Kaldemorgen Die Zeiten sind schwer
Klaus Kaldemorgen ist einer der bekanntesten deutschen Fondsmanager. Schon seit 1982 arbeitet er für die DWS - die Fondsgesellschaft der Deutschen Bank. In dieser langen Zeit hat Kaldemorgen manches Auf und Ab an den Kapitalmärkten erlebt. Gute Lehrjahre für seine aktuelle Lageeinschätzung.
In diesen Monaten sieht Kaldemorgen Aktienanleger in besonders stürmischem Fahrwasser und - zu deren Leidwesen - wenig Aussicht für eine baldige Trendwende. Man müsse sich wohl auf eine längere Perspektive mit Wohlstandsverlusten einrichten und wem bei Investments realer Kapitalerhalt gelinge, habe schon viel erreicht. Mehr sei nicht drin.
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Ungünstige Gemengelage aus verschiedenen Faktoren
Eine ungünstige Gemengelage aus verschiedenen Faktoren verhindert laut Kaldemorgen wirklichen Anlageerfolg. Der Klimawandel und seine Folgen, die "heiße" geopolitische Situation, die explodierenden Energiepreise und die Rückkehr der Inflation schaffen ein ebenso herausforderndes wie belastendes Umfeld. Dabei hängt alles mit allem zusammen.
Der Klimawandel verursacht gewaltige Kosten und erfordert massive Anstrengungen zu seiner Begrenzung. Die notwendige Transformation der Wirtschaft belastet die Gewinnchancen vieler Unternehmen, was sich auch in den Aktienkursen niederschlägt. Hinzu kommt der Ukraine-Krieg. Westliche Sanktionen und russische Energielieferstopps haben auf vielen Märkten Preisschocks verursacht, allen voran im Energiesektor. Die steigenden Energiepreise haben der Inflation massiven Auftrieb gegeben. Die EZB tut bisher nur wenig dagegen und erscheint - anders als die Fed - geldpolitisch nur bedingt handlungsfähig.
Wir müssen uns wohl auf eine längere Perspektive mit Wohlstandverlusten einrichten."
Viele Unternehmen sehen mit Sorgen in die Zukunft, am Herbsthimmel ziehen vielleicht bald dunkle Rezessions-Wolken auf. Ein Ende des Krieges in Osteuropa ist ebenso nicht in Sicht. Dabei ist die Auseinandersetzung Russland-Ukraine keineswegs der einzige geopolitische Konflikt. Eine militärische Eskalation zwischen China und Taiwan ist nicht auszuschließen. Die Volksrepublik gerät außerdem in immer schärferen Gegensatz zu den USA. Beide Weltmächte ringen um ihre Stellung auf der Welt. Die Globalisierung scheint ein gutes Stück weit auf dem Rückzug zu sein, Protektionismus macht sich wieder verstärkt breit.
Eine Dekade bis zur Normalisierung der Lage
Kaldemorgen zieht daraus das Fazit, dass die Zeit billiger Güter vorerst vorbei sei. Es werde bis zu zehn Jahre dauern, bis die Wirtschaft alle diese Belastungsfaktoren "verdaut" habe. Bis dahin sei für Aktienanleger bestenfalls mit Renditen im Bereich der Inflationsrate zu rechnen - also (realer) Kapitalerhalt statt Vermögensmehrung. Nicht berauschend, aber immerhin!
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