I. Das allgemeine Markt- und Kursrisiko
II. Das Kursrisiko im Besonderen
III. Die Abhängigkeit vom Basiswert
IV. Risikoerhöhung bei exotischen Optionsscheinen
V. Das Risiko der begrenzten Laufzeit
VI. Das Risiko des Totalverlusts
IX. Der Einfluss von Nebenkosten auf die Gewinnerwartung
X. Risikokumulation und fehlende Möglichkeit der Verlustbegrenzung
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Bei der Kapitalanlage in Optionsscheinen können neben den Basisrisiken, die bei allen Wertpapierarten auftreten können, besondere Risiken bestehen. Zudem können bestimmte (Basis-)Risiken stärker ausgeprägt sein als bei anderen Wertpapierarten.
Da Optionsscheine den allgemeinen Gesetzes des Marktes - Angebot und Nachfrage - unterliegen, sollten Sie einen Blick darauf haben, ob für den konkreten Optionsschein ein hinreichend liquider Markt besteht. Stellt der Emittent nicht laufend verbindliche Kauf- und Verkaufskurse, so besteht das Risiko der eingeschränkten Handelbarkeit. Die Kauf- und Verkaufskurse können zudem erheblich voneinander abweichen. Dies gilt in besonderem Maße, wenn es sich um einen exotischen - möglicherweise neuartigen und komplexen - Optionsschein handelt, da die Preisfeststellung in diesem Fall schwierig sein kann.
Durch den Erwerb eines Optionsscheins erlangen Sie kein Recht zum Bezug von Zinsen oder Dividenden. Die Gewinnchance bei Optionsscheinen ergibt sich allein aus einer möglichen Kurssteigung. Daher ist das wesentliche Risiko bei Optionsscheinen das Risiko des Kursverlusts. Welche Faktoren hierauf maßgeblichen Einfluss haben, wird im Folgenden dargestellt.
Der Wert eines Optionsscheins ist abhängig von dem Wert des zugrundeliegenden Basiswerts. Jede Kursveränderung des Basiswerts wirkt sich auf den Wert des Optionsscheins aus. Ein Call-Optionsschein verliert an Wert bei Kursverlusten des Basiswerts, ein Put-Optionsschein verliert an Wert bei Kursgewinnen des Basiswerts.
Alle Faktoren, die den Wert des Basiswerts beeinflussen, wirken sich auch auf den Wert des Optionsscheins aus. Es wird daher empfohlen, zusätzlich zu diesem Kapitel auch die Kapitel zu lesen, in denen die besonderen Risiken, die bei dem jeweiligen Basiswert (z. B. Aktien, Anleihen, Währungen, Rohstoffe) bestehen, zu lesen. Ein vollständiges Bild von den bei dem jeweiligen Optionsschein bestehenden Risiken kann ansonsten nicht entstehen.
Ein Wertverlust kann selbst dann entstehen, wenn sich der Kurs des Basiswerts nicht wesentlich ändert. Wenn der Markt für die Zukunft eine für den Wert des Optionsscheins negativ wirkende Volatilität erwartet, die den tatsächlichen Kursverlauf des Basiswerts überkompensiert, kann die implizite Volatilität zu einem Wertverlust führen. Die Markterwartung spielt auch eine Rolle bei dem Zeitwert des Optionsscheins. Zum Ende der Laufzeit des Optionsscheins beschleunigt sich der Zeitwertverlust, bis er am Ende Null beträgt.
Typisch für Optionsscheine ist die Hebelwirkung. Der Kurs des Basiswerts wird in der Regel nicht 1:1 nachvollzogen, sondern der Wert des Optionsscheins verändert sich überproportional bei Kursveränderungen des Basiswerts. Aufgrund der damit verbundenen Gewinnchancen ist dies ein gewollter Effekt. Bewegt sich der Kurs des Basiswerts allerdings in die "falsche" Richtung, so kann die Hebelwirkung zu erheblichen Kapitalverlusten führen. Dabei gilt: Je größer der Hebel, desto größer das Risiko.
Die bei Optionsscheinen bestehenden besonderen Risiken sind bei exotischen Optionsscheinen noch stärker ausgeprägt.
