Finanzlexikon Realzinsen, in Relation zu Nominalzinsen
Realzinsen und Nominalzinsen sind grundlegende Konzepte der Finanzwelt, die bei der Bewertung von Spar- und Anlageformen sowie Krediten eine zentrale Rolle spielen. Der Unterschied zwischen beiden Arten von Zinsen liegt darin, dass die Realzinsen die Inflation mit einbeziehen und damit die tatsächliche Kaufkraftveränderung einer Geldanlage oder eines Kredits widerspiegeln.
Nominalzinsen hingegen geben nur die „nackte“ Verzinsung an, ohne die Inflation zu berücksichtigen. Das Verständnis dieses Unterschieds ist entscheidend, um zu erkennen, wie sich die Verzinsung in realer Kaufkraft auswirkt und was die eigentlichen Renditen oder Kosten nach Inflation sind.
Der Nominalzins: Ein erster Blick auf die Verzinsung
Der Nominalzins ist der Zinssatz, den Banken, Kreditgeber oder Investitionsprodukte offiziell angeben. Er drückt die Höhe der Zinsen in einem bestimmten Zeitraum aus, typischerweise auf Jahresbasis, und gibt an, wie viel Prozent ein Kapital in einem bestimmten Zeitraum wächst oder wie viel an Zinsen für ein Darlehen gezahlt werden muss. Dabei handelt es sich um die direkte „verträgelich festgelegte“ Rendite oder die Kreditkosten.
Ein Sparbuch mit 3 % Nominalzins lässt das darauf investierte Kapital also jährlich um diesen Prozentsatz wachsen. Ein Kredit mit einem Zinssatz von 5 % bedeutet, dass der Kreditnehmer für die Nutzung des geliehenen Geldes jährlich diesen Prozentsatz an den Kreditgeber zahlt. Der Nominalzins zeigt jedoch nur den Anstieg des Geldbetrags und nicht die „echte“ Wertentwicklung. Wenn beispielsweise die Inflation im gleichen Zeitraum ebenfalls 3 % beträgt, bleibt die Kaufkraft eines Sparers bei einem Zinssatz von 3 % letztendlich gleich – der Zuwachs durch den Zins wird vollständig durch die Teuerungsrate aufgehoben.
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Der Realzins: Kaufkraft und Inflation berücksichtigt
Im Gegensatz dazu berücksichtigt der Realzins die Inflation und damit die Veränderung der Kaufkraft, die für den Sparer oder Kreditnehmer tatsächlich relevant ist. Die Inflation gibt an, wie stark das allgemeine Preisniveau steigt, was bedeutet, dass man mit einer bestimmten Geldsumme in der Zukunft weniger Güter und Dienstleistungen kaufen kann als heute. Die Realzinsen ergeben sich somit, indem die Inflation vom Nominalzins abgezogen wird. Sie stellen daher die tatsächliche Verzinsung dar, wenn die Inflation mit einbezogen wird, und zeigen, wie sich die Kaufkraft eines Guthabens oder einer Schuld in einem bestimmten Zeitraum verändert.
Ein Beispiel veranschaulicht dies: Ein Sparguthaben von 3 % Nominalzins wächst zwar nominal um diesen Prozentsatz, aber bei einer Inflation von ebenfalls 3 % beträgt der Realzins 0 %. Das bedeutet, dass das Kapital nur nominal wächst, ohne die Kaufkraft zu steigern, da der Zinszuwachs durch die Preissteigerungen neutralisiert wird. Sinkt hingegen die Inflationsrate, steigt auch der Realzins, da die Kaufkraft eines Guthabens tatsächlich wächst.
Bedeutung der Realzinsen in Niedrigzinsphasen
In Phasen niedriger Nominalzinsen, wie sie in den letzten Jahren häufig in Europa und den USA zu beobachten waren, rücken die Realzinsen verstärkt in den Vordergrund. Wenn die Nominalzinsen nahe Null liegen und gleichzeitig eine moderate Inflation vorherrscht, können die Realzinsen sogar negativ sein. Ein negativer Realzins bedeutet, dass die Kaufkraft eines gesparten Betrags über die Zeit hinweg sinkt. Der Sparer verliert also real an Wert, da das Geld weniger kaufen kann, selbst wenn es nominal wächst.
