Kaufkraft rückläufig? Inflation und Realzins
Warum selbst Zinsen nicht automatisch Kaufkraft erhalten.
Nach Jahren ohne Zinsen verdienen Sparer wieder Geld auf ihre Guthaben. Tagesgeld, Festgeld und Geldmarkt-ETFs bieten wieder Erträge, die vor Kurzem undenkbar waren. Doch der Schein trügt: Trotz steigender Zinsen bleibt die Kaufkraft vieler Guthaben rückläufig. Der Grund liegt im sogenannten Realzins – also der Differenz zwischen Nominalzins und Inflation. Erst wenn diese Balance positiv ist, wächst Vermögen real.
Wenn Zinsen und Preise gegeneinander arbeiten
In einer Welt mit schwankender Inflation bleibt der Erhalt von Kaufkraft ein dynamisches Ziel, das Zinsbewusstsein, Diversifikation und langfristige Perspektive verlangt."
Ein Nominalzins zeigt, wie viel Geld eine Anlage jährlich abwirft. Doch entscheidend ist, was davon nach Abzug der Inflation übrig bleibt. Liegt die Teuerungsrate bei vier Prozent, der Zins aber nur bei drei, verliert das Vermögen real an Wert – auch wenn der Kontostand steigt.
Diese Differenz macht den Realzins zu einer zentralen Kennzahl für die tatsächliche Rendite. In Phasen hoher Inflation reicht ein sichtbarer Zins also nicht, um Vermögen zu schützen. Er kaschiert den Wertverlust, ohne ihn auszugleichen.
Das Comeback der Sparer – mit Einschränkungen
Nach Jahren des Nullzinses empfinden viele Sparer die aktuelle Zinsphase als Rückkehr zur Normalität. Tatsächlich haben Zentralbanken durch Leitzinserhöhungen eine gewisse Entlastung geschaffen. Doch die Preissteigerungen in Energie, Dienstleistungen und Wohnkosten verlaufen weiterhin höher als die Guthabenzinsen.
Damit ergibt sich ein paradoxes Bild: Die Zinsen steigen, aber der reale Vermögenszuwachs bleibt negativ. Die gefühlte Erholung ist also eine nominale, keine reale.
Realzins als Maßstab für Vermögenserhalt
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Der Realzins bestimmt, ob Sparen Wert erhält oder Kaufkraft kostet.
- Positiver Realzins: Der Zins liegt über der Inflationsrate – Vermögen wächst real.
- Negativer Realzins: Die Inflation frisst Erträge auf – Vermögen verliert an Substanz.
In den vergangenen Jahren war der Realzins in Deutschland und Europa fast durchgehend negativ.
Erst bei sinkender Inflation oder weiter steigenden Marktzinsen könnte sich das Verhältnis wieder zugunsten der Sparer drehen.
Konsequenzen für die Geldanlage
Wer langfristig Vermögen sichern will, muss stärker auf reale Werte achten. Dazu zählen Unternehmensbeteiligungen, Sachanlagen oder inflationsindexierte Anleihen, die sich an der Preisentwicklung orientieren. Auch breit gestreute Fonds können helfen, den realen Wertzuwachs zu stabilisieren.
Reines Sparen auf Konten bleibt dagegen riskant, wenn die Inflation dauerhaft über den Zinsen liegt. Die eigentliche Sicherheit des Guthabens verliert dann ihren ökonomischen Sinn – es bleibt nominal erhalten, aber real schmilzt es.
Psychologie des Zinsgefühls
Zinsen erzeugen das Gefühl von Stabilität, weil sie sichtbar und berechenbar sind. Doch dieses Gefühl kann täuschen. Die meisten Menschen orientieren sich am Nominalwert ihres Kontos und unterschätzen den Einfluss der Preisentwicklung. Diese kognitive Verzerrung – der „Geldillusion“ – verdankt die Finanzbranche ihre größte Konstanz: den Glauben, dass steigende Zahlen automatisch Wohlstand bedeuten.
Fazit
Zinsen allein schützen nicht vor Wertverlust. Erst der Realzins zeigt, ob Kapital tatsächlich wächst oder schrumpft. In einer Welt mit schwankender Inflation bleibt der Erhalt von Kaufkraft ein dynamisches Ziel, das Zinsbewusstsein, Diversifikation und langfristige Perspektive verlangt. Sparer müssen wieder lernen, zwischen Zahl und Wert zu unterscheiden – und verstehen, dass Stabilität nicht im Nominalzins liegt, sondern im realen Ertrag.
"Finanzplanung ist Lebensplanung - Geben Sie beidem nachhaltig Sinn!"











