Anleger können so gezielt auf Trends setzen, ohne einzelne Aktien auswählen zu müssen

Vom Nischentrend zum Massenphänomen Sind Themen-ETFs zu riskant?

Zwischen Spekulation, Marketing und begrenzter Diversifikation – ein kritischer Blick auf Trend-Investments.

Längst haben ETFs (Exchange Traded Funds) den Status eines Nischenprodukts verlassen. Doch neben den klassischen Indexfonds auf Märkte wie den MSCI World oder den S&P 500 ist in den vergangenen Jahren ein anderer Typ ETF rasant gewachsen: Themen-ETFs.

Ob Rüstungsindustrie, Blockchain, Wasserstoff, Cybersecurity, Clean Energy oder demografischer Wandel – für nahezu jedes gesellschaftliche, politische oder technologische Narrativ gibt es heute einen eigenen Indexfonds. Anleger können so gezielt auf Trends setzen, ohne einzelne Aktien auswählen zu müssen.


Marketing oder Substanz? Der schmale Grat bei Trend-ETFs

Viele Themen-ETFs greifen populäre Entwicklungen auf, bevor deren wirtschaftliche Relevanz hinreichend belegt ist. Häufig wird dabei auf kleine Aktienuniversen zurückgegriffen, die stark schwanken, wenig profitabel oder kaum etabliert sind.

Einige Branchenbeobachter sprechen deshalb von einem „Marketingprodukt mit ETF-Maske“: Die Anbieter würden vor allem das Verkaufsnarrativ bedienen, nicht die langfristige Anlagelogik.

Auch zeigt sich, dass manche Themen in der Praxis nicht sauber abgrenzbar sind. So enthalten „Krypto-ETFs“ häufig traditionelle Zahlungsdienstleister oder „KI-ETFs“ Firmen, die nur am Rande mit Künstlicher Intelligenz arbeiten.


Konzentrationsrisiken und geringe Streuung

Ein zentrales Problem thematischer ETFs liegt in der geringen Diversifikation.

Anders als breit gestreute Weltindizes fokussieren sich Themen-ETFs oft auf wenige Dutzend Aktien – häufig sogar mit starkem regionalem oder sektoralem Schwerpunkt.

Das bedeutet:

  • Einzelwerte beeinflussen den ETF stark, vor allem bei gleichgewichteten Indizes.
  • Kurze Hype-Zyklen führen zu massiven Schwankungen.
  • Marktkapitalisierung spielt oft keine Rolle, sodass riskante Nebenwerte überrepräsentiert sind.

Solche Fonds sind deshalb keine Allwetter-Investments, sondern setzen auf spezielle Szenarien.

Sie können hohe Gewinne abwerfen – aber auch ebenso schnell wieder einbrechen.


Emotionen statt Strategie – warum Themen-ETFs verlockend sind

Themen-ETFs sind ein interessantes Finanzprodukt – aber kein Selbstläufer. Wer hier investiert, braucht mehr Wissen, mehr Disziplin und mehr Risikobereitschaft als bei klassischen Indexfonds."

Themen-ETFs bedienen häufig emotionale Motive:

  • Der Wunsch, „etwas Gutes“ zu tun (z. B. Klimaschutz, Gleichstellung, Digitalisierung).
  • Die Hoffnung auf überdurchschnittliche Rendite durch frühzeitige Trendnutzung.
  • Die Bequemlichkeit, eine fertige Lösung für komplexe Zukunftsthemen zu kaufen.

Doch emotionale Anlageentscheidungen bergen das Risiko, dass Timing, Bewertung und Langfristigkeit aus dem Blick geraten. Was heute Trend ist, kann morgen überbewertet oder überholt sein.


Für wen eignen sich Themen-ETFs – und wie viele davon?

Themen-ETFs können in einem gut strukturierten Portfolio eine Beimischung darstellen – aber nicht die Basis. Wer langfristig Vermögen aufbauen will, fährt besser mit breit diversifizierten Indexlösungen.

Wichtige Voraussetzungen für den Einsatz thematischer ETFs:

  • Bereits vorhandene, stabile Grundstruktur im Depot.
  • Risikobewusstsein für mögliche hohe Verluste.
  • Verständnis für das Thema, auf das man setzt.
  • Bereitschaft, langfristig investiert zu bleiben – auch bei Durststrecken.

Andernfalls wird aus der Trendanlage schnell ein emotional überladener Schnellschuss, der langfristig enttäuscht.


Fazit: Themen-ETFs sind kein Ersatz für echte Strategie

Themen-ETFs sind ein interessantes Finanzprodukt – aber kein Selbstläufer. Wer hier investiert, braucht mehr Wissen, mehr Disziplin und mehr Risikobereitschaft als bei klassischen Indexfonds.

Die Kritik an Trend-ETFs richtet sich deshalb nicht gegen die Idee an sich – sondern gegen die unkritische Euphorie, mit der viele Anleger sie als neue Standardlösung sehen.

Gerade weil sie einfache Geschichten erzählen, sind Themen-ETFs so beliebt. Doch Geldanlage ist selten einfach – und nie eindimensional.

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