Rund sieben Prozent der Befragten geben die Notreserve als Hauptsparmotiv an

Die deutschen Sparer werden ängstlicher Sparmotiv Verunsicherung

Verunsicherung - so lässt sich die Stimmungslage der deutschen Sparer derzeit am besten beschreiben. Ein wesentlicher Grund, warum viele Bundesbürger sich einen Notgroschen für schlechte Zeiten zurücklegen. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Verbandes der privaten Bausparkassen zum Sparverhalten. Der Verband führt dazu regelmäßig Befragungen über TNS Infratest durch.

Danach geben jetzt rund sieben Prozent der Befragten die Notreserve als Hauptsparmotiv an. Im Frühjahr waren es noch fünf Prozent gewesen. Dagegen mussten die private Altersvorsorge und Konsum als Spargründe Federn lassen. Die Altersvorsorge verlor drei Prozentpunkte und liegt aktuell bei 56 Prozent. Gleichauf bewegt sich das Sparziel Konsum/langfristige Anschaffungen, das sogar um fünf Prozentpunkte nachgab. Nichtsdestotrotz liegen beide Motive nach wie vor mit Abstand vorne. Wohneigentum hat dagegen mit einem Prozent Plus leicht gewonnen und erreicht nun 44 Prozent. Für Kapitalanlagezwecke sparen im Augenblick 26 Prozent der Bundesbürger - zwei Prozent weniger als im Frühjahr.

So unsicher wie zuletzt in der Finanzkrise 

Eine ähnliche Situation gab es nach Feststellung des Bausparkassen-Verbandes zuletzt kurz nach dem Höhepunkt der Finanzkrise 2008. Auch damals hatten die mittel- bis langfristig ausgerichteten Sparmotive Altersvorsorge, Kapitalanlage und Konsum an Bedeutung verloren, während die Verunsicherung als Grund zum Sparen wichtiger geworden war. Dass Wohneigentum als Sparziel diesmal häufiger genannt wird, passt durchaus ins Bild. Denn Immobilien sind in unsicheren Zeiten immer als wertbeständiges Investment gefragt. 

Als eine wesentliche Ursache für die wachsende Verunsicherung der Sparer sieht der Verband die fortgesetzte Niedrigzinspolitik der EZB. Sie führe beim Sparen nicht nur zu Zinsen nahe am Nullpunkt, sondern sorge auch dafür, dass die klassische Altersvorsorge über Lebensversicherungen oder Betriebsrenten immer stärker gefährdet werde. Es erscheint dabei fast paradox - aber dennoch erklärlich -, dass eine Geldpolitik, die auf niedrige Zinsen setzt, bei Sparern dazu führen kann, sogar mehr zu sparen, um für Notzeiten gerüstet zu sein. Damit wird die EZB-Politik ein Stück weit konterkariert. 

Nach dem Brexit dürfte die Verunsicherung eher noch zugenommen haben."

Niedrigverdiener besonders betroffen 

Einstweilen leidet der durchschnittliche Bundesbürger unter dem Kurs von Mario Draghi. Er führt zu einer schleichenden Enteignung der deutschen Sparer. Besonders betroffen sind vor allem Bezieher niedrigerer Einkommen, da sie ihr Finanzvermögen bevorzugt in verzinslichen Einlagen anlegen. Wer besser verdient, weicht dagegen häufiger auf riskantere, aber rentierlichere Investments aus. Daher droht durch die NIedrigzinspolitik auch eine soziale Schieflage. 

Eine Trendwende hin zu mehr Sicherheit beim Sparen ist allerdings nicht erkennbar. Im Gegenteil: Nach dem Brexit dürfte die Verunsicherung eher noch zugenommen haben. Von daher darf man auf die Ergebnisse der nächsten Umfrage der Bausparkassen gespannt sein.

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