Entspannung ist notwendig und oftmals sehr produktiv

Überkommenes Apostelzitat Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen

Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen. Diese alte Redewendung sorgt bis in die Gegenwart für kontroverse Debatten. Ursprünglich stammt die Aussage vom Apostel Paulus, welcher mit seinem zweiten Brief die Bürger von Thessaloniki zu Arbeit und Eigenleistung anregen wollte. Über die Jahrhunderte wurde der Slogan von Politikern aller Lager missbraucht.

Paulus hatte eine zeitlos gültige Begründung für den harsch anmutenden Satz: Er appellierte an die Eigenverantwortlichkeit aller Menschen. Jeder soll selbst für seinen Lebensunterhalt sorgen und nicht zur Last für andere werden. Vom Prinzip her ist gegen diese Ansicht kaum etwas zu sagen, jedoch bietet die Formulierung bis heute viel Spielraum für Menschen mit Missbrauchsabsichten.

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Unsere Kultur baut nicht auf Faulheit 

Seit langer Zeit gehört die Welt den Tüchtigen, denn Fleiß ist schon immer eine gerne gesehene Tugend. Das Apostelzitat wurde von August Bebel, dem Initiator der SDAP (Sozialdemokratische Arbeiterpartei) in den Sozialismus eingebracht. Danach bediente sich Adolf Hitler als Gründer der NSDAP dem Slogan ebenso wie sein kommunistischer Gegenspieler Stalin. Alle ideologischen Richtungen stellten die Arbeitspflicht jedes Einzelnen in den Vordergrund und drohten bei Verweigerung zumindest mit Essensentzug.

Bis heute wird Faulheit in westlichen Industriegesellschaften als Faktor mit schädlicher Auswirkung auf die wirtschaftliche Entwicklung definiert. Wenn der moderne Arbeitnehmer eine Auszeit bei seiner lebenslangen Aktivität benötigt, muss er sein Anliegen gut getarnt umsetzen, damit temporärer Müßiggang nicht mit Faulsein verwechselt wird. 

Was haben Diktatoren, Kirchen und Konzerne gemeinsam?

Politiker und christliche Entscheidungsträger beider Konfessionen sehen in der Arbeit seit Langem ein Instrument, um die Massen nach ihrem Willen zu lenken. In der Moderne folgen Arbeitgeber und Regierungen dem Apostelspruch und subventionieren mit Milliardenbeträgen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Die Begründung der wirtschaftlichen Absicherung klingt dabei eher vorgeschoben. Regierenden und Konzernlenkern geht es vielmehr um die Aufrechterhaltung eines überkommenen Bildes, welches die Welt in Faule sowie Fleißige aufteilt und Zwangsmaßnahmen gegen Verweigerer vorschreibt. 

Der Sinn des Lebens

Sollten wir uns nicht alle ein Stückchen Blumenkinderideologie aneignen und unsere Welt komfortabel gestalten?"

Wenn es überhaupt einen gibt, so besteht er in Selbstverwirklichung und wird von einem gewissen Maß an Trägheit begleitet. Pioniere waren in diesem Sinne die Hippies der 60er und 70er-Jahre. Sie traten als überzeugte Gegner der Leistungsgesellschaft gegen jeglichen Zwang an und fanden erstaunlich viele Nischen für kreative Betätigung. Sie prägten mit ihrer Ideologie Sektoren wie Kunst, Mode sowie Kultur und schufen die Grundlage für die spätere digitale Revolution. Das Wichtigste allerdings war, sie hatten ein entspanntes Verhältnis zu sich selbst und übertrugen dies auf Gesellschaft und Zukunft. Für die Blumenkinder war Fleiß keineswegs grundsätzlich negativ, allerdings musste es dafür einen einleuchtenden Grund geben. 

Zurück zu den Wurzeln?

Die Arbeitswut vieler Bürger kommt faulen Kompromissen gleich, und das Schlimmste daran ist, dass alles bleibt, wie es war. Sollten wir uns nicht alle ein Stückchen Blumenkinderideologie aneignen und unsere Welt komfortabel gestalten? Sicher und gerne werden viele jetzt denken, doch ist der Weg zur allseits akzeptierten Faulheit mit Arbeit und Mühe gepflastert. Damit wir unser Leben richtig genießen können, müssen wir über unseren eigenen Schatten springen; eine Disziplin, die neben Mut auch Konsequenz erfordert.

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