Kapital fließe dorthin, wo Begeisterung groß ist – nicht unbedingt dorthin, wo Ertrag sicher ist

Zahlreiche Warnsignale Ray Dalio sieht Tech-Blase am Horizont

Der Gründer von Bridgewater Associates warnt vor einer möglichen Blasenbildung bei den großen US-Tech-Konzernen im Zuge des KI-Booms.

Ray Dalio, Gründer von Bridgewater Associates, gilt als einer der erfahrensten Beobachter globaler Finanzmärkte. Wenn er von einer Blasenbildung spricht, hören viele zu. In einem aktuellen Interview mit CNBC und weiteren Medien warnt Dalio nun vor einer Überbewertung großer US-Technologiekonzerne. Der Boom rund um Künstliche Intelligenz habe eine neue Phase spekulativer Erwartungen ausgelöst. Seine Diagnose: Die Märkte zeigen Parallelen zu früheren Übertreibungen – und viele Anleger unterschätzen die Risiken.

Der Boom, der zur Gefahr wird

Technologiewerte treiben seit Jahren die großen US-Indizes. Der KI-Hype hat diese Entwicklung beschleunigt. Unternehmen wie Nvidia, Microsoft oder Alphabet gelten als Gewinner des Umbruchs und verzeichnen Kurssteigerungen in historischer Dimension. Doch Dalio sieht in dieser Dynamik weniger einen dauerhaften Trend als ein Anzeichen wachsender Spekulation.

Er spricht von einer „frothy“ Stimmung – also von übermäßigem Optimismus. Bewertungen spiegeln immer weniger reale Erträge, sondern zunehmend Erwartungen auf künftige Marktbeherrschung wider. Viele Anleger gingen offenbar davon aus, dass Innovation automatisch Gewinn garantiere. Doch genau diese Haltung habe schon in den 1920er- und späten 1990er-Jahren zu gefährlichen Fehlbewertungen geführt.

Ein Blasenindikator schlägt aus

Der KI-Boom verändert Märkte und Technologien, aber er hebt die Gesetze der Bewertung nicht auf. Hohe Erwartungen, massive Kapitalflüsse und niedrige Risikowahrnehmung sind klassische Warnzeichen."

Dalio verweist auf ein eigenes Analysemodell, das verschiedene Faktoren kombiniert: Bewertung, Käuferstruktur, Verschuldung und Dynamik der Kursentwicklung. Dieser sogenannte Blasenindikator liege derzeit auf einem der höchsten Stände der letzten Jahrzehnte. Besonders auffällig sei die Konzentration: Ein kleiner Kreis von Konzernen bestimme den Marktwert ganzer Indizes.

Zudem sei ein Teil des Kursanstiegs durch die Erwartung zukünftiger Gewinne getragen, die noch nicht sichtbar seien. Hohe Investitionen in KI-Infrastruktur, Rechenzentren und Software könnten sich als überdimensioniert erweisen, falls die erwarteten Produktivitätsgewinne ausbleiben. Die Geschichte zeige, dass technologische Durchbrüche selten linear verlaufen.

Wenn Euphorie zur Fehlallokation führt

Für Dalio ist nicht die Technologie das Problem, sondern ihre Bewertung. Innovation sei wichtig, aber Märkte neigten dazu, sie zu überschätzen. Kapital fließe dorthin, wo Begeisterung groß ist – nicht unbedingt dorthin, wo Ertrag sicher ist. Das führe zu Fehlallokationen, also zu Investitionen in Projekte, die den eingesetzten Mitteln langfristig nicht standhalten.

Die Dynamik werde durch günstige Finanzierungsbedingungen verstärkt. Noch immer sei viel Liquidität im Umlauf, und viele Anleger suchten Rendite in Wachstumswerten. Wenn aber die Geldpolitik straffer werde oder Zinsen steigen, könnten diese Bewertungen schnell unter Druck geraten.

Die Psychologie der Märkte

Dalio erinnert daran, dass Blasen selten an Bewertungen allein erkennbar sind. Sie entstehen aus kollektiver Erwartung. Solange Kurse steigen, fühlen sich Anleger bestätigt. Diese Rückkopplung verstärkt die Bewegung, bis eine äußere Veränderung – etwa eine politische Entscheidung oder ein Zinsimpuls – das Vertrauen erschüttert.

So sei es auch vor der Dotcom-Krise gewesen: Die Technologie selbst habe Zukunftspotenzial besessen, doch die Märkte hätten sie über Jahre im Voraus eingepreist. Das Ergebnis war ein schmerzhafter Rückschlag, der viele gute Ideen mit in den Absturz zog.

Risiko und Realität

Dalio sieht Parallelen, aber keine exakte Wiederholung.

Die heutigen Tech-Konzerne seien profitabler und besser kapitalisiert als die Start-ups der Jahrtausendwende.

Dennoch bleibe das Risiko der Übertreibung bestehen, insbesondere wenn sich KI-Erwartungen nicht im erhofften Tempo realisieren.

Anleger sollten unterscheiden zwischen langfristigem Potenzial und kurzfristiger Euphorie.

Er nennt zwei Prüfsteine für Rationalität:

  • Wie stark hängen Bewertungen von tatsächlichen Cashflows ab?
  • Und wie widerstandsfähig bleiben Unternehmen, wenn Kapital teurer wird?

Wer hier keine klaren Antworten findet, läuft Gefahr, in die gleiche Falle wie frühere Generationen von Investoren zu geraten.

Fazit

Ray Dalios Warnung ist kein Alarmruf, sondern eine Erinnerung an ökonomische Disziplin. Der KI-Boom verändert Märkte und Technologien, aber er hebt die Gesetze der Bewertung nicht auf. Hohe Erwartungen, massive Kapitalflüsse und niedrige Risikowahrnehmung sind klassische Warnzeichen. Ob daraus eine Blase wird, hängt vom Verhalten der Marktteilnehmer ab – und davon, ob Vernunft rechtzeitig zurückkehrt.

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