Die Glocke der legendären Titanic

Auch berühmte Schiffe galten als unsinkbar Kann eine Deutsche Bank untergehen?

Seit mehr als hundert Jahren gilt die Deutsche Bank als Flaggschiff der deutschen "Bankenflotte". Doch dem langjährigen Branchenprimus geht es so schlecht wie noch nie. Und erstmals kommen bisher unvorstellbare Gedankenspiele auf - vom möglichen Aus von Deutschlands erstem Geldhaus.

Es wäre ein Schock wie seinerzeit der Untergang des Titanic - die als größtes Schiff der Welt für unsinkbar gehalten wurde und doch auf ihrer Jungfernfahrt an einem Eisberg ebenso scheiterte wie an dem Ehrgeiz ihrer Eigner. Die als unsinkbar geltende Titanic beendete die Jungfernfahrt am 14. April 1912 auf dem Meeresgrund. Auch das war seinerzeit völlig undenkbar gewesen.

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Rekordverlust lässt Vertrauen schwinden 

Die Öffentlichkeit horchte auf, als Deutsche Bank-Chef John Cryan sich Anfang Februar zu der Versicherung veranlasst sah, sein Haus sei grundsolide. Fast zeitgleich musste der Vorstand pflichtgemäß bekanntgeben, dass die Bank auch 2015/2016 in der Lage sein werde, die Zinsen für bestimmte neuartige Anleihen zu zahlen. Üblicherweise werden solche Mitteilungen als Alarmsignale verstanden. Denn ein Kreditinstitut, das solches verkünden muss, hat offenkundig mit massivem Vertrauensverlust zu kämpfen. Der ist am Börsenkurs der Deutschen Bank klar abzulesen. In den ersten Wochen dieses Jahres hatte die Aktie fast 40 Prozent an Wert verloren - weit mehr als der auch sonst recht gebeutelte deutsche Aktienmarkt. 

Vorausgegangen war die Bekanntgabe eines in der Geschichte des Instituts einmaligen Rekordverlustes von 6,7 Milliarden Euro für 2015. Trotz vieler schlechter Nachrichten zuvor - damit hatten Aktionäre und Analysten nicht gerechnet. Seither sind die Zweifel, ob es der Deutschen Bank gelingen wird, in absehbarer Zeit aus der Krise zu kommen, drastisch gewachsen. In diesem Jahr drohen wieder erhebliche Prozessrisiken. Die schon gebildeten Rückstellungen von 5,5 Mrd. Euro werden auch nach Meinung von John Cryan nicht ausreichen. Die wahrscheinlich nötige Aufstockung sei im Finanzplan bereits berücksichtigt. Um die Lage etwas zu beruhigen, hat die Deutsche Bank jetzt ein milliardenschweres Anleiheaufkauf-Programm gestartet. Knapp 4,8 Mrd. Euro an eigenen Papieren sollen vom Markt zurückgekauft werden. Ob das den Aktienkurs stabilisieren kann, wird sich allerdings erst zeigen müssen. 

In den ersten Wochen dieses Jahres hatte die Aktie fast 40 Prozent an Wert verloren."

Perspektiven für die Zukunft gefragt 

Tatsächlich sind es vor allem die nicht ersichtlichen Perspektiven, die dem Institut schaden. Die sich verschlechternden Aussichten der Weltwirtschaft und anhaltenden Niedrigzinsen lassen nicht unbedingt auf eine positive Ertragsentwicklung hoffen. Chancen und Risiken im Investmentbanking sind kaum abzuschätzen. Neue Gefahren drohen überdies vom niedrigen Ölpreis, der viele Energieunternehmen unter Druck bringt - und damit auch die finanzierenden Banken. Kostensenkung und Stellenabbau alleine garantieren außerdem noch keinen unternehmerischen Erfolg. Auch wenn die Deutsche Bank sicher nicht akut existenzgefährdet ist, es wird einiger Anstrengungen bedürfen, um das verloren gegangene Vertrauen wiederherzustellen.

In weiter Ferne sieht man schon erste Eisberge.

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