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Finanzlexikon Dachfonds und Zielfonds

In der zunehmend arbeitsteiligen Welt der Kapitalanlage spielen Struktur- und Managementformen eine immer größere Rolle.

Ein klassisches Beispiel für diese Entwicklung ist das Verhältnis von Dachfonds zu Zielfonds. Während klassische Investmentfonds direkt in Aktien, Anleihen oder andere Vermögenswerte investieren, agieren Dachfonds eine Stufe darüber: Sie investieren in andere Fonds, die sogenannten Zielfonds. Diese Konstruktionsweise schafft zusätzliche Diversifikation, eröffnet strategische Steuerungsmöglichkeiten – wirft aber auch Fragen zu Kosten, Transparenz und steuerlicher Effizienz auf.

Was ist ein Dachfonds?

Ein Dachfonds (engl. Fund-of-Fund) ist ein Investmentfonds, dessen Anlageuniversum nicht aus Einzeltiteln, sondern aus anderen Investmentfonds besteht. Er bündelt also mehrere Zielfonds zu einem Gesamtportfolio.

Diese Form des Investments verfolgt das Ziel, durch die Kombination verschiedener Fondsstrategien ein ausgewogenes, breit diversifiziertes Portfolio zu schaffen, das auf spezifische Anlegertypen zugeschnitten ist.

Die Idee dahinter ist klar: Statt als Einzelanleger selbst aus der Vielzahl an verfügbaren Fonds auszuwählen, übernimmt der Dachfonds diese Selektion und Zusammensetzung – professionell, strategisch und gemäß einer festgelegten Risikostruktur.

Typische Vorteile eines Dachfonds:

Gerade für weniger erfahrene Anleger oder für Vermögensverwaltungen mit standardisierten Profilen bieten Dachfonds eine effiziente Möglichkeit, über ein einziges Produkt in ein ganzes Fondsportfolio zu investieren.

Zielfonds – operative Ebene der Anlage

Zielfonds sind jene Fonds, in die ein Dachfonds investiert. Sie operieren auf der klassischen Fondsebene und investieren ihrerseits direkt in Kapitalmarktinstrumente – etwa Aktien, Anleihen, Rohstoffe oder alternative Investments. Die Auswahl dieser Zielfonds erfolgt durch das Management des Dachfonds in Abhängigkeit von der angestrebten Strategie, Risikoneigung und Markteinschätzung.

Zielfonds können sowohl aktiv gemanagte Fonds als auch passive Indexfonds oder ETFs sein. In der Praxis setzen viele Dachfonds auf eine Mischung beider Welten: Passivfonds zur kosteneffizienten Abbildung von Märkten, aktiv gemanagte Fonds zur potenziellen Outperformance in spezifischen Nischen.

Die Funktion der Zielfonds innerhalb eines Dachfonds-Portfolios ist vergleichbar mit der Funktion von Einzelwerten in einem klassischen Fonds: Sie liefern die operative Performance, auf deren Basis der Dachfonds seine Ergebnisse erzielt.

Zusammenspiel von Dachfonds und Zielfonds

Das Verhältnis zwischen Dachfonds und Zielfonds ist geprägt von strategischer Steuerung auf der einen und operativer Umsetzung auf der anderen Seite. Der Dachfondsmanager fungiert als übergeordneter Architekt des Gesamtportfolios. Er entscheidet über:

  • Die Auswahl der Zielfonds nach Stil, Strategie und Qualität,
  • die Gewichtung einzelner Fonds im Gesamtportfolio,
  • die Umschichtung bei Marktveränderungen oder neuen Einschätzungen.

Diese Steuerung erlaubt es, Marktphasen antizipierend zu nutzen, neue Trends einzubinden oder Risiken gezielt zu reduzieren – ohne auf der Ebene einzelner Wertpapiere tätig werden zu müssen. Damit wird der Dachfonds zum strategischen Aggregator, der eine Vielzahl spezialisierter Manager in einem einzigen Produkt zusammenführt.

