Historisch bedingt? Männer nehmen häufiger Kredite auf als Frauen

Historisch betrachtet, müssten Männer als die Kreditnehmer dastehen, denn vor einigen Jahrzehnten war es völlig üblich, dass die Geldgeschäfte in der Hand der Männer waren. Dazu gehörten freilich auch Kredite – doch wer einmal mit seinen Großeltern über Geld gesprochen hat, weiß, dass diese Generation nicht über Kredite spricht oder sie nutzt.

Eine Umfrage von www.kreditheld.de hat zutage gebracht, dass Männer häufiger einen Kredit aufnehmen als Frauen und auch, dass die Kreditsumme höher ist. Aber woher kommt das eigentlich? War das schon immer so? Dieser Artikel schaut sich das Kreditthema rund um den Mann einmal genauer an. 

Sind Männer kreditfreudiger

Es ist immer schwer zu sagen, ob Männer wirklich kreditfreudiger sind. Das hat mehrere Gründe, die teils in der Vergangenheit begründet sind und daher »alte« Umfragen weiterhin beeinträchtigen:

  • Historisch – noch bis in die 80er war es auch in Deutschland so, dass Männer im finanziellen Bereich das Sagen hatten. Alte Kreditstatistiken führen daher häufig Männer als Kreditnehmer auf, auch wenn eigentlich die Ehegatten gemeinsam das Geld liehen.
  • Konditionen – aus finanzieller Sicht ist es heute sogar noch sinnvoll, wenn ein Mann einen gemeinsamen Kredit abschließt. Es kam nämlich heraus, dass Männer die besseren Konditionen erhalten. Das sollte freilich nicht so sein, doch kamen Tarifexperten zu diesem Ergebnis.
  • Ausnahmen – im Osten Deutschlands führen übrigens durchweg die Frauen die Kreditrangliste an. Das kann eventuell damit erklärt werden, dass – aus weiblicher Sicht – die Frauen in der DDR stets fortschrittlicher waren und selbstständig Geld verdienten. Diese Eigenständigkeit wird sich bis heute fortsetzen.

Ob Männer bereits in der Vergangenheit kreditfreudiger waren oder ob sie es heute in der Tat sind, lässt sich also nicht abschließend klären. In der Vergangenheit entschieden häufig einfach die Männer über das gemeinsame Geld, sodass ihr Name unter dem Kreditvertrag stand. Heute kann es durchaus möglich sein, dass der Mann den Kredit für gemeinsame Anschaffungen aufnimmt, da er die besseren Konditionen erhält.

Wofür werden Kredite genutzt?

Letztendlich ist es unerheblich, wer den Kredit aufnimmt, denn im Ergebnis zählt, für was das Geld verwendet wird. Männer nehmen im Schnitt knapp über 10.200 Euro auf, während Frauen unter der 10.000-Marke bleiben. In diesem Bereich stehen drei Nutzungsarten im Vordergrund:

  • Elektronik – TV-Geräte, Spielkonsolen, aber auch Waschmaschinen gehören zu den häufigsten Anschaffungen der deutschen Männer.
  • Wohnung – rund um die Wohnung werden ebenfalls Kredite aufgenommen. Renovierungen, Umzüge, die Einrichtung – das alles sind Ausgaben, die vom Kreditgeld geleistet werden.
  • Umschuldung – in diesen Bereich zählen zwei Punkte: Die Ablöse eines alten Kredits, da der neue bessere Konditionen hat, und der Ausgleich des Dispokredits. 

In Bezug auf die Umschuldung ist der Dispositionskredit besonders zu betrachten. Dispokredite rangieren auf Platz drei, gleich hinter Autofinanzierungen und Konsumentenkrediten.

Dass ein Kredit aufgenommen wird, um den Dispokredit abzulösen und das Konto auszugleichen, zeugt wiederum von langfristigen Denken und finanziellem Geschick.

Die Zinsen des Dispokredits sind stets höher als die eines normalen Kredits, sodass sich der Ausgleich lohnt.

