Polen im Umbruch Die wirtschaftlichen Folgen der Wende
Polen gehörte bislang zu den wirtschaftlich dynamischsten Staaten im östlichen Mitteleuropa - nicht zuletzt dank der Mitgliedschaft in der EU. Doch mit der neuen, europakritischen polnischen Regierung könnte sich das ändern.
Die neue Führung um den nationalkonservativen Parteichef Kaczynski, Staatspräsident Duda und die Regierungschefin Szydlo verordnet dem Land derzeit einen harschen Kurswechsel, der nicht nur eine politische, sondern auch eine ökonomische Kehrtwende bedeuten könnte. Nach dem EU-Beitritt im Jahre 2004 hatte Polens Wirtschaft eine erstaunliche Aufwärtsentwicklung verzeichnet. Bisher gab es jedes Jahr ein ordentliches Wachstum - zum Teil über sieben Prozent. Die Arbeitslosigkeit ging parallel dazu von über 20 Prozent auf nunmehr acht Prozent zurück. Selbst in den schwierigen Zeiten der Finanzkrise blieb Polen auf Wachstumskurs, während seine Nachbarn in die Rezession abrutschten.
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Polen - eine Erfolgsgeschichte seit dem EU-Beitritt
Die Förderung durch die EU hat dabei wesentlich zum Aufschwung beigetragen. In den vergangenen zehn Jahren flossen rund 80 Milliarden Euro Fördermittel in das Land - Mittel, die vor allem zum Auf- und Ausbau der Infrastruktur genutzt wurden. Es war aber sicher nicht nur die EU-Förderung, die den Aufschwung bewirkt hat. Unterstützt wurde die positive Entwicklung auch durch eine liberale Wirtschaftspolitik.
In ihrem Gefolge konnte sich die Warschauer Börse zu einem bedeutenden Wertpapier-Marktplatz in Europa entwickeln. Das dynamische Wachstum des Landes zeigte sich in stetig steigenden Kursen. Damit könnte jetzt Schluss sein. Denn die neue, von der nationalkonservativen Partei "Recht und Gerechtigkeit" geführte Regierung scheint einen anderen wirtschaftspolitischen Kurs zu verfolgen.
Wirtschaftspolitischer Kurswechsel - ein Einschnitt?
Man scheint in Polen jetzt dem Staat stärker zu vertrauen als dem Markt."
Einige Einschnitte ins Sozialsystem, die noch unter liberaler Ägide erfolgten, wurden schon wieder zurückgenommen wie die Heraufsetzung des Rentenalters auf 67 Jahre. Außerdem sollen soziale Wohltaten umgesetzt werden wie die Einführung von Kindergeld, Steuerentlastungen für Geringverdiener oder kostenlose Medikamente für Ältere. Finanziert wird dies mit höheren Steuern für die Wirtschaft, gegebenenfalls auch mehr Schulden. Man scheint in Polen jetzt dem Staat stärker zu vertrauen als dem Markt.
Die Warschauer Börse zeigt sich von dem Machtwechsel nicht begeistert. Seit dem Amtsantritt von Staatspräsident Duda im Frühjahr hat der WIG-20, der polnische Aktien-Leitindex, nahezu ein Drittel eingebüßt. Der Rückgang beschleunigte sich dabei noch nach den Parlamentswahlen im Oktober. Wenn man die Kursentwicklung als Gradmesser für die wirtschaftlichen Aussichten nimmt, sieht Polens ökonomische Zukunft düster aus. Doch ganz so schnell droht der Absturz wohl nicht. Immerhin sieht der IWF dieses Jahr noch ein Wachstum von 3,5 Prozent. Wie die Entwicklung weitergehen wird, hängt auch von dem künftigen Verhalten Polens in Europa ab.
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