Die schlechten Meldungen reißen nicht ab Magellan-Pleite und die Konsequenzen
Ende Mai musste der Hamburger Containerinvestment-Anbieter Magellan Insolvenz anmelden. Seither bangen rund 9.000 Anleger, die insgesamt etwa 350 Mio. Euro in das Geschäft mit der Container-Vermietung investiert hatten, um ihr Geld.
Aktuell verdüstern sich ihre Aussichten immer mehr, denn der vorläufige Insolvenzverwalter hat alle Zahlungen aus Mieten an die Investoren eingestellt. Dabei hatten sich die Anleger zunächst Hoffnung machen können, glimpflich bei der Magellan-Pleite davonzukommen. Denn als Eigentümer der Container gehört ihr investiertes Kapital nicht zur Insolvenzmasse. Und sofern Mieten für die Transportbehältnisse weiterhin fließen, steht ihnen ein Anspruch daran zu. Das Problem der Anleger schien daher vor allem darin zu bestehen, ein Betreiber- und Management-Modell zu finden, das weiter für die Containervermietung sorgt. Denn eine Vermietung in Eigenregie dürfte kaum in Betracht kommen.
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Unklare Verträge zu Eigentums-Verhältnissen
Doch so eindeutig wie gedacht ist es mit den Eigentumsverhältnissen wohl nicht. Insolvenzverwalter Borchardt hat bei der Prüfung der Anleger-Verträge erhebliche Widersprüche festgestellt, was die Eigentumsübertragungen, -rückübertragungen und Mietansprüche betrifft. Von daher ist zumindest zweifelhaft, ob die Investoren tatsächlich zu Eigentümern der Transportboxen geworden sind. Gleichzeitig stehen damit auch Mietansprüche in Frage. Dies bildete für den Insolvenzverwalter den Anlass, Zahlungen bis auf Weiteres zu stoppen. Erst eine rechtliche Klärung wird Gewissheit verschaffen. Das Ergebnis könnte unerfreuliche Folgen haben.
Sollte sich herausstellen, dass tatsächlich kein Container-Eigentum besteht, hätten die Investoren keine unmittelbaren Rechte an den Transportbehältern, die dann ebenfalls zur Insolvenzmasse gehören würden. Damit würden auch ihre finanziellen Ansprüche im Rahmen des Insolvenzverfahrens behandelt. Die Chancen, hier das investierte Geld wieder zu sehen, stehen eher schlecht, zumindest muss man sich auf erhebliche Verluste einstellen. Der Einnahme-Ausfall aus den Container-Mieten wirkt da fast als das geringere Übel.
Es ist ungeklärt, ob die Investoren tatsächlich zu Eigentümern der Transportboxen geworden sind."
Ungewissheit bis zur Klärung
Der Insolvenzverwalter strebt eine Klärung des umstrittenen Sachverhalts in einem Musterprozess an. Bis eine Entscheidung fällt, dürften etliche Monate vergehen. Solange müssen die Investoren mit der Ungewissheit leben. Die "Opfer"-Anwälte haben mittlerweile angedroht, unmittelbar an die Mietkunden von Magellan - die Container nutzenden Reedereien - heranzutreten, um Mietzahlungen an ihre Mandanten unmittelbar einzufordern. Ob das Erfolg hat, steht einstweilen in den Sternen. Insolvenzverwalter Borchardt warnt, Mietforderungen im großen Stil könnten die Reedereien veranlassen, wegen der bestehenden Rechtsunsicherheit ihre Zahlungen erst einmal ganz einzufrieren.
Das wäre sowohl für die Anleger als auch für das stark angeschlagene Unternehmen Magellan fatal. Das Insolvenzverfahren wird voraussichtlich am 1. September eröffnet. Die erste Gläubigerversammlung soll im Oktober stattfinden. Bis dahin muss auch feststehen, ob Magellan liquidiert oder verkauft werden soll.
Erst der Mensch, dann das Geschäft