Erneut empirisch nachgewiesen Der Irrtum vermeintlich sicherer Anlagen
Sicherheit ist bei den Deutschen nach wie vor Trumpf, wenn es um Geldanlagen geht. Allerdings wird Sicherheit oft mehr "gefühlt" als das sie real existiert. Das beweist eine interessante Langzeitstudie, die der Bonner Ökonom Moritz Schularick jetzt vorgelegt hat. Dabei werden die realen Renditen unterschiedlicher Anlageformen untersucht.
Schularick hat umfangreiche Daten aus 16 Industrienationen über fast 150 Jahren ausgewertet. Betrachtet wird die Zeitspanne von 1870 bis 2015. In diesem Zeitraum fanden zwei Weltkriege statt und auch sonst mussten jede Menge Krisen verkraftet werden. Die Studie vergleicht die Renditen von vermeintlich sicheren Anleihen und Geldmarkt-Anlagen mit denen von als riskanter eingestuften Aktien und Immobilien. Zum Teil sind überraschende Ergebnisse festzustellen.
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Negativzinsen gab es schon öfter
Die Renditen von Anleihen und Geldmarkt-Anlagen haben sich im Zeitablauf relativ gleichläufig entwickelt. Dabei gab es durchaus erhebliche Renditeschwankungen mit längeren Phasen negativer Realverzinsung. Unter null sank die reale Rendite während und kurz nach den beiden Weltkriegen. Auch in den 1970er Jahren und Anfang der 1980er bewegten sich die realen Zinsen unter null. Negativzinsen sind also keine Erscheinung unserer Tage. Ausgesprochene Hochzinsphasen waren dagegen die zweite Hälfte der 1920er Jahre und die Jahre um 1990 herum. Insgesamt zeigt die Zeitreihe, dass Anleihen und Geldmarkt-Investments keineswegs eine sichere Realrendite bieten. Die aktuelle Niedrigzinsphase ragt dabei nicht einmal spektakulär heraus.
Immobilien überraschen bei Rendite und Risiko
Auch bei Immobilien und Aktien zeigen sich - erwartungsgemäß - Schwankungen im Zeitablauf. Besonders ausgeprägt sind sie bei Aktien, während sich Immobilien insgesamt als wertstabiler erwiesen haben. Dabei mussten Aktienbesitzer auch einige besondere Tiefs verkraften - während der beiden Weltkriege, in der Weltwirtschaftskrise der 1930er, zu Zeiten der Ölkrise in den 1970ern und in der Finanzkrise 2007/2008. Auffällig dabei: Die Renditen von Immobilien und Aktien sind im Zeitablauf annähernd gleich. Das widerspricht eigentlich der Theorie. Danach müssten die weniger schwankungsanfälligen Immobilienauch weniger rentierlich sein.
Negativzinsen sind also keine Erscheinung unserer Tage."
Sicherheit ist relativ
Eine andere theoretische Erkenntnis wird dagegen bestätigt. Die riskanten Anlagen Aktien und Immobilien rentieren insgesamt besser als die "sicheren" Anlagen Anleihen und Geldmarkt-Papiere. Überraschend ist, dass die Risikoprämie - die Differenz zwischen riskanter Rendite und "sicherem" Zins - im Zeitablauf weniger schwankt als die sichere Realrendite. Es gibt also einen vergleichsweise stabilen Risikoaufschlag für riskante Investments.
Die Studie bestätigt einmal mehr, dass "sichere" Geldanlagen nicht unbedingt halten, was sie versprechen. Sicherheit bezieht sich bei ihnen nur auf einen Aspekt, nämlich das Ausfallrisiko. Bezogen auf Vermögensmehrung sind diese Anlagen alles andere als sicher. "Riskante" Alternativen bieten oft mehr Erfolgsgarantie.
Erst der Mensch, dann das Geschäft