Kostenstruktur und Transparenz

Dachfonds und Zielfonds repräsentieren eine vertikale Arbeitsteilung im Fondsmanagement, die professionelle Steuerung und operative Umsetzung klar trennt."

Ein häufig genannter Kritikpunkt bei Dachfonds betrifft die Kostenstruktur, die sich aus zwei Ebenen zusammensetzt: Zum einen fallen Gebühren auf Ebene des Dachfonds selbst an (etwa Verwaltungs- und Managementgebühren), zum anderen enthalten auch die Zielfonds eigene Kosten, die über die sogenannte Total Expense Ratio (TER) berücksichtigt werden müssen.

Diese doppelte Kostenebene kann die Gesamtrendite belasten – insbesondere dann, wenn keine klare Outperformance gegenüber einfacheren Fondskonstruktionen erzielt wird. Um diesem Risiko zu begegnen, setzen viele moderne Dachfonds gezielt auf kostengünstige Indexfonds oder ETFs als Zielfonds. Damit lässt sich ein wesentlicher Teil der internen Gebührenstruktur optimieren, ohne auf Diversifikation oder strategische Steuerung zu verzichten.

In puncto Transparenz haben Dachfonds in den letzten Jahren deutlich aufgeholt. Viele Anbieter veröffentlichen regelmäßig die Liste der gehaltenen Zielfonds, deren Gewichtung sowie etwaige Veränderungen in der Allokation. Dennoch bleibt die Transparenz gegenüber einem klassischen Fonds mit Direktinvestitionen tendenziell geringer – ein Faktor, der für institutionelle Anleger mit eigenen Kontroll- und Berichtspflichten bedeutsam sein kann.

Strategische Einsatzmöglichkeiten

Dachfonds sind besonders geeignet für strategische Portfoliobausteine mit vordefinierten Risiko-Rendite-Profilen. In der Praxis finden sie häufig Anwendung:

  • In standardisierten Vermögensverwaltungsmandaten,
  • als Bestandteil fondsgebundener Lebens- oder Rentenversicherungen,
  • in betrieblichen Vorsorgekonzepten oder Pensionsplänen,
  • als Kernkomponente für langfristige Anlagestrategien im Private-Banking-Bereich.

Darüber hinaus sind Dachfonds auch für kleinere institutionelle Anleger oder Stiftungen attraktiv, die sich die direkte Selektion und Überwachung einer Vielzahl von Einzelfonds nicht leisten können oder wollen. Sie profitieren von der eingebetteten Managerselektion, ohne eigenes Research betreiben zu müssen.

Fazit

Dachfonds und Zielfonds repräsentieren eine vertikale Arbeitsteilung im Fondsmanagement, die professionelle Steuerung und operative Umsetzung klar trennt. Dieses Modell ermöglicht eine hohe Flexibilität in der Gestaltung, bietet Zugang zu diversifizierten Strategien und ist zugleich anschlussfähig an unterschiedliche Anlegerbedürfnisse.

Gleichzeitig erfordert die Konstruktion ein hohes Maß an Transparenz, Kostenbewusstsein und strategischer Klarheit. Denn auch wenn der Dachfonds als Gesamtpaket auftritt, bleibt seine Leistung eng an die Qualität, Kosten und Kohärenz der gewählten Zielfonds gekoppelt.

Für viele Anleger – ob institutionell oder privat – ist die Kombination aus strategischer Steuerung und operativer Entlastung ein überzeugendes Argument. Entscheidend ist jedoch, dass die Struktur nicht zur Intransparenz oder zur ineffizienten Gebührenverdopplung führt. Wo dies beachtet wird, entfalten Dachfonds ihr Potenzial als intelligentes Steuerungsinstrument in einem zunehmend komplexen Kapitalmarktumfeld.

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