Traumschiffe als Wirtschaftsfaktor Kreuzfahrten boomen
1,8 Millionen Deutsche nutzten 2014 Kreuzfahrt-Angebote, das ist ein Zuwachs von fünf Prozent und bedeutet - länderbezogen - einen europäischen Marktanteil von 28 Prozent.
Damit haben die Bundesbürger erstmals die lange führenden Briten von Platz 1 verdrängt. Hier waren die Zahlen sogar rückläufig, die Zahl der Kreuzfahrt-Teilnehmer aus dem Vereinigten Königreich ging letztes Jahr um vier Prozent zurück. Negativwachstum verzeichneten auch andere europäische Länder. Insofern ist die deutsche Entwicklung schon bemerkenswert.
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Deutsche übertreffen Briten als Kreuzfahrer
In der Pro-Kopf-Betrachtung sind allerdings immer noch die Briten die häufigsten Kreuzfahrer. Ob dies mit der Seefahrttradition des Landes zusammenhängt, mag dahingestellt sein. Jedenfalls zeigen die deutschen Zahlen konsequent nach oben. Galten Schiffsreisen früher hierzulande als etwas Exklusives für Reisende mit gut gefülltem Geldbeutel, haben viele Deutsche sie inzwischen als Möglichkeit für bezahlbaren Urlaub entdeckt.
Ganz preiswert ist das Vergnügen aber nach wie vor nicht. 172 Euro pro Tag gaben Schiffsreisende im letzten Jahr für eine Kreuzfahrt aus. Landausflüge und Einkäufe an Bord sind dabei noch nicht mitgerechnet.
Positive Wirtschaftsbilanz mit Schatten
Bei der Kreuzfahrt-Industrie steht die Bundesrepublik nicht an erster Stelle. Hier ist Italien führend, gefolgt von Deutschland und Großbritannien. Das Geschäft mit den Schiffsreisen ist ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor. Die Wirtschaftsleistung der Branche betrug 2014 40,2 Milliarden Euro. Dabei werden die Ausgaben der Anbieter und Betreiber sowie der Passagiere zusammengerechnet.
Die Ausgaben für Schiffsbetrieb und -bau beliefen sich auf 17,2 Milliarden Euro. Damit wurden unter anderem fast 350.000 Beschäftigte bezahlt, deren Zahl um drei Prozent zunahm. Dennoch bleiben Kreuzfahrten in der Tourismus-Industrie ein Nischensegment. Ihr Anteil an den Reisebuchungen insgesamt liegt bei etwa drei Prozent.
Kreuzfahrten sind eine noch vor wenigen Jahren undenkbare Urlaubsform für Jedermann geworden."
Umweltverschmutzung muss reduziert werden
Und trotz der insgesamt positiven wirtschaftlichen Zahlen - es gibt auch Probleme. Umweltschützern sind die Emissionen und die Verwendung umweltschädlicher Treibstoffe bei den Schiffen ein Dorn im Auge. Für Emissionen gelten bereits ab diesem Jahr strengere Bestimmungen. Die Reedereien stöhnen unter den schärferen Umweltauflagen.
Die Krisenherde in Nahost und der Ukraine führen außerdem zu Beschränkungen beim Angebot. Etliche früher gerne besuchte Ziele können heute nicht mehr angelaufen werden. Immer mehr Passagiere beginnen ihre Kreuzfahrt heute ausserhalb Europas. Rund 5,9 Millionen Gäste machten letztes Jahr davon Gebrauch. Ob dies auf die Krisenherde im europäischen Umfeld zurückzuführen oder eine Folge veränderten Reiseverhaltens ist, steht allerdings noch nicht fest.