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Finanzlexikon Aktien im Steuerrecht

Vom Freistellungsauftrag bis zur Abgeltungsteuer – die wichtigsten steuerlichen Regeln und Fallstricke.

Wer in Aktien investiert, denkt zunächst an Kursgewinne, Dividenden und langfristigen Vermögensaufbau. Was viele unterschätzen: Ein erheblicher Teil dieser Erträge unterliegt der Besteuerung. Je nach Anlageform, Haltedauer und persönlicher Situation kann die Steuerlast spürbar ausfallen – oder sich durch gute Vorbereitung deutlich senken lassen.

Ein grundlegendes Verständnis der steuerlichen Rahmenbedingungen ist daher unerlässlich. Denn oft entscheidet nicht nur der Börsenkurs über den Anlageerfolg, sondern auch das, was nach Steuern übrig bleibt.


Die Abgeltungsteuer – Grundprinzip und Mechanik

Seit 2009 gilt in Deutschland die Abgeltungsteuer für Kapitaleinkünfte.

Sie beträgt pauschal 25 % zuzüglich Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer.

Damit liegt der effektive Steuersatz je nach Kirchenzugehörigkeit zwischen ca. 26,4 und 27,8 Prozent.

Erfasst werden durch die Abgeltungsteuer:

  • Kursgewinne beim Verkauf von Aktien oder Fondsanteilen
  • Dividendenzahlungen
  • Erträge aus Derivaten oder Verleihgeschäften

Die Besonderheit: Die Steuer wird automatisch durch die depotführende Bank einbehalten und direkt an das Finanzamt abgeführt.

Eine Angabe in der Steuererklärung ist daher nur dann nötig, wenn Verluste verrechnet oder Kirchensteuer individuell geltend gemacht werden soll.


Der Sparer-Pauschbetrag – kleiner Freibetrag, große Wirkung

Jeder Steuerpflichtige hat Anspruch auf einen Sparer-Pauschbetrag. Dieser beträgt aktuell:

  • 1.000 Euro pro Jahr für Einzelpersonen
  • 2.000 Euro pro Jahr für Ehepaare

Innerhalb dieses Rahmens bleiben Kapitalerträge steuerfrei. Voraussetzung ist, dass ein Freistellungsauftrag bei der Bank gestellt wurde – ansonsten wird die Steuer trotzdem einbehalten, und man muss sie sich später über die Steuererklärung zurückholen.


Verlustverrechnung – was geht, was nicht

Verluste aus Aktiengeschäften dürfen nur mit Gewinnen aus anderen Aktienverkäufen verrechnet werden – nicht mit Zinsen oder Dividenden.

Seit 2021 gelten zudem verschärfte Regeln bei Verlusten aus bestimmten Derivaten (z. B. Optionsscheine, Zertifikate). Hier ist die Verrechnung auf 20.000 Euro pro Jahr begrenzt, was bei komplexen Strategien zu erheblichen steuerlichen Nachteilen führen kann.

Wichtig: Wer in einem Jahr mehr Verluste als Gewinne erzielt, kann den Überschuss in das nächste Jahr vortragen. Auch diese Verlustvorträge sollten dokumentiert und geprüft werden.


Altbestände – steuerfrei oder nicht?

Das deutsche Steuerrecht bei Aktien ist komplex, aber beherrschbar. Wer sich die Mühe macht, seine Freibeträge zu nutzen, Verluste gezielt zu verrechnen und Steuerregeln zu kennen, kann unnötige Belastungen vermeiden – und mehr Netto aus dem Brutto holen."

Aktien, die vor dem 1. Januar 2009 gekauft wurden (sogenannte „Altbestände“), galten ursprünglich als dauerhaft steuerfrei bei Veräußerung. Diese Regelung wurde jedoch für Fondsanteile im Rahmen des Investmentsteuerreformgesetzes ab 2018 geändert.

Für Einzelaktien gilt die Steuerfreiheit weiter – aber nur, wenn keine Depotübertragungen mit Gläubigerwechsel stattgefunden haben. Wer solche Altbestände besitzt, sollte sie genau dokumentieren und steuerlich kenntlich machen – hier besteht großer Gestaltungsspielraum, aber auch Fehlerpotenzial.


Dividenden – scheinbar stabil, aber voll steuerpflichtig

Dividenden gelten als attraktiv, weil sie regelmäßige Ausschüttungen versprechen. Doch Anleger sollten bedenken: Bruttodividenden sind nicht gleich Nettorendite.

Jede Dividende unterliegt sofort der Abgeltungsteuer – unabhängig davon, ob die Aktie gehalten oder verkauft wird. Wer viele Dividendenzahler im Portfolio hat, erzielt also regelmäßig steuerpflichtige Einnahmen – was die Nettorendite reduziert. Besonders relevant ist das bei thesaurierenden Fonds oder bei Dividendensammlern mit hohem Bestand.


Fazit: Steuern sind kein Hindernis – aber ein entscheidender Faktor

Das deutsche Steuerrecht bei Aktien ist komplex, aber beherrschbar. Wer sich die Mühe macht, seine Freibeträge zu nutzen, Verluste gezielt zu verrechnen und Steuerregeln zu kennen, kann unnötige Belastungen vermeiden – und mehr Netto aus dem Brutto holen.

Aktien bleiben auch nach Steuern eine attraktive Anlageform. Doch gerade bei langfristigem Vermögensaufbau zählt nicht nur die Bruttorendite – sondern das, was am Ende tatsächlich auf dem Konto bleibt.

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