welche gravierenden Vor- und Nachteile sie haben und worauf interessierte Anleger bei der Auswahl ganz besonders achten sollten.
Definition: Was sind physisch replizierte ETFs?
Physisch replizierte ETFs sind Fonds, die das Ziel haben, die Wertentwicklung eines Indexes – wie beispielsweise des DAX, S&P 500 oder MSCI World – nachzubilden. Der Unterschied zu anderen Arten von ETFs liegt in der Methode der Replikation. Bei physisch replizierten ETFs kauft der Fondsmanager die Wertpapiere, aus denen der Index besteht, direkt. Wenn ein ETF zum Beispiel den DAX nachbildet, dann wird der Fonds Aktien der 40 im DAX enthaltenen Unternehmen kaufen.
Arten von physischer Replikation
Die physische Replikation kann auf zwei Arten erfolgen: vollständige Replikation und Sampling.
- Vollständige Replikation: Bei der vollständigen Replikation kauft der ETF alle im Index enthaltenen Wertpapiere in genau der Gewichtung, wie sie im Index selbst vorkommen. Diese Methode wird häufig bei Indizes verwendet, die eine überschaubare Anzahl von Aktien oder Anleihen enthalten, wie z. B. der DAX oder der EURO STOXX 50. Sie ermöglicht eine sehr genaue Nachbildung der Indexentwicklung, kann aber bei großen Indizes wie dem MSCI World, der tausende von Aktien enthält, komplizierter und teurer werden.
- Sampling (optimierte Replikation): Bei großen oder schwer replizierbaren Indizes, wie etwa Emerging Markets Indizes, wird oft die sogenannte Sampling-Methode verwendet. Der ETF kauft dabei nur eine Auswahl von Wertpapieren aus dem Index, die repräsentativ für die gesamte Indexentwicklung sind. Dies ist kostengünstiger und vereinfacht die Verwaltung, kann aber in einigen Fällen zu einer leicht abweichenden Performance im Vergleich zum Index führen.
Box
Wie funktionieren physisch replizierte ETFs?
Physisch replizierte ETFs funktionieren durch den direkten Kauf und das Halten der Wertpapiere, die in einem bestimmten Index enthalten sind. Dabei versucht der Fondsmanager, die Gewichtung der Wertpapiere im ETF so genau wie möglich an die Gewichtung im Index anzupassen.
Nehmen wir das Beispiel eines ETFs auf den DAX, der die 40 größten deutschen börsennotierten Unternehmen umfasst. Der physisch replizierte ETF kauft dann genau diese 40 Aktien, jeweils in der Gewichtung, wie sie im DAX vertreten sind. Dies stellt sicher, dass die Performance des ETFs nahezu identisch zur Entwicklung des DAX ist, abzüglich der Kosten des ETFs.
Ein physisch replizierter ETF ist passiv gemanagt, das heißt, er versucht nicht, den Markt zu schlagen, sondern lediglich die Performance des Index so genau wie möglich nachzubilden. Wenn sich die Zusammensetzung des Indexes ändert – etwa durch das Hinzufügen oder Entfernen eines Unternehmens –, wird der ETF entsprechend reagieren und seine Bestände anpassen.
Vorteile von physisch replizierten ETFs
- Transparenz: Physisch replizierte ETFs sind sehr transparent, da die Anleger genau wissen, in welche Wertpapiere investiert wird. Die genaue Zusammensetzung des Portfolios entspricht dem Index, den der ETF abbildet, und wird regelmäßig veröffentlicht.
- Geringes Kontrahentenrisiko: Da der ETF die Wertpapiere tatsächlich besitzt, entfällt das Kontrahentenrisiko, das bei synthetischen ETFs durch den Einsatz von Derivaten entsteht. Synthetische ETFs können bei einem Ausfall des Kontrahenten Verluste erleiden, was bei physisch replizierten ETFs nicht der Fall ist.
- Präzise Nachbildung: Bei vollständiger physischer Replikation wird die Wertentwicklung des Index nahezu eins zu eins nachgebildet. Dies bietet Anlegern eine hohe Sicherheit, dass der ETF sich wie der Index entwickeln wird, abzüglich der Kosten.