Bei allen Optionsscheinen, die mit einer Barriere ausgestattet sind, ist das Risiko der Kursveränderung des Basiswerts besonders hoch. Häufig gilt bei diesen Optionsscheinen das Alles-oder-nichts-Prinzip, was diesen Effekt noch verstärkt. Zum einen droht bei Über- bzw. Unterschreiten der Barriere der Totalverlust, zum anderen wird der Wertverfall eines Knock-out-Barrier oder Knock-out-Range Optionsscheins drastisch beschleunigt, wenn der Kurs des Basiswerts sich der Barriere nähert. Das Risiko, dass die Barriere erreicht wird, steigt, wenn sich der Kurs des Basiswerts der Barriere nähert. Eine steigende Volatilität des Basiswerts führt daher in der Regel zu einer drastischen Wertminderung bei Optionsscheinen, die mit einer Barriere versehen sind.
Die Komplexität einiger exotischer Optionsscheine birgt zudem das Risiko, dass Sie nicht alle Risiken voll erfassen. Je komplexer ein Produkt ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, ein wesentliches Risiko zu übersehen. Besondere Ausstattungsmerkmale exotischer Optionsscheine können dazu führen, dass eigentlich bestehende Risiken minimiert werden, andererseits unter bestimmten Bedingungen aber unerwartete Kursveränderungen eintreten.
Wegen der befristeten Laufzeit von Optionsscheinen besteht häufig nicht die Chance, dass während der Laufzeit eingetretene Wertverluste bis zum Laufzeitende wieder aufgeholt werden. Der Zeitwertverfall schreitet bei Herannahen des Fälligkeitstermins besonders schnell voran und es lässt sich häufig kein Käufer mehr für das Wertpapier finden. Je kürzer die Restlaufzeit ist, desto größer ist daher häufig das Risiko eines Wertverlusts. Da der Zeitwertverfall nicht bei allen Basiswerten gleich verläuft, ist es sinnvoll, die Kursverläufe verschiedener Wertpapiere miteinander zu vergleichen.
Das Verlustrisiko bei Optionsscheinen bedeutet häufig, dass dem Inhaber der Totalverlust des eingesetzten Kapitals droht. Aufgrund der Ausgestaltung von Optionsscheinen ist das Totalverlustrisiko größer als bei den meisten anderen Wertpapierarten. Dies resultiert hauptsächlich aus der begrenzten Laufzeit und der Abhängigkeit von verschiedenen Bedingungen. Nicht zuletzt kann auch das Versäumen der Ausübungsfrist durch den Anleger zu einem Totalverlust führen.
Wird der Emittent insolvent, so kann er seinen aus der Begebung der Optionsscheine resultierenden Pflichten nicht nachkommen. In diesem Fall werden die Optionsscheine wertlos und der Anleger erleidet einen Totalverlust des eingesetzten Kapitals. Bei einem Emittenten guter Bonität ist dies äußerst unwahrscheinlich, weshalb auch die Bonität des Emittenten ein Kriterium bei der Auswahl eines geeigneten Optionsscheins sein sollte. Es besteht zusätzlich das Risiko, dass der Emittent des Basiswerts insolvent wird, da der Optionsschein auch die Risiken des Basiswerts mitträgt.
Bei einem in fremder Währung notierenden Optionsschein und bei einem Optionsschein, bei dem der Basiswert in einer fremden Währung notiert, besteht ein Währungsrisiko. Der Preis des Basiswerts und damit auch der innere Wert des Optionsscheins sind abhängig von dem Wechselkurs. Wechselkursschwankungen können trotz eines steigenden Basiswerts zu einem Wertverlust des Optionsscheins führen.
Bei den Transaktionskosten ist zu berücksichtigen, dass es sich häufig um Mindestgebühren oder um ein Fixum handelt, was insbesondere beim Kauf kleiner Stückzahlen von Optionsscheinen unverhältnismäßig zu Buche schlagen kann. Bei Ausübung des Optionsrechts entstehen weitere Kosten. Diese Kosten können im Vergleich zu dem Preis des Optionsscheins sehr hoch sein und diesen im Extremfall sogar überschreiten. Um sie zu kompensieren, muss der Kursausschlag stärker ausfallen als vom Markt angenommen. Zusätzlich sind bei der Betrachtung auch nicht wertpapierbezogene Kosten wie z. B. ein eventuelles Depotführungsentgelt einzubeziehen.
Die bestehenden Risiken können sich durch ihre Ausprägungen und Auswirkungen gegenseitig verstärken ("Risikokumulation"). Häufig besteht nicht die Möglichkeit, die möglichen Verluste zu begrenzen, z. B. weil ein Verkauf des Optionsscheins nicht möglich ist.
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