ETF bei Banken unbeliebt Teuere Fonds an Unerfahrene
Weltweit verwalten Fondsgesellschaften ein Vermögen von 74 Billionen Dollar - eine unvorstellbare Summe und ein Rekord zugleich. ETF sind dabei stark im Kommen, obwohl die Finanzindustrie sich bei ihrer Vermarktung recht zurückhaltend zeigt.
Diese Reserviertheit hat einen Grund. An ETF lässt sich längst nicht so gut verdienen, wie bei herkömmlichen Fonds. Fondsanbieter und Finanzdienstleister fokussieren sich daher auf Fondsprodukte, die ihnen einträgliche Provisionen bieten. Davon konnte die Branche nämlich bisher sehr gut leben. Die Gewinne der Fondsindustrie betrugen im vergangenen Jahr 102 Milliarden Dollar. Das zeigt eine aktuell vorgelegte Studie der Boston Consulting Group (BCG).
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Kleinanleger - lohnende Ertragsquelle
Gerade in Deutschland sind private Kleinanleger für die Fondsunternehmen eine einträgliche Kundschaft. Die BCG-Studie weist nach, dass die Fondsanbieter im Schnitt bei Privatkunden 0,62 Prozent an Gebühren kassieren, bei institutionellen Investoren sind es dagegen lediglich 0,15 Prozent. Der "Spread" zwischen Kleinanlegern und institutionellen Investoren ist im europäischen Vergleich besonders stark ausgeprägt. Für diesen signifikanten Unterschied gibt es zwei einfache Erklärungen:
- Institutionelle Anleger verfügen aufgrund ihrer Größe über mehr Marktmacht als Kleinanleger. Außerdem können sie sich Anlageprofis leisten, die den Fondsgesellschaften bei den Kosten stärker auf die Finger schauen.
- Die andere Ursache liegt darin, dass die Institutionellen schon länger bei ihren Anlageentscheidungen auf börsengehandelte Indexfonds setzen.
Ein Fondstyp setzt sich durch
ETF bzw. Indexfonds erfordern nur ein passives Anlagemanagement, da sie sich lediglich auf die Indexnachbildung beschränken, den Markt also nicht schlagen wollen. Dadurch wird der Aufwand für die Fondsverwaltung deutlich geringer. Es ist weniger Research und Marktbeobachtung notwendig, außerdem fällt deutlich geringerer Handels- und Umschichtungsbedarf an. Das spart Kosten. ETF sind dadurch wesentlich günstiger als herkömmliche Fonds.
Experten gehen davon aus, dass in den nächsten drei Jahren mehr als ein Drittel der Fondsneuzuflüsse in Indexfonds erfolgen werden."
Da sie über die Börse gehandelt werden, entfallen bei Privatanlegern auch die sonst üblichen Ausgabe- oder Rücknahmeaufschläge - normalerweise eine wesentliche Ertragsquelle für Fondsanbieter und -vermittler. Es ist daher kaum überraschend, wenn Banken und andere Finanzvermittler sich bei ETF eher zugeknöpft geben. Dem Erfolg der börsengehandelten Indexfonds hat dies keinen Abbruch getan. Die Vorteile dieses besonderen Fondstyps haben sich allmählich herumgesprochen. Ihr Anteil am gesamten Fondsangebot hat sich binnen weniger Jahre von Null auf mittlerweile 14 Prozent erhöht - Tendenz steigend.
Experten gehen davon aus, dass in den nächsten drei Jahren mehr als ein Drittel der Fondsneuzuflüsse in Indexfonds erfolgen werden. Gerade in Europa besteht dabei noch ein erheblicher Nachholbedarf. Unabhängige Finanzberatung unterstützt Sie bei der Auswahl geeigneter ETFs. Da sie bedarfsorientiert und nicht provisionsgetrieben ist, besteht kein Anreiz, Indexfonds unter den Tisch fallen zu lassen.