Nutzung der verfügbaren Ressourcen Rohstoffkrieg
Seit einem guten Jahr befindet sich der Ölpreis auf einer spektakulären Talfahrt. Binnen Jahresfrist hat sich der Preis fast halbiert. Es sind nicht nur ökonomische Gründe, die den Preisverfall bewirkt haben. Um das Öl tobt ein weltweiter Rohstoffkrieg.
Neben den Vereinigten Staaten ist vor allem Saudi Arabien ein wichtiger Akteur in diesem stillen Kampf. Ein weiterer Player könnte bald eine wichtige Rolle im Rohstoffkrieg spielen - der Iran. Seit dem Fracking-Boom in den USA haben sich die Verhältnisse am Ölmarkt grundsätzlich verändert. Die Vereinigten Staaten - seit jeher einer der größten Nachfrager - sind mit der innovativen Fördermethode gleichzeitig zum größten Ölproduzenten der Erde aufgestiegen. Dies ist einer der Gründe für sinkende Preise am Weltmarkt. Die schwächelnde Weltwirtschaft, aber auch die zunehmende Bedeutung von Energieeinsparung und -effizienz bilden weitere Ursachen für den Preisverfall. Jenseits der Ökonomie spielt auch die Politik eine nicht zu unterschätzende Rolle. Ihr Handeln ist manchmal wirtschaftlich gesehen geradezu widersinnig.
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Agieren jenseits der Ökonomie
Unter strategischen Gesichtspunkten werden sogar negative Auswirkungen in Kauf genommen, die zu Lasten der Akteure selbst gehen. Ein schönes Beispiel dafür ist Saudi Arabien. Das Königreich auf der arabischen Halbinsel sieht seine Position als führendes Ölförderland durch das Fracking in den USA nachhaltig bedroht. Als Reaktion darauf hat das Land bereits seit Längerem seine Fördermengen deutlich über die OPEC-Förderquoten hinaus erhöht, um den Ölpreis künstlich niedrig zu halten.
Der Hintergedanke dabei ist: Fracking lohnt sich auf Dauer erst ab einem bestimmten Ölpreisniveau (in Fachkreisen wird als Grenze ein Wert von mind. 75 US-$ je Barrel genannt). Wenn der Preis darunter gedrückt wird, hofft man, der US-Fracking-Industrie das Wasser abzugraben und dadurch lästige Konkurrenz loszuwerden. Zwar benötigen auch die Saudis mittelfristig dringend höhere Ölpreise, um ihre Budgets zu finanzieren (hier wird eine Zielmarke von ca. 80 US-$ pro Barrel genannt). Dennoch sind immer noch genügend finanzielle Reserven vorhanden, um diesen Preiskampf zunächst fortzuführen.
Zugleich ist bekannt, dass viele US-Firmen die kostspieligen Bohrungen über hochverzinsliche Anleihen (sog. Junk-Bonds) finanziert haben. Da diese in den nächsten Jahren fällig werden, ist jetzt schon absehbar, dass ein Großteil der kleinen und mittleren US-Frackingunternehmen diese Anleihen nicht mehr bedienen können und dadurch in den Bankrott rutschen.
Binnen Jahresfrist hat sich der Öl-Preis fast halbiert."
USA - Russland, Iran - Saudi Arabien
Die Vereinigten Staaten müssen in diesem Rohstoffkrieg aber nicht nur einstecken, sondern teilen ebenfalls kräftig aus. Hier steht besonders Russland als Gegner im Visier. Ölexporte sind für das Land, das durch die westlichen Embargomaßnahmen im Zuge der Ukraine-Krise eine ernste wirtschaftliche Krise erlebt, besonders wichtig. Mit sinkenden Ölpreisen droht eine der wenigen noch vorhandenen Stützen der russischen Wirtschaft wegzubrechen.
Dies dürfte einer der Gründe sein, warum die USA sich kürzlich dazu entschlossen haben, einen erheblichen Teil ihrer strategischen Ölreserven schrittweise auf den Markt zu werfen. Auch dies wird dazu beitragen, dass der Ölpreis niedrig bleibt. Ein weiterer potentieller Mitspieler im globalen Rohstoffkrieg steht schon in den Startlöchern - der Iran. Jahrelang war das Land der Mullahs durch Sanktionen vom Weltmarkt de facto abgeschnitten. Das könnte sich nach der Beilegung des Atomstreits bald ändern. Eine iranische Ölschwemme würde vor allem auf Saudi Arabien zielen. Beide Staaten konkurrieren um die Vormachtstellung im Nahen Osten.