Finanzlexikon Was macht ein Market Maker?
Der Begriff Market Maker gehört zum Grundvokabular der Finanzmärkte – insbesondere im Kontext des Börsen- und Wertpapierhandels. Auch wenn er in der öffentlichen Wahrnehmung oft im Hintergrund bleibt, ist seine Rolle zentral für die Funktionsfähigkeit, Stabilität und Liquidität moderner Finanzmärkte.
Ein Market Maker ist ein Finanzintermediär – häufig eine Bank, ein Broker oder ein spezialisiertes Handelsunternehmen –, der für bestimmte Finanzinstrumente ständig verbindliche Kauf- und Verkaufspreise stellt. Damit sorgt er dafür, dass jederzeit Handel stattfinden kann, selbst wenn auf der Gegenseite gerade kein natürlicher Käufer oder Verkäufer zur Verfügung steht.
Grundprinzip: Was macht ein Market Maker?
Market Maker verpflichten sich gegenüber der Börse oder einem Handelsplatz, für bestimmte Wertpapiere kontinuierlich Kauf- und Verkaufskurse anzubieten – also sogenannte Geld- und Briefkurse (Bid und Ask).
Im Detail bedeutet das:
- Sie kaufen Wertpapiere zum angegebenen Geldkurs (Bid)
- und verkaufen sie gleichzeitig zum angegebenen Briefkurs (Ask).
- Die Differenz zwischen diesen Kursen ist der sogenannte Spread, der oft auch die Gewinnmarge des Market Makers darstellt.
Market Maker handeln also nicht auf Basis von Kundenaufträgen, sondern treten mit eigenem Kapital als Gegenpartei auf. Sie tragen dabei ein Kursänderungsrisiko, da sie Positionen oft kurzfristig halten müssen, bis ein gegenteiliger Marktauftrag erscheint.
Warum sind Market Maker wichtig für den Finanzmarkt?
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Ohne Market Maker wäre der Handel in vielen Wertpapieren deutlich langsamer, ineffizienter und teurer. Sie erfüllen mehrere entscheidende Funktionen:
- Sicherstellung der Liquidität: Auch bei geringer Marktaktivität sind Kauf- und Verkaufsmöglichkeiten gegeben.
- Kontinuierliche Preisbildung: Durch laufende Kurse entstehen faire und nachvollziehbare Marktpreise.
- Reduzierung von Spreads: Besonders bei stark gehandelten Titeln sind enge Spannen zwischen An- und Verkaufskursen möglich.
- Unterstützung der Marktstabilität: Durch eigenes Engagement in turbulenten Phasen kann Marktvolatilität gedämpft werden.
Gerade bei weniger liquiden Papieren – etwa Nebenwerten, strukturierten Produkten oder bestimmten Derivaten – sind Market Maker häufig die einzige Quelle für verlässliche Preisinformationen.
Einsatzgebiete: Wo arbeiten Market Maker konkret?
Market Maker sind in vielen Bereichen aktiv, insbesondere dort, wo eine fortlaufende Preisstellung essenziell ist:
- Aktienmärkte: Vor allem in elektronischen Handelssystemen wie Xetra oder Nasdaq.
- ETF-Handel: Market Maker sichern hier die tägliche Handelbarkeit und stellen faire Kurse.
- Derivatemärkte: Optionen, Futures und Zertifikate benötigen kontinuierliche Quotierungen.
- Devisen- und Anleihemärkte: Gerade im Interbankenhandel spielen Market Maker eine tragende Rolle.
- Kryptomärkte: Auch in digitalen Asset-Börsen übernehmen spezialisierte Firmen diese Rolle, um den Markt in Bewegung zu halten.
Zahlreiche Handelsplätze kooperieren mit zugelassenen Market Makern – sogenannte Designated Sponsors –, die bestimmte Titel exklusiv betreuen.
Chancen und Herausforderungen für Anleger
Market Maker sind ein zentraler, aber oft übersehener Bestandteil der Finanzmärkte. Sie schaffen Liquidität, ermöglichen Preisfindung und halten den Handel auch in schwierigen Marktphasen am Laufen. Für Anleger ist ihre Präsenz ein Garant für Handelbarkeit – selbst bei exotischeren oder weniger liquiden Wertpapieren."
Für Privatanleger ist die Existenz von Market Makern ein großer Vorteil, weil sie:
- Jederzeit kaufen oder verkaufen können,
- relativ stabile und faire Preise erhalten,
- auch bei weniger gehandelten Werten aktiv bleiben können.
Gleichzeitig gibt es einige Aspekte, die kritisch hinterfragt werden sollten:
- Spread als indirekte Kosten: Je größer die Differenz zwischen Bid und Ask, desto teurer wird das Geschäft für Anleger.
- Mögliche Interessenskonflikte: Da Market Maker auf eigene Rechnung handeln, können sie auch eigene Preisstrategien verfolgen.
- Volatilität in extremen Marktphasen: Während Stresssituationen an den Märkten können sich die Spreads weiten oder die Preisstellung kann ausgesetzt werden.
- Transparenz: Besonders bei außerbörslichen Handelsplätzen (OTC) ist nicht immer klar ersichtlich, wie die Kurse zustande kommen.
Daher gilt: Auch wenn der Market Maker den Handel erleichtert, sollte man seine Preisstellung stets kritisch prüfen – etwa durch Vergleich mit Referenzkursen oder Limit-Orders statt Market-Orders.
Regulierung und Pflichten: Der Rahmen für Fairness
Market Maker unterliegen je nach Markt und Region bestimmten Pflichten, um ihre Rolle verantwortungsvoll auszuüben:
- Mindestquotierungspflichten (z. B. Xetra verlangt Quotierungen in einem bestimmten Zeitraum pro Handelstag).
- Maximale Spreads bei bestimmten Produktgruppen.
- Pflicht zur Veröffentlichung ihrer Rolle gegenüber den Marktteilnehmern.
- Überwachung durch Börsenaufsicht oder Handelsüberwachungseinrichtungen.
Diese Regularien sollen sicherstellen, dass Market Maker nicht nur im Eigeninteresse handeln, sondern auch dem Markt als Ganzem dienen – als verlässliche Liquiditätsanbieter.
Fazit: Market Maker – die stillen Architekten des Börsenhandels
Market Maker sind ein zentraler, aber oft übersehener Bestandteil der Finanzmärkte. Sie schaffen Liquidität, ermöglichen Preisfindung und halten den Handel auch in schwierigen Marktphasen am Laufen. Für Anleger ist ihre Präsenz ein Garant für Handelbarkeit – selbst bei exotischeren oder weniger liquiden Wertpapieren.
Doch wie überall gilt: Wer den Markt verstehen will, sollte wissen, wer hinter dem Kurs steht. Und im Fall von Market Makern lautet die Antwort oft: ein Akteur mit eigenem Risiko, eigener Motivation – und mit erheblichem Einfluss auf das, was an der Börse geschieht.

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