Landflucht verstärkt sich eher noch Polarisierung der räumlichen Entwicklung
Zunehmende Landflucht ist ein Indiz für sich verschlechternde Lebensbedingungen im ländlichen Raum. Die Metropolen profitieren von der wachsenden Verstädterung. Doch welche Perspektiven haben die Dörfer?
In den 1970er Jahren gingen Politiker und Wissenschaftler davon aus, dass sich ländliches und städtisches Leben angleichen würden. Wachsende Mobilität und innovative Kommunikationstechnologien würden zu einer allgemeinen Verstädterung führen. Die Entwicklung verläuft jedoch entgegengesetzt. Großstädte wie Frankfurt, München, Stuttgart, Hamburg oder Berlin haben eine magische Anziehungskraft. Die Dörfer hingegen veröden infolge der Landflucht.
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Wirtschaftlicher Fortschritt braucht Urbanisierung
Nicht jeder ist traurig über diese Entwicklung. Ökonomen wie Richard Florida sind überzeugt, dass Städte sich nicht vorrangig um die Ansiedlung von Unternehmen, sondern vielmehr um den Zuzug kreativer Männer und Frauen bemühen müssen. Er ist überzeugt, dass die 'kreative Klasse' entscheidend zum wirtschaftlichen Erfolg einer Region beiträgt. Zu dieser Klasse gehören nach seiner Ansicht Künstler, Akademiker und schöpferische Talente mit Unternehmergeist.
Um einen Standort für kreative Köpfe attraktiv zu machen, sind Investitionen in den Bildungssektor der Schlüssel. Erstklassige Bildungseinrichtungen tragen wesentlich zur Entwicklung einer Kultur der Offenheit, Toleranz und Vielfalt bei. Städte, die eine solche Atmosphäre bieten, haben im internationalen Wettbewerb die besseren Karten.
Soziale Konsequenzen der Landflucht
Die Landbevölkerung trägt die Last der Urbanisierung. Jahrzehntelang war es in Deutschland erklärtes Ziel der Politik, für alle Menschen gleichwertige Lebensverhältnisse herzustellen. Wer heute auf dem Lande zu Hause ist, erlebt eine andere Realität:
- Nahverkehr wird von Fahrplanwechsel zu Fahrplanwechsel stärker ausgedünnt,
- ärztliche Versorgung wird schwieriger, weil Praxen in Großstädten für junge Mediziner attraktiver sind,
- Schulwege der Kinder werden immer länger, weil Schulen wegen sinkender Schülerzahlen geschlossen werden,
- Geschäfte und öffentliche Einrichtungen schließen.
Es sind vor allem junge, gut gebildete Frauen, die es am stärksten in die Stadt zieht. Zurück bleiben Senioren."
Von gleichwertigen Lebensbedingungen spricht heute niemand mehr. Die Konsequenzen für die ländlichen Kommunen sind gravierend. Es sind vor allem junge, gut gebildete Frauen, die es am stärksten in die Stadt zieht. Zurück bleiben Senioren und Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen wenig Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben.
Neue Ideen braucht das Land
Investoren meiden den ländlichen Raum, weil es an geeigneten Arbeitskräften fehlt. Um die Dörfer nicht aufzugeben, müssen neue Perspektiven her. Kann eine Region mit einer schönen Landschaft aufwarten, liegt der Gedanke der touristischen Nutzung nahe. Großstädter, die Ruhe und unberührte Natur suchen, könnten für Arbeit und Einkommen sorgen. Und noch ein weiterer Trend bietet Chancen für diejenigen, die sich bewusst für das Landleben entscheiden: Regionale Produkte sind begehrt. Ob das ausreicht, um die Polarisierung zwischen Stadt und Land auszugleichen, ist jedoch fraglich.
"Finanzplanung ist Lebensplanung - Geben Sie beidem nachhaltig Sinn!"