Wo führt uns die Globalisierung hin? Wertigkeit von Metropolen
Im Zeitalter der Globalisierung ist das Kapital weltweit auf der Suche nach neuen Investment-Chancen und rentierlichen Anlagen. Hochpreisige Immobilien sind dabei besonders gefragt. Das Interesse fokussiert sich vor allem auf die großen Metropolen auf dem Globus, die durch wirtschaftliche Dynamik, überdurchschnittliche Einkommen und Zukunftsorientierung geprägt sind.
Der globale Immobilienboom beginnt langsam aber sicher das Gesicht dieser Metropolen zu verändern. Denn oft fließt das internationale Kapital nicht in einzelne Objekte, sondern in Großvorhaben, die ganze Stadtviertel umfassen. Das kann ein Vorteil sein, wenn zum Beispiel Industrieruinen oder verfallende Hafenanlagen in schicke Wohngegenden verwandelt werden. Die Investoren zielen dabei oft auf ganz bestimmte Käufergruppen, bevorzugt im Hochpreissegment. Für den "Durchschnittsbürger" ist das Wohnen in solchen Immobilien allerdings eine Utopie - das hat Folgen für die sozialen Strukturen und die Entwicklungschancen der jeweiligen Großstadt.
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Wohnraum zu utopischen Preisen
In keiner europäischen Metropole zeigt sich das so wie in London. Mit 8,5 Millionen Einwohnern im eigentlichen Stadtgebiet und 13,6 Millionen im Umfeld ist die britische Hauptstadt noch vor Paris die größte Metropolregion innerhalb der EU. Berlin wirkt dagegen mit seinen 3,5 Millionen Einwohnern im Kern und 4,4 Millionen einschließlich Umland geradezu klein. Die Immobilienpreise an der Themse haben in den letzten Jahren geradezu phantastische Größenordnungen erreicht. Eine durchschnittliche Wohnung kostet mehr als 400.000 Pfund (= 520.000 Euro). Für Besseres muss man ein Mehrfaches davon zahlen.
Im Zeitalter der Globalisierung ist das Kapital weltweit auf der Suche nach neuen Investment-Chancen und rentierlichen Anlagen."
Ein typisches Beispiel für ein solches Immobilien-Großprojekt ist der Londoner Stadtteil Battersea. Hier entsteht seit drei Jahren rund um ein ehemaliges Kohlekraftwerk das neue Viertel Nine Elms. Ein Konsortium aus Malaysia investiert rund 15 Milliarden Pfund in 20.000 Wohneinheiten mit Einkaufszentren, Bürohäusern, Hotels und Freizeiteinrichtungen. Der Preis für ein Zwei-Zimmer-Apartment liegt zwischen 1,6 Millionen und 1,8 Millionen Pfund. Trotz dieser gewaltigen Summe reißen sich Käufer um die Wohnungen. Es gibt offenbar eine entsprechend zahlungskräftige internationale Kundschaft - auch das eine Folge der Globalisierung.
Die Schattenseite der Globalisierung
London ist kein Einzelbeispiel. Einer amerikanischen Studie zufolge haben institutionelle Investoren im vergangenen Jahr weltweit ca. eine Billion Dollar in Wohnungen und Gewerbeimmobilien investiert. Alleine 75 Milliarden Dollar flossen dabei nach New York, 55 Milliarden nach London. Selbst für gut verdienende Londoner wird das Wohnen in der britischen Hauptstadt inzwischen zu teuer. Mancher wandert aufs Land oder in andere Großstädte ab. Das ist die Schattenseite des durch die Globalisierung ausgelösten Immobilienbooms. Die Themse-Metropole verliert damit auf Dauer kreatives und dynamisches Potential - und damit ein Stück Zukunft.