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Finanzlexikon Immobilienverrentung: Darauf sollten Sie achten.

Die Immobilienverrentung gewinnt in einer alternden Gesellschaft zunehmend an Relevanz. Sie bietet älteren Immobilieneigentümerinnen und -eigentümern die Möglichkeit, aus ihrem gebundenen Sachwert laufende Rentenzahlungen oder eine Einmalzahlung zu generieren – und gleichzeitig weiter in der vertrauten Umgebung wohnen zu bleiben.

Doch dieses Modell setzt ein hohes Maß an Vertrauen voraus: in den Vertragspartner, die rechtliche Gestaltung und die langfristige Absicherung der eigenen Rechte. Umso wichtiger ist es, sich mit den Schutzmechanismen bei der Immobilienverrentung gründlich auseinanderzusetzen. Denn nur wer weiß, worauf zu achten ist, kann eine informierte und langfristig tragfähige Entscheidung treffen.

Das lebenslange Wohnrecht – Kernstück der vertraglichen Absicherung

Das Wohnrecht ist die zentrale Absicherung der bisherigen Eigentümerin oder des Eigentümers. Es garantiert, dass die betroffene Person – trotz Eigentumsübertragung – dauerhaft und uneingeschränkt in der Immobilie wohnen bleiben darf. Damit dieses Recht auch bei späterem Eigentümerwechsel oder Insolvenz des Käufers Bestand hat, ist es unerlässlich, das Wohnrecht notariell zu beurkunden und grundbuchlich absichern zu lassen.

Diese Eintragung im Grundbuch stellt sicher, dass das Wohnrecht auch im Falle eines Weiterverkaufs oder bei finanziellen Schwierigkeiten des Käufers rechtlich geschützt bleibt. Bei einfachen schuldrechtlichen Vereinbarungen – etwa nur im Kaufvertrag erwähnt, aber nicht eingetragen – besteht dieses Schutzlevel nicht.

Wichtig ist auch die genaue Ausgestaltung: Das Wohnrecht sollte lebenslang gelten, mietfrei sein und ausdrücklich auch Mitbenutzung von Garten, Nebenräumen oder Garage einschließen, sofern dies gewünscht ist.

Rentenzahlungen mit Absicherung – Bonität und Rangordnung

Bei einem Verkauf gegen monatliche Rentenzahlungen – also dem klassischen Leibrentenmodell – steht und fällt die Sicherheit mit der Zahlungsfähigkeit des Käufers. Umso wichtiger ist es, die Rentenzahlung ebenfalls grundbuchlich abzusichern, beispielsweise durch eine sogenannte Reallast. Diese sorgt dafür, dass das Grundstück oder die Immobilie selbst für die Zahlung haftet – unabhängig von der finanziellen Situation des Käufers.

Dabei ist besonders auf die Rangfolge im Grundbuch zu achten. Je höher die Reallast eingetragen ist, desto stärker ist sie abgesichert. Wenn etwa noch Hypotheken oder Grundschulden vor ihr rangieren, kann es im Insolvenzfall zu Ausfällen kommen. Eine Reallast in erster Rangstelle ist daher ein bedeutender Schutzmechanismus.

Rücktrittsrechte und Rückübertragungsvereinbarungen

Ein weiterer Baustein in der Schutzarchitektur ist das vertraglich vereinbarte Rücktrittsrecht. Dieses greift etwa dann, wenn der Käufer seinen Verpflichtungen – etwa zur Zahlung der Rente oder zur Einhaltung des Wohnrechts – nicht nachkommt. In solchen Fällen sollte vertraglich geregelt sein, dass die Immobilie rückabgewickelt oder zurückübertragen werden kann. Solche Rückübertragungsvereinbarungen müssen klar und rechtssicher formuliert werden, idealerweise unter notarieller Aufsicht.

Sie bieten ein erhebliches Maß an Sicherheit – nicht nur gegenüber unseriösen Anbietern, sondern auch für den Fall persönlicher Veränderungen auf Käuferseite, etwa bei Tod, Scheidung oder Zahlungsunfähigkeit.

