Erstmals fließt weltweit mehr Kapital in aktive ETFs als in traditionelle Indexprodukte

Serie Finanzwissen: Flexibilität, das neue Anlageprinzip Aktive ETFs erreichen Rekordzuflüsse

Der ETF, einst Symbol passiver Gleichgültigkeit, wird zum Werkzeug dynamischer Marktsteuerung.

Exchange Traded Funds (ETFs) galten lange als Inbegriff passiver Geldanlage: breit gestreut, kostengünstig, mechanisch an den Markt gekoppelt. Doch 2025 markiert eine Zäsur. Erstmals fließt weltweit mehr Kapital in aktive ETFs als in traditionelle Indexprodukte. Nach Daten von Morningstar beliefen sich die Zuflüsse in den ersten drei Quartalen auf rund 338 Milliarden US-Dollar – mehr als in den drei Jahren zuvor zusammen.

Diese Entwicklung zeigt, dass die Trennung zwischen aktivem und passivem Investieren zunehmend an Bedeutung verliert. Anleger suchen Strategien, die Effizienz und Flexibilität verbinden.


Was aktive ETFs unterscheidet

Aktive ETFs kombinieren die Struktur klassischer Indexfonds mit der Entscheidungsfreiheit aktiver Manager.

Sie werden wie herkömmliche ETFs an der Börse gehandelt, können jedoch ihre Zusammensetzung laufend anpassen – je nach Marktphase, Bewertung oder Risiko.

Die Attraktivität dieser Struktur beruht auf drei Faktoren:

  • Transparenz und Liquidität: Sie sind handelbar wie Aktien und jederzeit bewertbar.
  • Kostenvorteile: Die Gebühren liegen deutlich unter klassischen aktiv gemanagten Fonds.
  • Steuer- und Regulierungsvorteile: In vielen Märkten gelten vereinfachte Meldepflichten und günstigere Besteuerung.

Damit entsteht ein hybrides Produkt, das die Grenzen traditioneller Anlagelogik verwischt.


Anleger suchen Steuerung, nicht nur Teilnahme

Nach Jahren passiver Indexorientierung wächst der Wunsch nach steuerbaren Strategien. Viele Investoren wollen nicht mehr einfach „den Markt“ kaufen, sondern gezielt Einfluss auf Sektoren, Regionen oder Nachhaltigkeit nehmen.

Der Trend zu aktiven ETFs spiegelt diesen Wandel. Er ist Ausdruck einer neuen Selbstverständlichkeit der Anleger, die Kostendisziplin und Marktbewusstsein verbinden wollen. Gerade institutionelle Investoren – Versicherungen, Pensionskassen, Stiftungen – nutzen aktive ETFs, um taktische Allokationen umzusetzen, ohne in klassische Fondsstrukturen zu wechseln.


Markt- und Strukturwandel zugleich

Der ETF, einst Symbol passiver Gleichgültigkeit, wird zum Werkzeug dynamischer Marktsteuerung. Die Zukunft der Geldanlage liegt damit nicht im Entweder-oder, sondern im intelligenten Dazwischen."

Der Boom aktiver ETFs verändert die Fondsbranche grundlegend. Anbieter entwickeln Strategien, die maschinelles Lernen, fundamentale Analyse und Nachhaltigkeitskriterien kombinieren. Besonders stark wächst die Nachfrage in den USA, wo Produktinnovationen schneller regulatorisch umgesetzt werden können.

Europa folgt langsamer, aber mit zunehmender Dynamik. Hier treiben vor allem Themen- und Nachhaltigkeitsstrategien das Wachstum. Der Übergang zur aktiv-dynamischen ETF-Struktur gilt als Antwort auf volatile Märkte, in denen statische Indexnachbildung an ihre Grenzen stößt.


Neue Wettbewerbsebene

Für Fondsgesellschaften bedeutet der Trend eine strategische Herausforderung. Die klassische Trennung zwischen „aktivem Fonds“ und „passivem ETF“ verliert Sinn. Entscheidend wird künftig, wer Daten, Analyse und Anpassungsfähigkeit am besten verbindet.

Auch die Preisstruktur verschiebt sich. Anleger sind bereit, etwas höhere Gebühren zu akzeptieren, wenn sie dafür Flexibilität, Risikomanagement und Transparenz erhalten. Der Wettbewerb wird sich weniger über Kosten, sondern über Qualität der Steuerung entscheiden.


Fazit

Der Siegeszug der aktiven ETFs steht für eine neue Ära der Kapitalanlage: Anleger wollen nicht länger zwischen aktiv und passiv wählen, sondern beides verbinden – Effizienz und Entscheidungsspielraum.

Mit 338 Milliarden Dollar Zuflüssen allein bis September 2025 wird deutlich, dass sich eine dritte Kategorie etabliert: aktiv verwaltete Effizienz. Sie reagiert schneller auf Marktveränderungen und bleibt dennoch kostendiszipliniert.

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