- Direkter Zugang zu Dividenden: Physisch replizierte ETFs haben direkten Zugang zu den Dividenden der gehaltenen Aktien. Diese können entweder ausgeschüttet oder wieder angelegt werden, was je nach Anlagestrategie vorteilhaft sein kann.
Nachteile von physisch replizierten ETFs
- Kosten: Physisch replizierte ETFs können höhere Kosten verursachen als synthetische ETFs, da der Fondsmanager die tatsächlichen Wertpapiere kaufen, verwalten und regelmäßig umschichten muss, um die Indexzusammensetzung nachzubilden. Diese Kosten werden in den jährlichen Gebühren des ETFs (Total Expense Ratio, TER) abgebildet.
- Tracking Error: Obwohl physisch replizierte ETFs die Wertpapiere des Indexes halten, kann es in manchen Fällen zu einem sogenannten „Tracking Error“ kommen, also einer Abweichung zwischen der Performance des ETFs und des zugrunde liegenden Indexes. Dies kann durch Verwaltungskosten oder durch Schwierigkeiten bei der Replikation großer Indizes entstehen.
- Schwierig bei illiquiden Märkten: Bei Indizes, die eine hohe Anzahl an illiquiden oder schwer handelbaren Wertpapieren enthalten (z. B. in Schwellenländern), kann die vollständige physische Replikation schwierig oder kostspielig sein. Hier greifen viele physisch replizierte ETFs auf das Sampling zurück, was die Nachbildung weniger exakt machen kann.
Physisch replizierte ETFs vs. synthetische ETFs
Für diejenigen, die auf langfristige und stabile Investments setzen, können physisch replizierte ETFs eine ausgezeichnete Wahl sein."
Während physisch replizierte ETFs die tatsächlichen Wertpapiere eines Indexes kaufen, bilden synthetische ETFs den Index über Derivate (Swaps) nach. Dies bedeutet, dass synthetische ETFs nicht direkt in die Aktien des Indexes investieren, sondern mit einem Kontrahenten einen Vertrag abschließen, der die Indexperformance garantiert. Dies kann kostengünstiger sein, birgt aber ein Kontrahentenrisiko, falls der Partner ausfällt.
Physisch replizierte ETFs bieten zwar eine höhere Sicherheit und Transparenz, können aber teurer in der Verwaltung sein. Synthetische ETFs hingegen sind in der Regel günstiger, haben jedoch das Risiko eines Ausfalls des Derivate-Partners.
Steuerliche Aspekte von physisch replizierten ETFs
Die steuerliche Behandlung von physisch replizierten ETFs hängt von der Anlagestrategie ab, insbesondere davon, ob der ETF ausschüttend oder thesaurierend ist.
- Ausschüttende ETFs zahlen die Erträge, wie Dividenden, regelmäßig an die Anleger aus, die diese dann versteuern müssen.
- Thesaurierende ETFs hingegen reinvestieren die Erträge im Fonds, wodurch die Steuerlast in die Zukunft verschoben wird.
Je nach Wohnsitz des Anlegers und den dortigen Steuergesetzen kann dies Vor- oder Nachteile mit sich bringen.
Fazit
Physisch replizierte ETFs sind eine beliebte Wahl für Anleger, die die Vorteile einer passiven Anlagestrategie nutzen möchten, ohne das Kontrahentenrisiko, das bei synthetischen ETFs entsteht. Sie bieten Transparenz, Sicherheit und eine genaue Nachbildung des zugrunde liegenden Indexes. Allerdings müssen Anleger sich der höheren Kosten und potenziellen Tracking Errors bewusst sein. Für diejenigen, die auf langfristige und stabile Investments setzen, können physisch replizierte ETFs eine ausgezeichnete Wahl sein, besonders wenn sie sich mit den steuerlichen Rahmenbedingungen auskennen und diese in ihre Strategie einfließen lassen.
Ich glaube, dass die Zusammenarbeit mit motivierten Menschen auf beiden Seiten zusätzliche Energie freisetzt