Die Wandlung von Sixt In München Steuern sparen

Pullach bei München kennt man vor allem als früheren Sitz des Bundesnachrichtendienstes, in der Gemeinde befindet sich mit Sixt aber auch einer der größten Autovermieter Deutschlands. Lange florierte das Sixt-Geschäft. Jetzt hat Corona dem Unternehmen einen schweren Einbruch beschert und es musste Staatshilfe in Anspruch nehmen.

Von einem Steuergeschenk will der Unternehmenslenker und größte Aktionär Erich Sixt trotzdem nicht sprechen. Der Unternehmer ist sonst eher dafür bekannt, gegen zu viel Staat und Besteuerung von großen Vermögen zu sein. Auch praktisch hat der 75jährige beim Steuern-Sparen schon von sich reden gemacht. Sein Name tauchte vor einiger Zeit im Zusammenhang mit einer Sparkonstruktion auf Malta auf. Sixt betont jetzt, bei der Staatshilfe handele es sich um einen Kredit, der mit Zinsen zurückgezahlt werden müsse.

Corona-Auswirkungen noch im März unterschätzt

Tatsächlich hat die Corona-Krise die Autoverleiher schwer gebeutelt. Durch die faktische totale Einstellung des internationalen Flugverkehrs ist die Autovermietung an den Flughäfen - eine wichtige Säule des Geschäfts - zum Erliegen kommen. Wo keine Ferien- und Dienstreisen mehr stattfinden, werden auch keine Mietwagen benötigt. Das hat nicht nur Sixt getroffen. Sixt-Konkurrent Hertz musste bereits in den USA Insolvenz anmelden. Soweit ist es bei dem Pullacher Unternehmen nicht, aber die Liquidität wurde auch hier durch den Lockdown enorm belastet. Als Unternehmen der Reisebranche ist Sixt momentan der Zugang zum Kapitalmarkt verschlossen.

Dabei hatte sich Erich Sixt noch im März, als schon dunkle Corona-Wolken am Konjunktur-Himmel aufzogen, gerühmt, bisher noch jede Krise erfolgreich und mit Gewinn gemeistert zu haben. So sei es in der Ölkrise in den 1970er Jahren gewesen, in Zeit nach dem 11. September und in der Finanzkrise. Bei der Vorlage der Jahresbilanz 2019 sprach der Unternehmer noch vom besten Jahr der Sixt-Geschichte und wollte in Corona allenfalls eine kleine Delle erkennen. Ein gründlicher Irrtum, dem - das ist fairerweise zu sagen - nicht nur Erich Sixt unterlegen ist.

Ein einzigartiges Ereignis

Jetzt spricht er in Bezug von Corona von einem einzigartigen Ereignis, das auch einzigartige Maßnahmen erforderlich mache. Sixt erhält von der KfW rund eine Milliarde Euro als Kredithilfe. 460 Millionen Euro kommen zusätzlich von der Bayerischen Landesbank, von der Commerzbank, der DZ Bank und der Unicredit. Tatsächlich muss das Geld nebst Zinsen zurückgezahlt werden. Insofern hat Erich Sixt schon Recht mit seiner Feststellung, es handele sich nicht um ein Steuergeschenk.

Wo keine Ferien- und Dienstreisen mehr stattfinden, werden auch keine Mietwagen benötigt."

Fest steht aber auch, dass das Milliarden-Paket ohne die KfW nicht zustande gekommen wäre und nicht zu solchen Konditionen. Die Staatsbank trägt den größten Teil des Ausfallrisikos. Und ein Steuergeschenk gab es doch noch.

Von der ab Juli für sechs Monate reduzierten Mehrwertsteuer dürfte auch Sixt profitieren. Ob das Unternehmen die Steuerersparnis voll an seine Kunden weitergeben wird, ist offen. Positiv dürfte auf jeden Fall der Absatzeffekt sein.