Der Goldpreis hat in den vergangenen zwei Jahren eine beeindruckende Entwicklung durchlaufen

Berenberg-Experte Gold mit weiterem Aufwärtspotenzial

Der Goldpreis hat in den vergangenen zwei Jahren eine beeindruckende Entwicklung durchlaufen. Zwischen Mai 2022 und Mai 2024 legte der Preis des Edelmetalls um fast 30 Prozent zu – und das trotz eines signifikanten Rückgangs der globalen Bestände von Gold-ETFs um etwa 25 Prozent. Ein Zeichen dafür, dass Anleger Gold weiterhin als wertstabilen Vermögenswert schätzen.

Ulrich Urbahn, Leiter der Multi Asset Strategy & Research bei Berenberg, sieht Potenzial für weitere Preisgewinne und erwartet, dass Gold in den kommenden Monaten von geopolitischen Spannungen, Inflationsrisiken und einer unsicheren wirtschaftlichen Lage profitieren wird.

Steigende Goldpreise trotz sinkender ETF-Bestände

Die Diskrepanz zwischen dem Anstieg des Goldpreises und den schwindenden ETF-Beständen scheint zunächst paradox: Ein Rückgang der ETF-Bestände spricht normalerweise für eine geringere Nachfrage, was zu sinkenden Preisen führen könnte. Dennoch stieg der Goldpreis kontinuierlich. Für Urbahn zeigt dies, dass die Nachfrage von Privatanlegern und institutionellen Investoren nach physischem Gold und Münzen unverändert hoch ist. In wirtschaftlich unsicheren Zeiten, in denen klassische Investments an Stabilität verlieren, bleibt das Interesse an Gold als "sicherem Hafen" stark.

Zudem führen geopolitische Spannungen und die wachsende Unsicherheit über die Geldpolitik großer Notenbanken dazu, dass Gold an Attraktivität gewinnt. Die Aussicht auf höhere Zinsen in den USA und in Europa scheint Anleger kaum abzuschrecken, im Gegenteil: Gold hat seine Funktion als Inflationsschutz bestätigt und könnte weiter zulegen, da die Nachfrage bei steigendem Inflationsdruck oder Rezessionssorgen zunimmt.

Gold als Inflationsschutz und geopolitischer Absicherung

Gold gilt traditionell als wertstabiler Schutz in Zeiten hoher Inflation. Während der Inflationsdruck in den USA und Europa in den letzten Jahren konstant hoch blieb, suchen Anleger zunehmend Alternativen, um ihr Portfolio gegen die abnehmende Kaufkraft abzusichern. Urbahn argumentiert, dass Gold trotz der gestiegenen Zinsen seine Attraktivität beibehalten konnte, weil viele Investoren in einem Umfeld potenziell steigender Teuerungsraten und geopolitischer Spannungen bewusst auf Gold setzen. Vor allem die politische Unsicherheit und wirtschaftlichen Spannungen in Ländern wie China, Russland und den USA könnten das Interesse an Gold als Inflationsschutz und als Schutz vor globalen Unruhen weiterhin antreiben.

Potenzielle Unterstützungsfaktoren für steigende Goldpreise

Mehrere Faktoren könnten dem Goldpreis in den kommenden Monaten weiteren Auftrieb verleihen. Zunächst bleibt die wirtschaftliche Unsicherheit global hoch, was die Nachfrage nach sicheren Anlagen verstärken könnte. Zusätzlich könnten Zinserhöhungen durch die Zentralbanken kurzfristig ausbleiben oder geringer ausfallen als bisher erwartet, was den Goldpreis positiv beeinflussen würde. Denn niedrigere Zinsen verringern die Opportunitätskosten von Gold, das selbst keine Zinsen oder Dividenden abwirft.

Ein weiterer Unterstützungsfaktor ist der nachlassende Dollar, dessen Stärke in den letzten Monaten zu einer Abkühlung kam. Da Gold in Dollar gehandelt wird, bedeutet ein schwächerer Dollar, dass Anleger außerhalb der USA weniger für das Edelmetall zahlen müssen, was die Nachfrage ebenfalls erhöhen könnte.

Darüber hinaus sprechen saisonale und zyklische Faktoren für eine stabile Nachfrage nach Gold: Traditionell steigt die Nachfrage nach Gold in der zweiten Jahreshälfte, was vor allem auf erhöhte Käufe in Asien zurückzuführen ist, wo in der Fest- und Hochzeitssaison Goldgeschenke sehr beliebt sind.

Die Rolle der Zentralbanken und institutioneller Investoren

Gold könnte weiterhin als Stabilitätsanker für Investoren dient, die Schutz vor Inflation und geopolitischen Risiken suchen."

Interessanterweise haben in letzter Zeit auch Zentralbanken begonnen, ihre Goldbestände aufzustocken. Gerade aufstrebende Märkte, wie etwa China und Indien, setzen vermehrt auf Gold als Teil ihrer Währungsreserven. Die Notenbanken möchten durch Goldkäufe ihre Abhängigkeit vom US-Dollar reduzieren und ihre eigenen Währungen stabilisieren. Diese Käufe könnten sich positiv auf den Preis auswirken, da die Zentralbanken langfristig orientierte Akteure sind und tendenziell große Mengen an Gold kaufen.

Zusätzlich haben institutionelle Investoren Gold als festen Bestandteil in ihre Anlagestrategien integriert. Viele Fonds und Vermögensverwalter sehen Gold als eine Möglichkeit, das Risiko in einem diversifizierten Portfolio zu reduzieren und gleichzeitig die Renditechancen zu erhöhen, insbesondere in Zeiten wirtschaftlicher Turbulenzen.

Prognosen und mögliche Szenarien

Ulrich Urbahn geht davon aus, dass der Goldpreis mittelfristig weiter steigen könnte, da die Gründe für den bisherigen Anstieg weiterhin Bestand haben. Sollte es zu einer globalen Konjunkturabkühlung oder einem erneuten Anstieg der Inflation kommen, könnten Investoren Gold als Absicherung nutzen, was zu einem weiteren Nachfrageanstieg führen würde. Auch geopolitische Krisen sind oft Treiber für den Goldpreis. Szenarien wie ein Handelskonflikt zwischen den USA und China oder politische Spannungen im Nahen Osten hätten das Potenzial, Gold als krisenfestes Investment noch beliebter zu machen.

Allerdings weist Urbahn darauf hin, dass der Goldpreis durchaus auch Rückschläge erleben könnte, etwa wenn die Inflation stärker sinkt als erwartet oder die geopolitischen Spannungen abnehmen. Kurzfristige Schwankungen wären möglich, und durch einen plötzlichen Zinssprung seitens der Zentralbanken wäre es denkbar, dass Investoren wieder vermehrt auf zinsbringende Anlagen setzten.

Fazit

Obwohl die globalen Bestände von Gold-ETFs zuletzt gesunken sind, zeigt der steigende Goldpreis, dass das Edelmetall in einem volatilen Marktumfeld nach wie vor gefragt ist. Die kommenden Monate könnten entscheidend für die Preisentwicklung sein, abhängig von der globalen wirtschaftlichen Lage, den Entscheidungen der Notenbanken und den geopolitischen Spannungen.

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