Anbieterauswahl und Transparenz: Seriosität ist prüfbar

Der Markt für Immobilienverrentung ist in den letzten Jahren stark gewachsen – was auch unseriöse oder intransparente Anbieter auf den Plan gerufen hat.

Umso wichtiger ist eine gründliche Prüfung des Vertragspartners. Einige Indikatoren für Seriosität sind:

  • nachvollziehbares Geschäftsmodell und transparente Konditionen
  • Erfahrung im Markt und positive Kundenbewertungen
  • Mitgliedschaft in relevanten Branchenverbänden oder Qualitätssiegeln
  • Bereitschaft, Verträge offen zu legen und rechtliche Beratung zu ermöglichen

Zudem sollten betroffene Personen darauf bestehen, keine Verträge ohne vorherige unabhängige Prüfung zu unterzeichnen.

Ein/e Fachanwält:in für Erbrecht oder Immobilienrecht sowie ein:Steuerberater:in können helfen, die langfristigen Konsequenzen umfassend zu beurteilen.

Bewertung und Gutachten – objektive Grundlage schaffen

Die Immobilienverrentung kann eine sinnvolle und flexible Lösung zur Einkommenssicherung im Alter sein – aber nur dann, wenn die Schutzmechanismen klar, verlässlich und rechtssicher verankert sind. Ohne notarielle Absicherung, Grundbucheinträge, Reallasten und Rücktrittsrechte geraten Eigentümerinnen und Eigentümer in eine riskante Abhängigkeit von ihrer Vertragspartnerseite."

Die Wertermittlung der Immobilie ist die Grundlage für jede Form der Verrentung – sei es in Form einer Einmalzahlung, einer monatlichen Rente oder eines Teilverkaufs. Deshalb ist es essenziell, auf ein unabhängiges Verkehrswertgutachten zu bestehen – möglichst von einem öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen. Nur so lässt sich einschätzen, ob die angebotenen Zahlungen tatsächlich angemessen sind oder ob der Verkauf unter Wert erfolgt.

Auch sollte offengelegt werden, welche Bewertungsparameter zur Anwendung kommen – etwa Lebenserwartung, Marktwertabschläge wegen Wohnrechts oder Diskontsätze für Rentenzahlungen. Transparenz an dieser Stelle schützt vor struktureller Benachteiligung.

Nachfolgeregelung und erbrechtliche Klarheit

Nicht zuletzt sollte auch die Frage geklärt werden, was mit der Immobilie nach dem Tod des/der bisherigen Eigentümer:in geschieht – insbesondere bei Teilverkäufen oder Rückübertragungsrechten. Erben sollten frühzeitig informiert und – soweit möglich – in die Überlegungen einbezogen werden.

Ist das Ziel, die Immobilie in der Familie zu halten, sind alternative Modelle wie Nießbrauch, Schenkung mit Rückforderungsvorbehalt oder Verkauf innerhalb der Familie unter bestimmten Bedingungen möglicherweise geeigneter.

Fazit: Immobilienverrentung nur mit stabiler rechtlicher Grundlage

Die Immobilienverrentung kann eine sinnvolle und flexible Lösung zur Einkommenssicherung im Alter sein – aber nur dann, wenn die Schutzmechanismen klar, verlässlich und rechtssicher verankert sind. Ohne notarielle Absicherung, Grundbucheinträge, Reallasten und Rücktrittsrechte geraten Eigentümerinnen und Eigentümer in eine riskante Abhängigkeit von ihrer Vertragspartnerseite.

Ein sicherer Verrentungsvertrag braucht mehr als ein attraktives Angebot – er braucht Verständnis, Rechtsberatung und sorgfältige Prüfung. Wer diesen Weg geht, kann im Alter Liquidität gewinnen, ohne das eigene Zuhause aufzugeben – aber nur, wenn alle rechtlichen Fundamente stabil sind.

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