Mancher italienischer Bürger und wohl auch etliche Unternehmen brachten ihr Geld in Sicherheit

Keine stabilen politischen Verhältnisse Kapitalflucht in Italien

Nach den politischen Wirren um die Regierungsbildung in Italien und dem Erschrecken über das dortige Links-Rechts-Bündnis mit seinem angekündigten europakritischem Kurs hat sich die Lage wieder etwas beruhigt. Wer bereits einen Sturm über dem Euro-Raum aufziehen sah, macht sich jetzt wieder mehr Hoffnung, dass sich die dunklen Wolken doch noch verziehen könnten.

Aber die "italienischen Verhältnisse" bleiben ein Unsicherheitsfaktor im europäischen Geschehen. Und offensichtlich trauen die Italiener ihrer neuen politischen Führung selbst nicht über den Weg. Als die Krise Ende Mai zu eskalieren schien, flossen aus Italien binnen weniger Tage rund eine Milliarde Euro ins Ausland ab. Mancher italienischer Bürger und wohl auch etliche Unternehmen brachten ihr Geld in Sicherheit.

Noch keine griechischen Ausmaße 

Die Kapitalflucht hat keine "griechischen Ausmaße" erreicht. Als dort die eurokritische Syriza-Bewegung 2015 an die Macht kam, folgte ein wahrer Sturm auf die Banken. Diese mussten daraufhin zeitweise sogar ihre Pforten schließen. Aber der Geldabzug zeigt, wie empfindlich auf abrupte politische Kurswechsel mit Gefahren für die eigenen Ersparnisse reagiert wird. Die neue italienische Regierung bemüht sich denn auch nach Kräften, die Gemüter zu beruhigen. Ein Austritt aus dem Euro oder gar ein "Itaxit" sind einstweilen von der Tagesordnung verschwunden und Regierungschef Conte gibt sich diplomatisch. 

Aber von Italien gehen weiter Risiken für den Euro-Raum aus. Die italienische Staatsverschuldung bleibt mit 2,3 Billionen Euro gigantisch hoch und dürfte unter der neuen Regierung weiter wachsen. In den Bilanzen italienischer Banken stehen nach wie vor faule Kredite in Höhe von über 300 Milliarden Euro. Was  wenig wahrgenommen wird ist, dass Italien auch über das europäische Zahlungsverkehrssystem Target 2 tief in der Kreide steht. Dieses System zum Zahlungs-Clearing bei länderübergreifenden Zahlungen im Euro-System funktioniert ähnlich wie ein Überziehungskredit. Italien hat hier derzeit einen negativen Saldo von mehr als 400 Milliarden Euro. 

Die italienische Staatsverschuldung bleibt mit 2,3 Billionen Euro gigantisch hoch und dürfte unter der neuen Regierung weiter wachsen."

Die EZB finanziert Italien 

Die riesige Schuldenlast ist wohl mit ein Grund dafür, warum die EZB weiterhin an ihrer Nullzinspolitik festhält. 

Ein deutlicher Zinsanstieg würde Italien schnell in Bedrängnis bringen. Über ihr Anleihekaufprogramm ist die EZB inzwischen auch zum größten italienischen Staats-Gläubiger aufgestiegen, nachdem sonst kaum noch jemand italienische Staatspapiere haben will. 

Die Lage Italiens bleibt fragil.

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