Diese Situation hat tiefgreifende Konsequenzen für Anleger und Kreditnehmer: Für Sparer wird es schwerer, eine Anlageform zu finden, die das Geld nach Inflation vermehrt. Auf der anderen Seite profitieren Kreditnehmer, da sie in Zeiten negativer Realzinsen effektiv weniger zurückzahlen, da die Inflation einen Teil ihrer Schulden „entwertet“.
Auswirkungen und Nutzung von Realzinsen für Anleger und Kreditnehmer
Insbesondere in Niedrigzinsphasen und Zeiten hoher Inflation rückt der Realzins in den Vordergrund und beeinflusst die finanzielle Planung von Privatpersonen, Unternehmen und Staaten. Realzinsen sind daher ein zentrales Instrument, um die Rentabilität und Nachhaltigkeit von Investitionen und Finanzierungen realistisch zu bewerten."
Die Kenntnis der Realzinsen ist für die langfristige Finanzplanung von entscheidender Bedeutung, da sie die tatsächliche Rendite einer Anlage oder die tatsächlichen Kosten eines Kredits widerspiegelt. Für Sparer und Anleger ist ein positiver Realzins notwendig, um über die Jahre hinweg eine reale Wertsteigerung des Vermögens zu erzielen. In Phasen hoher Inflation, wie in den 1970er Jahren, und Niedrigzinsphasen hingegen kann der Realzins negativ werden und das Vermögen über die Zeit real verringern. Hier können alternative Anlageformen wie Sachwerte, Immobilien oder inflationsindexierte Anleihen attraktiv sein, da sie typischerweise eher inflationsresistent sind.
Für Kreditnehmer sind niedrige oder sogar negative Realzinsen vorteilhaft, da der reale Wert ihrer Schulden im Zeitablauf sinkt. Dadurch können sie sich „günstiger“ verschulden und profitieren davon, dass die Schulden durch die Inflation in ihrer realen Kaufkraft reduziert werden. Realzinsen beeinflussen somit auch strategische Entscheidungen von Unternehmen, die Investitionen planen: Bei niedrigen Realzinsen sind große Investitionsvorhaben für Unternehmen kostengünstiger, was Investitionen und die Nachfrage steigern kann.
Einflussfaktoren auf Realzinsen
Mehrere Faktoren beeinflussen das Niveau der Realzinsen, darunter wirtschaftliche Erwartungen, Zinspolitik und Inflationserwartungen. Die Zentralbanken spielen eine wichtige Rolle, indem sie die Nominalzinsen festlegen und damit indirekt auf die Realzinsen einwirken. In Phasen wirtschaftlicher Unsicherheit oder niedriger Wachstumsprognosen tendieren die Zentralbanken dazu, die Nominalzinsen zu senken, um die Konjunktur zu stützen. Dies kann zu niedrigen oder sogar negativen Realzinsen führen, was die Nachfrage anregen soll.
Auch die langfristigen Inflationserwartungen beeinflussen die Realzinsen. Wenn Investoren eine höhere Inflation in der Zukunft erwarten, werden sie eine höhere Verzinsung auf Kapitalanlagen verlangen, um ihre Kaufkraft zu schützen, was Nominal- und Realzinsen steigen lässt.
Fazit
Der Unterschied zwischen Nominal- und Realzinsen ist für Investoren und Kreditnehmer essenziell, um den realen Wertzuwachs oder die reale Belastung durch Zinsen richtig einzuschätzen. Während Nominalzinsen die „offizielle“ Verzinsung angeben, sind die Realzinsen entscheidend für die tatsächliche Kaufkraftveränderung eines Vermögens oder einer Schuld.
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