Natürlich nehmen auch Männer Kredite für die Anschaffung von Wohneigentum und für die Autofinanzierung auf. Diese zählen jedoch nicht zu den typischen Konsumentenkrediten.

Zudem gibt es weitere Kreditarten, bei denen Männer die Rangliste auch anführen, die aber von Kreditinstituten nicht als Kredit gewertet werden:

  • Finanzierungen – sämtliche Finanzierungen, beispielsweise von Smartphones, sind ebenfalls Kredite. Die »Kreditrate« wird monatlich über die Grundgebühr an den Anbieter bezahlt.
  • Ratenzahlungen – Einkäufe in Onlineshops oder im örtlichen Handel, die mittels Ratenzahlungen beglichen werden, sind ebenfalls Kredite.

Was sollte bei der Kreditaufnahme beachtet werden?

Allgemein sollte kein Kredit aus dem Blauen heraus aufgenommen werden. Zu diesem Fakt gibt es laut der Kreditheld-Umfrage tatsächlich erschreckende Zahlen, denn über 60 Prozent der insgesamt befragten Personen keinen Kreditvergleich durchführen. Ein Fehler, denn wer vorab vergleicht, findet oft interessante und günstige Angebote:

  • Bonus – es gibt gerade für Neukunden oft Angebote mit Minuszinsen. Wird der Kredit in der festgelegten Zeit zurückbezahlt, kommt sogar ein Plus heraus. Denn insgesamt wird weniger Geld zurückbezahlt, als vorher aufgenommen wurde.
  • Zinsen und Konditionen – hier gibt es viel Geld zu sparen. Zwar können Kunden nur beschränkt auf die Zinsen einwirken, da diese sich auch nach der persönlichen Kreditwürdigkeit berechnen, doch bezüglich der Konditionen gibt es Spielraum. Kann der Kredit ohne Aufschläge vorab zurückbezahlt werden? Gibt es Sondertilgungen? Zwar erscheinen diese Faktoren bei der Aufnahme eher unwichtig, doch kann sich eine frühzeitige Rückzahlung finanziell lohnen.
  • Kreditarten – wer einfach zur Hausbank geht, muss mit deren Konditionen und Angeboten leben. Viele Menschen benötigen jedoch weitaus weniger Geld, als die Bank ihnen anbietet. Online gibt es viele Angebote zu Kleinkrediten von bis zu 1.500 oder 2.500 Euro. Diese Kredite eignen sich zwar nicht, um ein Auto zu kaufen oder größere Anschaffungen zu tätigen, doch für die erste Wohnungsausstattung oder für neue Elektrogeräte sind sie ideal. Der Vorteil: Die Rückzahlung ist zeitlich und in ihrer Höhe übersichtlich und der Kreditnehmer ist bald wieder frei von dieser Belastung.

Übrigens macht es besonders bezüglich einer Autofinanzierung Sinn, sich abseits des Autohauses umzuschauen.

Fakt ist, dass Männer eine höhere Summe aufnehmen und dass die Kredite gerne für Elektrogeräte, die Wohnung und zur Umschuldung verwendet werden.

Oftmals sind privat aufgenommene Kredite günstiger, zudem können Autokäufer auf diese Weise weitere Rabatte beim Händler erhalten. Wer bar bezahlt, der bekommt fast immer einen Sofortzahlerrabatt. Gleichfalls hält die eigene Bank den Fahrzeugbrief nicht ein, die Autobank hingegen schon.

Fazit – Gründe für Männerdomäne unklar

Es ist natürlich ein Leichtes, anhand von Zahlen zu sagen, dass Männer mehr Kredite aufnehmen. Häufig hat das aber auch in Beziehungen schlichtweg den Grund, dass Männer aufgrund des oft höheren Einkommens bessere Konditionen bekommen. Und ob Männer schon in der Vergangenheit kreditfreudiger waren, ist aus gesellschaftlichen Gründen kaum zu belegen – zumindest in Westdeutschland.

Etwas erschreckend ist, dass ausgerechnet der Dispokredit beliebt und gerne genutzt wird, denn der ist auch bei Männern eine der Hauptursachen der Verschuldung.