Problem Netzausbau Strompreise werden kräftig steigen
Die Strompreise werden im kommenden Jahr angehoben. Der Grund liegt nicht in den Produktionskosten für Strom, sondern in dessen stockender Verteilung wegen fehlender Trassen: Die Netzbetreiber schlagen Alarm und erhöhen ihre Entgelte.
Der Ausbau des deutschen Stromnetzes hinkt dem der Produktionskapazität kräftig hinterher, nicht zuletzt die politischen Diskussionen und langwierigen Genehmigungsverfahren, aber auch die Proteste gegen die Stromtrassen haben die Probleme verschärft: Wird an der Nordsee Windenergie produziert, fehlt die Infrastruktur, um diese effektiv in den Süden zu transportieren.
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Strompreise steigen wegen explodierender Netzkosten
Stürmt es richtig über der Nordsee, sollten sich die Stromerzeuger und ihre Kunden eigentlich freuen: Die Windräder produzieren dann nämlich reichlich und effizient Strom. Soweit die Theorie. In der Praxis fehlt allerdings die Transportkapazität, also das gut ausgebaute Netz, das für die reibungslose Verteilung der Energie notwendig ist. In der Folge müssen Produktionskapazitäten abgeschaltet werden, obwohl doch enorme Summen in die Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien investiert wurden. Die Betreiber erhalten für den Ausfall eine Entschädigung, zur Stabilisierung der Stromversorgung müssen Drittanbieter eingeschaltet werden - die Kosten werden auf die Strompreise für die Verbraucher aufgeschlagen.
Die Entgelte für die Netzbetreiber werden demnach drastisch steigen, erste Berechnungen weisen rund 30 Euro pro Jahr für einen Haushalt mit drei Personen aus. Fatal ist die Verwendung: Nur rund fünf Prozent werden davon in den Ausbau der Netze investiert, der größte Teil muss für stabilisierende Notmaßnahmen wegen fehlender Stromleitungen zwischen dem Norden und dem Süden des Landes aufgewendet werden - Masten und Leitungen wären deutlich billiger.
Der Ausbau der Produktionskapazitäten für erneuerbare Energien wird sukzessive gedrosselt."
Zögerlicher Netzausbau durch langwierige Diskussionen
Einerseits verhindern die politischen Auseinandersetzungen um Stromtrassen die Realisierung der rund 1.800 Kilometer Übertragungsnetz, von diesen Plänen wurde bislang nur ein Drittel umgesetzt. Andererseits dauern die Genehmigungsverfahren zu lange und werden zudem regelmäßig von Protesten begleitet. Insbesondere Freileitungen lassen sich nur schwer durchsetzen, die Alternative, nämlich Erdkabel, kostet wiederum ein Vielfaches.
Die Energiewende tritt nun also in eine neue Phase ein: Der Ausbau der Produktionskapazitäten für erneuerbare Energien wird sukzessive gedrosselt, jetzt steht die Integration des witterungsabhängigen Solar- und Windstroms in das bestehende Versorgungssystem im Vordergrund. Dazu werden neben dem Netzausbau auch Investitionen in innovative Speicherkapazitäten notwendig, was die Netzentgelte noch weiter nach oben treiben dürfte. Aktuell entfallen rund sieben Cent der Strompreise je Kilowattstunde auf diese Gebühren, zum Jahreswechsel hat Tennet als erster Netzbetreiber eine Steigerung um 80 Prozent angekündigt. Auch Amprion erwägt eine Preisanhebung, die Unternehmen 50Hertz und TransnetBW werden als restliche Betreiber von deutschen Hochspannungsleitungen wohl folgen.