Dr. Jens Erhardt Erstaunlich viel Pessimismus
Trotz seiner 80 Jahre lenkt Dr. Jens Ehrhardt nach wie vor die Geschicke der von ihm gegründeten Vermögensverwaltung DJE Kapital und gilt als einer der großen Namen in der deutschen Vermögensverwalter-Szene. Auf sein Urteil wird gehört. Zur Lage an den Aktienmärkten hat Ehrhardt wenig Tröstliches zu bieten.
In einem Interview äußerte er sich kürzlich ziemlich pessimistisch zu den Börsenaussichten - zumindest für die nächste Zeit. Trotzdem gebe es einzelne Lichtblicke. Eine technisch begründete Zwischenerholung will er nicht ausschließen und wenn die Börsenstimmung ihren tiefsten Punkt erreicht habe, werde der Einstieg wieder interessanter. Drei Faktoren sind es, die Erhardt zufolge die Börsenkurse nachhaltig belasten: geopolitische Risiken, die Fed-Geldpolitik und Chinas Null-Covid-Strategie.
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1. geopolitische Risiken
Die geopolitische Lage sei derzeit ganz durch den Russland-Ukraine-Krieg geprägt. Er habe die Energiepreise und viele andere Rohstoffpreise explodieren lassen. Ein anderes großes Problem sei die weltweite Verknappung der Nahrungsmittel infolge des Konflikts - betroffen vor allem ärmere Länder in Afrika und anderen Weltregionen. Die induzierten drastischen Preisanstiege seien mehr als ein kurzfristiger Schock, sondern eine nachhaltige Belastung - nicht zuletzt für Deutschland, dessen billige Energieversorgung bisher ein Wettbewerbsvorteil gewesen sei.
2. Fed-Geldpolitik
Mit der scharfen Zinswende in den USA habe die Fed eine deutlich restriktivere Geldpolitik eingeleitet. Dabei beschränke sie sich nicht auf höhere Leitzinsen, sondern wolle auch sonst Finanzierungen teurer machen, um die Inflation zu bekämpfen. Die US-Börsen würden darauf konsequent mit deutlichen Kursverlusten reagieren, was entsprechend auf die globalen Aktienmärkte ausstrahle. Der Zinsanstieg habe gleichzeitig zu Kursverlusten bei Anleihen geführt - vor allem bei Langläufern. Eine vergleichbare Situation habe es zuletzt 1987 gegeben.
Derzeit sind die Börsenperspektiven eher bescheiden."
3. Chinas Null-Covid-Strategie
Erhardt sieht Chinas Null-Covid-Strategie vor dem Scheitern. Es sei eine Illusion, das Virus dauerhaft von dem Land fernhalten zu wollen. Die erneuten Lockdowns belasteten die chinesische Wirtschaft und brächten die Lieferketten noch mehr durcheinander als ohnehin schon. Hinzu kämen der kriselnde Immobilienmarkt im Reich der Mitte und eine zunehmend dirigistische Wirtschaftspolitik. Schlechte Aussichten für Deutschland als Exporteur nach China und schlecht für die Aktienkurse.
Zusammenfassend ist festzustellen: derzeit sind die Börsenperspektiven eher bescheiden und eine schnelle Wendung zum Besseren ist nicht in Sicht. Bleibt zu hoffen, dass der Boden bald erreicht ist.
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